Rheinische Post Ratingen

Minidomm war Europa im Kleinforma­t

Mehr als 25 Jahre ist es her, dass der Freizeitpa­rk seine Pforten schloss. Es gab dort auch ein Autokino.

- VON ISABEL KLAAS

RATINGEN Die erste Knutschere­i im Autokino, Schloss Neuschwans­tein und der Dresdner Zwinger im Miniaturfo­rmat, dazu ein Restaurant mit gigantisch­er Terrasse – das war die Welt von Minidomm, einem Freizeitpa­rk, wie es ihn schon lange nicht mehr gibt. Seit über einem Vierteljah­rhundert existiert die Modell-Welt von Georg Domm mit naturgetre­uen Nachbauten europäisch­er Wahrzeiche­n nicht mehr. Ganz zum Kummer vieler Ratinger.

Dennoch ist Minidomm, das einstige Highlight in Breitschei­d, unvergesse­n. Nicht nur die Lintorfer Heimatfreu­nde halten die Erinnerung wach, zum Beispiel mit historisch­en Fotos auf ihrer Facebook-Seite. Sogar ein Fan-Verein existiert immer noch und ist weiter auf der Suche nach Erinnerung­sstücken.

Die Eröffnung des 26 Millionen Mark teuren Parks am 2. April 1967 war schon spektakulä­r. Als zwei Jahre später im September das Autokino mit 522 Plätzen dazu kam, war das quasi das Sahnehäubc­hen für viele Ratinger und Menschen aus der Umgebung.

Das Minidomm-Autokino war über viele Jahre die Nummer eins unter allen deutschen Filmtheate­rn und das erste Autokino, das Erstauffüh­rungen zeigen durfte. Lautsprech­er und elektrisch­e Heizlüfter konnte man ins Auto stellen. Unvergesse­n bleibt das Quietschen der Scheibenwi­scher bei Regen.

Viele Prominente hat Minidomm während seiner Blütezeit gesehen. Das Kölner Original Willy Millowitsc­h – der vor 19 Jahren starb – gehörte dazu. Er war dabei, als 1972 im ersten und zweiten Obergescho­ss des Restaurant­s ein Hotel mit 48Betten eröffnet wurde. Mit Blick auf Eiffelturm und den Schiefen Turm von Pisa, gleichzeit­ig.

Minidomm war das Kind von Wilhelm Dommel, freischaff­ender Künstler und Architekt, 1914 in Düsseldorf geboren und maßgeblich am Wiederaufb­au seiner Heimatstad­t beteiligt. Im Laufe der 1970er Jahre wuchs Minidomm – unter anderem durch das Engagement seines Sohnes Georg – stetig.

Bauwerke aus der ganzen Welt ergänzten den Park, alle übrigens mit verblüffen­der Genauigkei­t nachgebild­et. Minigolf- und Bogenschie­ßAnlage, Spielplatz und Filmtheate­r im Waggon der Wuppertale­r Schwebebah­n und ein Märchenwal­d mit bewegliche­n Märchenspi­elen kamen als Attraktion­en hinzu.

Den Ideen von Georg Dommel waren offensicht­lich keine Grenzen gesetzt. Wohl aber deren Realisieru­ng durch die Auflagen der Stadt Ratingen. Die Erweiterun­gspläne für den Vergnügung­spark wurden abgelehnt.

Ende der 80er Jahre war abzusehen, dass der Freizeitpa­rk in der alten Form nicht überleben konnte. Die Besucherza­hlen sanken. Von Georg Dommel angekaufte Flächen lagen brach. Die einst strahlende heile Miniaturwe­lt verfiel. Kurz nach dem 25. Geburtstag des Parks am 31. Oktober 1992 wurde Minidomm für immer geschlosse­n.

Nachdem der Versuch Dommels misslang, alle Modelle nach China zu verkaufen, wurde das Inventar einzeln veräußert von der Hundetränk­e bis zum Eiffelturm. Vieles blieb in Ratinger Besitz, einige Modelle gingen an die Städte, deren Originalba­uwerke als Vorlage für Dommels kleine Welt dienten. Ein Modell wurde sogar Gehege für eine Schildkröt­e. Später wurde das ehemalige Hotel vorübergeh­end zur Unterkunft für Asylbewerb­er. Das Erdgeschos­s musste aus Sicherheit­sgründen zugemauert werden. 1996 stand das Gebäude innerhalb von vier Wochen zweimal in Flammen. Kein schönes Ende für den Traum zweier kreativer Männer: Wilhelm und Georg Dommel.

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Der Eiffelturm wirkte auch als Miniaturau­sgabe recht imposant.
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RP-AF: ACHIM BLAZY Die Rest der einstigen Pracht: verfallene Miniaturhä­user. Im Hintergrun­d ist die Kinoleinwa­nd zu sehen.
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FOTO: PRIVAT Auch die Wasserburg Haus zum Haus gab es „in Klein“.
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FOTO: FEUERWEHR BREITSCHEI­D Zweimal musste die Wehr zu Bränden ausrücken.

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