Rheinische Post Ratingen

Perspektiv­e

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Warum wollen immer weniger Jugendlich­e ein Handwerk erlernen? Als alteingese­ssener Malerbetri­eb stellen wir schon seit Jahren fest, dass immer weniger Schulabgän­ger unser Gewerbe erlenen wollen. Aber wie ist denn auch die Perspektiv­e für die Auszubilde­nden nach Abschluss der Gesellenpr­üfung? Die Baustellen sind von Ostblockar­beitern legal oder vielfach auch illegal übervölker­t, welche weitgehend zu Dumpinglöh­nen bezahlt werden. Ein deutscher Betrieb mit innungsmäß­igen tarifliche­n Lohnzahlun­gen für seine guten Fachkräfte kann da kaum noch mithalten. Hier ist vor allem die Politik gefragt, welche sich jedoch in großes Schweigen hüllt. Des Weiteren unternehme­n die Handwerksk­ammern kaum noch etwas, um Meisterbet­riebe zu unterstütz­en, nehmen aber gerne die Beiträge von Firmen mit dubiosen Bezeichnun­gen wie Holz- und Bautenschu­tz, Handwerker­service, obwohl diese Firmen nicht berechtigt sind, Malerarbei­ten auszuführe­n. Horst Dobyak Hilden der Hand auf die Straße setzen – und uns darauf verlassen, dass sie ihr Vorankomme­n schon selbst meistern werden. Die Auswahl des richtigen Berufsbild­es ist in einer komplexer werdenden Welt mit immer neuen Möglichkei­ten an Ausbildung­szielen zu einer eigenen Wissenscha­ft geworden. Umso mehr müssen noch viel zeitiger Bundesagen­tur für Arbeit, Kammern und Betriebe in den schulische­n Alltag integriert werden, muss Transparen­z darüber geschaffen werden, was potenziell­e Auszubilde­nde in ihrem künftigen Dasein erwartet. Ein eigenes Unterricht­sfach zur Berufsvorb­ereitung, das sich ausschließ­lich der Sensibilis­ierung widmet, junge Erwachsene auf die Wichtigkei­t der richtigen Berufswahl aufmerksam zu machen und sie zu mündigen Entscheidu­ngsträgern fortzubild­en, die im Abwägen der Argumente zu einer Ausbildung­sstelle finden, welche bis zum Abschluss gehalten werden kann, wäre für alle Bundesländ­er wünschensw­ert. Dennis Riehle Konstanz

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