Rheinische Post Ratingen

Eigene Fans beschimpfe­n Sommer

Der Gladbacher Torwart sagt: Das gehört sich nicht, aber für mich hat sich die Sache erledigt.

- VON KARSTEN KELLERMANN

MÖNCHENGLA­DBACH Torwart Yann Sommer freut sich auf das Heimspiel der Mönchengla­dbacher Borussen gegen den VfL Wolfsburg am Freitag. Daran ändert auch die Tatsache nichts, dass er offenbar einen Fanklub der anderen Art hat. Darauf wies nun Cheftraine­r Dieter Hecking während der Mitglieder­versammlun­g des Bundesligi­sten hin. „Yann wird schon beim Warmmachen von einer kleinen Gruppe am Zaun mit unappetitl­ichen Ausdrücken beschimpft“, sagte Hecking. „Erstmalig ist das im Januar gegen Augsburg passiert.“Auch Torwarttra­iner Uwe Kamps war Ohrenzeuge. „Er hat mir davon berichtet, dass es sehr unappetitl­iche Ausdrücke waren“, sagte Hecking. „Das ist natürlich auch ein Thema in der Kabine.“Warum sich die Fangruppe ausgerechn­et Sommer ausgesucht hat, darauf hat niemand im Verein eine Antwort. Dass der Schlussman­n sicher nicht seine beste Saison spielt, spielt wohl keine Rolle.

Laut Hecking gab es häufiger derartige Vorfälle, Sommer selbst relativier­te das im Gespräch mit unserer Redaktion. „Es ist einmal passiert, das war vor dem Spiel gegen Augsburg im Januar. Da ging es gegen mich persönlich“, sagte Sommer. Der Schweizer Nationalto­rwart hat für sich aber einen Strich unter die Geschichte gemacht. „Das gehört sich nicht, aber für mich hat sich die Sache erledigt“, sagte Sommer. Eine Aussprache hat es jedoch nicht gegeben mit den betreffend­en Fans.

Auch nicht, als Sommer und andere Spieler nach dem 2:1-Sieg gegen Hertha BSC im letzten Heimspiel eine Debatte mit den Fans an der Bande hinter dem Tor vor der Nordkurve führten. Sommer hatte nach dem Abpfiff gestenreic­h auf die Rufe der Fans reagiert, die trotz des Sieges nicht in Feierlaune waren und ihren Unmut zum Ausdruck brachten. In der Diskussion mit einem Fan ging es um die „Art und Weise, wie wir gespielt haben“, berichtete Kapitän Lars Stindl.

Dass Torhüter von gegnerisch­en Fans beschimpft oder beleidigt werden, ist unschöne Sitte in den Stadien. Das hatte unter anderem Stuttgarts Torhüter Ron-Robert Zieler zuletzt in einem Interview beklagt. Dass aber Fans Spieler des ei- genen Klubs derart attackiere­n, eher nicht. Dass Spieler mit der Anhängersc­haft aneinander­geraten, gab es indes auch schon in Gladbach. Anfang April 2013 hatte sich Oscar Wendt beim 1:0-Sieg gegen Fürth mal mit den Fans angelegt, jedoch mit denen auf der Gegengerad­en. Nach einem Einwurf gab es Pfiffe, Wendt, der Luuk de Jong später den Siegtreffe­r auflegte, reagierte mit einer abfälligen Geste darauf. Danach entschuldi­gte er sich aber bei den Fans. „Das war ein Fehler von mir“, räumte der Schwede ein.

Auch vor fünf Jahren waren unterschie­dliche Ansichten über die Spielweise der Borussen der Auslöser des Streits. Wie jetzt spielte Borussia eine holprige Saison, hatte nach 28 Spielen 41 Punkte und wurde am Ende Achter. Sommers Vorgänger Marc-André ter Stegen zeigte kein Verständni­s für den Unmut der Fans. „Ich finde es unverschäm­t. Das macht mich ein bisschen traurig“, sagte ter Stegen, während de Jong feststellt­e: „Fußball ist nicht immer schön.“In der Gegenwart hofft Sommer auf eine Erneuerung der guten Beziehunge­n zur Kurve. „Es ist wichtiger als zuvor, dass wir in diesen Tagen mit unseren loyalen Fans zusammenst­ehen und wieder eine Einheit bilden. Wir sehen uns am Freitag in unserem tollen Stadion zum Spiel gegen Wolfsburg“, schrieb er bei Twitter.

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FOTO: DPA Aufforderu­ng zum Beifall: Mönchengla­dbachs Torhüter Yann Sommer nach dem Bundesliga­spiel gegen Hertha BSC.

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