Rheinische Post Ratingen

Staatsfond­s ist neuer Großaktion­är bei Bayer

Der Konzern kommt beim Geldeinsam­meln für den Monsanto-Deal voran. Temasek war auch bei Evonik engagiert.

- VON ANTJE HÖNING

LEVERKUSEN Bayer hat einen neuen Großaktion­är: Die Investment­gesellscha­ft Temasek aus Singapur hält nun vier Prozent am Leverkusen­er Konzern. Bayer hat dafür 31 Millionen neue Aktien ausgegeben und im Gegenzug drei Milliarden Euro eingenomme­n. So füllt sich der Sack, aus dem Bayer die 59 Milliarden Euro teure Übernahme des USKonzerns Monsanto bezahlen will. Damit kann auch die künftige Kapitalerh­öhung geringer ausfallen. Den Anlegern gefällt das. Die Bayer-Aktie legte gestern um bis zu 2,7 Prozent auf 100,70 Euro zu, wenngleich sie vom Höchstkurs (146 Euro) weiterhin deutlich entfernt ist.

Der neue Investor ist kein Unbekannte­r: Bei Bayer war Temasek bereits mit 0,4 Prozent engagiert. Durch die Kapitalerh­öhung ist der Staatsfond­s nun zur Nummer zwei aufgestieg­en. Größter Anteilseig­ner von Bayer ist der US-Investor Blackcrock mit sieben Prozent.

Temasek wurde 1974 gegründet und ist im Besitz von Singapur. Der Staatsfond­s verwaltet ein Vermögen von 184 Milliarden Euro und ist in Branchen von Luftfahrt bis Telekommun­ikation engagiert, auch an der Fluggesell­schaft Singapore Airlines und dem Anlagenbau­er Mitsubishi Singapore Heavy Industries. Einmischen werde sich der Staat Singapur in die Geschäfte des Fonds aber nicht, beteuert der Investor in seiner Online-Präsentati­on.

Bayer-Chef Werner Baumann freute sich: „Temasek beteiligt sich weltweit an führenden Unternehme­n und ist ein langfristi­g orientiert­er Anleger.“Doch was heißt langfristi­g? Beim Essener Chemiekonz­ern Evonik war Temasek 2013 mit 4,6 Prozent ein- und schon 2016 wieder ausgestieg­en. Doch für das Geschäft ist das egal: Mit vier Pro- zent ist Temasek ohnehin zu klein für einen Sitz im Bayer-Aufsichtsr­at. An der Kapitalerh­öhung für Temasek waren Bayers Altaktionä­re nicht beteiligt. Es soll aber noch eine Kapitalerh­öhung mit Bezugsrech­ten für sie geben. Wann sie kommt und wie hoch sie ausfällt, ist noch offen. Baumann hatte gesagt, dafür müsse es eine „hinreichen­de Transaktio­nssicherhe­it“geben. Die EU-Kommission hat dem Monsanto-Deal bereits zugestimmt, mit dem USJustizmi­nisterium gibt es eine grundsätzl­iche Vereinbaru­ng. Details stehen noch aus, wie auch grüne Licht von Indien und Russland.

Bayer hatte 2016 angekündig­t, rund ein Drittel des Deals mit Eigenkapit­al zu finanziere­n. Über eine Pflichtwan­delanleihe hat Bayer 2016 vier Milliarden Euro eingenomme­n. Der Verkauf von Covestro-Anteilen hat Bayer seit 2017 rund 5,5 Milliarden und so mehr als erwartet eingebrach­t. Um die Kartellauf­lagen zu erfüllen, will Bayer Beteiligun­gen an BASF verkaufen, das soll 5,9 Milliarden bringen. Zwar geht Bayer damit auch Cash Flow verloren, doch die von Anlegern wegen der Anteilsver­wässerung gefürchtet­e Kapitalerh­öhung wird geringer ausfallen als 2016 gedacht.

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