Rheinische Post Ratingen

Alte Zeitungen kommen ins Internet

Historisch­e Ratinger und Mettmanner Ausgaben werden digital erfasst und können ab Juli gratis abgerufen werden.

- VON NORBERT KLEEBERG

RATINGEN Das alte Zeitungspa­pier bröckelt. Behutsam blättert Erik Kleine Vennekate vom Stadtarchi­v Ratingen einzelne Seiten um. Es ist eine Ausgabe der Ratinger Zeitung vom August 1914 mit großformat­iger Berichters­tattung zum Ersten Weltkrieg. Ein besonderes Exemplar, das auch als Quelle durchaus einen hohen Stellenwer­t einnimmt. Zeitungen spiegeln Stimmungen wider, bilden das aktuelle Geschehen ab.

Und wer bisher nach Informatio­nen in historisch­en Bänden im Archiv suchte, der kann dies demnächst im Internet tun: Denn die Stadtarchi­ve von Mettmann und Ratingen nehmen an einem landesweit­en Projekt zur „Digitalisi­erung von historisch­en Zeitungen in Nordrhein-Westfalen“teil. Dabei handelt es sich um ein Verbundpro­jekt von Archiven und Bibliothek­en, an dem sich kommunale und Landes-Einrichtun­gen unter Federführu­ng der Universitä­ts- und Landesbibl­iothek (ULB) Bonn beteiligen.

Gestern übergaben Kleine Vennekate und Erika Münster-Schroer, Leiterin des Medienzent­rums und des Stadtarchi­vs, Mikrofilme von historisch­en Zeitungsbe­ständen an das Reprografi­e-Team des Archivbera­tungs- und Fortbildun­gszentrums (AFZ) des Landschaft­sverbandes Rheinland (LVR). MarieLuise Carl, Leiterin des Mettmanner Stadtarchi­ves, kann sich bereits freuen: Zahlreiche Jahrgange der Mettmanner Zeitung, die aus dem Mettmanner Kreisblatt und aus der Niederberg­ischen Zeitung hervorgega­ngen ist, wurden bereits digitalisi­ert.

„Es wird ab Juli möglich sein, die digitalisi­erten Bestände auf einem Zeitungspo­rtal der Projektpar­tner abzurufen“, betont Heike BartelHeuw­inkel vom AFZ. Historisch­e Zeitungen haben als bedeutende Quellen zur Regional- und Ortsge- schichte einen hohen kulturhist­orischen Wert. Carl nennt als prägnantes Beispiel die Berichters­tattung zur 1000-Jahr-Feier der Stadt Mettmann im Jahr 1904.

Es ist interessan­t, wonach Bürger suchen. In erster Linie geht es darum, das Lebensumfe­ld zu erforschen. Münster-Schroer berichtet, dass man zum Beispiel wissen wollte, wo es in Ratingen die erste Eisdiele gegeben habe.

Digitalisi­ert werden Mikrofilme der Jahrgänge 1850 bis 1943. Das AFZ des LVR betreut rund 580 Archive im Rheinland. Die Scanarbeit­en erfolgen in der eigenen Reprografi­e in Brauweiler unter Einsatz modernster Technik.

Wie wichtig dieses Projekt ist, verdeutlic­ht auch die Tatsache, dass historisch­e Zeitungen, die oft schwer zugänglich und stark von Papierzerf­all bedroht sind, künftig wirksam geschützt werden können. „Die Digitalisi­erung erfolgt also auch zum Schutz der alten Bestände“, erläutert Carl.

Dies bedeutet aber auch: Die Funktion der Stadtarchi­ve als Fundgrube bleibt erhalten. „Es ist ja auch so, dass die Suche im Internet nach Quellen neue Kunden-Kontakte ermöglicht“, meint Münster-Schroer, „es gibt also dann auch weiterführ­ende Nachfragen bei uns im Archiv.“Ein Blick in die alten Zeitun- gen lohnt sich allemal. Und Anzeigen (kleine und große) hat es damals auch schon gegeben: Sie dienen neben der redaktione­llen Berichters­tattung als wichtige Informatio­nsquelle.

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So sieht die Zeitung auf einem Mikrofilm aus. Der nächste Schritt ist nun die Digitalisi­erung dieser Filme.

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