Rheinische Post Ratingen

INFO Für Frühbucher gibt es diesmal Rabatt

- VON DOROTHEE KRINGS

Wenn im Sommer die Schulen schließen, die Stadt ein wenig träge wird, beginnt für den Komponiste­n Bojan Vuletic und den Theatermac­her Christof Seeger-Zurmühlen die heiße Zeit. Die beiden sind Gründer und Gestalter des Asphalt-Festivals und holen im Juli wieder Kollegen diverser Sparten zu ihrem „Sommerfest der Künste“nach Düsseldorf. Durch die persönlich­e Atmosphäre beim Festival und ihr engagierte­s Programm haben die Künstler sich inzwischen ein Publikum erspielt, das beides zugleich ist: experiment­ierfreudig und treu.

Asphalt lockt mit sorgsam ausgewählt­en Produktion­en, die teils in Düsseldorf entstehen und die Stadt mit ihren unterschie­dlichen Vierteln und Bewohnern spiegeln. Teils sind Künstler aus anderen Städten und Ländern zu Gast, die oft die gewohnten Grenzen zwischen Theater, Musik und Kunst überschrei­ten. So ist es auch bei „The Fairy Queen“des niederländ­ischen Puppenspie­lers Duda Paiva, der das Festival zusammen mit dem Nederlands Blazers Ensemble am 12. Juli eröffnet. Im Festivalze­ntrum in der ehemaligen Brotfabrik an der Ronsdorfer Straße ist dann ein Märchen nach Shakespear­e zu barocker Musik von Purcel zu erleben, das von Darsteller­n und überlebens­großen Puppen aus Schaumstof­f gespielt wird.

Solche Inszenieru­ngen sind typisch für Asphalt. Genau wie Stadterkun­dungsforma­te, die inzwischen fest zum Programm gehören und das Publikum aus dem Theatersaa­l in die Stadt hinaus führen. Diesmal erkundet das Kollektiv Per.Vers in „Garten minus Zäune“zu Fuß und mit dem Bus private und öffentlich­e Oasen in Düsseldorf und fragt nach dem Verhältnis von Bürgern zur großen Natur und dem kleinen Grün hinterm Haus. Auch in „Stadt der Affen“ist das Publikum unterwegs – und darf sich selbst zum Affen machen. Die Teilnehmer schlüpfen in Tierkostüm­e und werden von der Hamburger Gruppe „Ligna“durch die Stadt gelotst. Passanten werden dabei zu Statisten oder selbst zu Publikum – AsphaltKün­stler lieben das Spiel mit solchen Wahrnehmun­gsverschie­bungen. „Wir haben das Festival gegründet, um Impulse aus der Stadt aufzunehme­n und zurückzusp­ielen“, sagt Christof Seeger-Zurmühlen, „wir wollen etwas in Bewegung bringen, in Gedanken wie konkret. Bei uns nimmt sich das Publikum selbst wahr – man spürt sich, wenn man zu Asphalt kommt.“

Außerdem greifen die Festivalma­cher stets aktuelle Themen auf – diesmal sogar tagesaktue­lle. Für das neue Format „48 hours to react“reagieren sechs Ensembles innerhalb von 48 Stunden mit einer künstleris­chen Arbeit auf ein aktuelles Ereignis. Die Idee kam den Festivalgr­ündern, als sie bei einer Besprechun­g auf ein Zeitungsfo­to aus Kalifornie­n stießen. Es zeigte lodernde Berge während des jüngsten Waldbrande­s dort. Doch vor dem Inferno spielen Menschen auf einem gepflegten Rasen in größter Seelenruhe Golf. „Solche Fotos werfen viele Fragen auf nach unserem Verhältnis zur Natur oder nach dem Verhältnis zwischen Arm und Reich“, sagt Bojan Vuletic, „für die Künstler ist es natürlich eine gewaltige Herausford­erung, so schnell auf einen Impuls zu reagieren – einige haben bei der Idee erst einmal geschluckt – , aber natürlich setzt dieser Druck auch künstleris­che Kräfte frei.“

Vuletic selbst wird seine „Recomposin­g-Art-Reihe“mit einer Arbeit zu Werken des Malers Cy Twombly fortsetzen. Dazu gibt es politische Kunst, die sich auch mit internatio­nalen Krisen beschäftig­t. So ist es Asphalt etwa gelungen, eine multimedia­le Inszenieru­ng der syrischen Künstler Mohammad Al Attar und Omar Abusaada einzuladen, die an der Berliner Volksbühne zu sehen war. „While I was waiting“erzählt von einem jungen Mann, der in Da- Karten Auf der Internetse­ite asphalt-festival.de kann man Karten online bestellen. Telefonisc­h ist die Buchung möglich unter: 0211 33990044. Außerdem gibt es eine Abendkasse, an der allerdings nur bar bezahlt werden kann. Frühbucher Zum ersten Mal gibt es beim Festival einen Frühbucher­Rabatt. Wer seine Karten bis zum 15. Mai bestellt, bekommt eine Ermäßigung von 10 Prozent. Biergarten Das Festivalge­lände befindet sich im Weltkunstz­immer an der Rondsdorfe­r Straße 77 sowie gegenüber in den Alten Farbwerken in Düsseldorf-Flingern. Am Weltkunstz­immer wird es wieder einen Biergarten geben, in dem jeden Abend bei freiem Eintritt Nachtkonze­rte stattfinde­n. maskus zusammenge­schlagen wird, ins Koma fällt und an dessen Krankenbet­t die zerstritte­ne Familie zusammenfi­nden muss. Als Kommentar zur Fußball-WM in Russland hat das Festival in Kooperatio­n mit dem Zakk die russische Polit-PunkGruppe Pussy Riot mit der Bühnenshow „Riot Days“eingeladen. Sie basiert auf Texten, die ein Mitglied der Gruppe während ihrer Zeit in russischer Haft schrieb.

Andere Arbeiten reagieren indirekter auf die Gegenwart, etwa die Tänzer der Genfer Gruppe von Guilherme Botelho in „Contre-Modes“. Das Publikum betrachtet diesen Abend anfangs durch Nachtsicht­geräte. So spielt die Inszenieru­ng mit dem Sichtbaren und dem Unsichtbar­en, mit Vorstellun­g und Realität und stellt die Gewissheit von Wahrnehmun­g reizvoll in Frage.

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FOTO: RALF PUDER Festivalgr­ünder Christof SeegerZurm­ühlen (li.) und Bojan Vuletic.

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