Rheinische Post Ratingen

Aktionäre erhalten 52 Milliarden Euro

Die Dividenden der deutschen Aktiengese­llschaften steigen um 11,6 Prozent auf einen Rekordwert. An den meisten Bundesbürg­ern geht der Geldsegen allerdings vorbei. Nur jeder Sechste legt direkt oder indirekt an der Börse an.

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FRANKFURT (dpa) Die glänzenden Geschäfte vieler börsennoti­erter Unternehme­n schlagen sich auch auf den Konten der Aktionäre nieder. Deutschlan­ds Aktiengese­llschaften überweisen den Anteilseig­nern einer Studie zufolge in diesem Jahr in der Summe so viel Geld wie nie. Die Dividende von rund 600 untersucht­en Unternehme­n steigt um 11,6 Prozent auf den Rekordwert von insgesamt 52,6 Milliarden Euro. Das geht aus einer Untersuchu­ng der Deutschen Schutzvere­inigung für Wertpapier­besitz ( DSW), der privaten FOM Hochschule in Essen und der Research-Plattform „Dividenden-Adel“hervor.

Den Löwenantei­l überweisen erneut die 30 Mitglieder des Leitindex Dax (zusammenge­rechnet rund 35,8 Milliarden Euro, plus 11,5 Prozent). Die 50 mittelgroß­en Unternehme­n im MDax schütten insgesamt 9,5 Milliarden Euro aus, gut acht Prozent mehr als 2017. Im SDax sind es 46 Prozent, im TecDax dagegen lediglich 4,3 Prozent mehr als im Vorjahr. Von den 160 Firmen in den vier Indizes zahlen 88 Prozent eine Dividende.

DSW-Hauptgesch­äftsführer Marc Tüngler verwies bei der Präsentati­on der Studie auf das gute Umfeld angesichts des Konjunktur­booms und der Niedrigzin­sen. „Hier kein Geld zu verdienen, ist nahezu unmöglich. Insofern ist es umso bedenklich­er, wenn Unternehme­n in diesem Umfeld nicht performen oder sich nicht in der Lage sehen, eine Dividende zu zahlen“, sagte der Aktionärsv­ertreter laut Redetext. „Wann, wenn nicht jetzt?“

Vielfach bleibe das Dividenden­wachstum allerdings hinter dem Gewinnanst­ieg zurück, kritisiert­e Tüngler: „Trotz der Rekordsumm­e und einem Zuwachs von 11,6 Prozent könnte und müsste es eigentlich deutlich mehr sein.“Die Aktionärsv­ertreter halten eine Ausschüttu­ngsquote von 50 Prozent für gerechtfer­tigt. Doch statt sich dieser Zahl anzunähern, nutzten etliche Unternehme­n die hohen Gewinne dazu, die Quoten weiter zu reduzieren, kritisiert­e Tüngler.

An den meisten Bundesbürg­ern geht der Dividenden­regen ohnehin vorbei. Zwar ist die Zahl der Aktionäre in Deutschlan­d 2017 auf den höchsten Stand seit zehn Jahren gestiegen. Etwas mehr als zehn Millionen Menschen hierzuland­e besaßen laut Deutschem Aktieninst­itut (DAI) Aktien und/oder Anteile an Aktienfond­s. 15,7 Prozent der Bevölkerun­g ab 14 Jahre, also etwa jeder Sechste legte demnach direkt oder indirekt Geld an der Börse an. Die Quote ist dem DAI zufolge im Vergleich zu anderen Industriel­ändern aber immer noch sehr niedrig.

Ob Anteilseig­ner auch in den nächsten Jahren mit Rekordauss­chüttungen rechnen können, ist fraglich. Tüngler verwies auf die Herausford­erungen durch die Digitalisi­erung sowie mögliche US-Strafzölle auf Stahl und Aluminium:. „Es kann somit gut sein, dass das Jahr 2019 das vorläufige Ende der Dividenden­rekordjagd markiert.“

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