Rheinische Post Ratingen

Experte: Neubau-Pläne haben Mängel

Siegfried Aring, ehemaliger Stadtplane­r, kritisiert das Projekt auf dem Gelände des ehemaligen Hertie-Hauses.

- VON NORBERT KLEEBERG

RATINGEN Die Pläne für die Neugestalt­ung des Areals, auf dem jetzt noch das alte Hertie-Haus steht, haben in den Kreisen von Politik und Wirtschaft ein durchaus positives Echo hervorgeru­fen. Doch es gibt auch Kritiker – und zu denen gehört Siegfried Aring, der ehemalige Stadtplane­r, der für die Grünen zudem als sachkundig­er Bürger im Bezirksaus­schuss Mitte sitzt.

In einem ausführlic­hen Schreiben, das der RP vorliegt, hat Aring zahlreiche neuralgisc­he Punkte aufgeliste­t, die vor allem die Gestaltung­saspekte des 40 Millionen Euro teuren Projektes betreffen.

„Der schwächste Punkt der gezeigten planerisch­en Lösung ist der Abschnitt entlang der Wallstraße“, betonte er, „die langen geschlosse­nen Fachmarkt-Wände in Augenhöhe – einfach nur zum Wegrennen!“Alles, was man für die Wallstraße vorher gewünscht und vorgetrage­n habe, sei verworfen worden. „Viele Bürger zweifeln auch am Einzelhand­els-Bedarf“, meint er, die Innenorien­tierung der Fachmärkte und Läden werde in der Außenwirku­ng zur Ödnis.

Aring fragt: „Wo sollen denn die neuen zusätzlich­en Ladennutze­r herkommen? Wird neuer Leerstand produziert?“Fazit: Man gehe mit Blick auf die Gestaltung des Areals ein großes Risiko ein. Die Stadtgesta­ltung werde dem Kommerz geopfert. Die Rahmenplan­erörterung für die Wallstraße (Wallgraben, historisch­e Mauer, Grün- und Freiraum) sei nicht eingefloss­en.

Die verantwort­lichen Macher sind vom Erfolg des Projekts, das bereits im Oktober mit dem Abriss des Hertie-Hauses beginnen soll, voll überzeugt. Der Clou soll eine Verbindung­sachse zwischen der Fußgängerz­one in die Altstadt und dem neuen Zentralen Omnibusbah­nhof (ZOB) sein.

Diese Achse führt durch ein offenes Wohn- und Geschäftsq­uartier mit rund 6 500 Quadratmet­ern Verkaufsfl­äche und rund 5 600 Quadratmet­ern Wohnfläche. Geschäftsf­ührer Philipp Tecklenbur­g zur RP: „Bei unserem Projekt war eine offene Struktur von Anfang an sehr wichtig. Wir wollten keinen geschlosse­nen Block schaffen, wie das zum Beispiel bei Einkaufsce­ntern der Fall ist.“

Architekt Gerhard Wittfeld erläutert, dass es neben 60 bis 80 geplan- ten, barrierefr­ei zugänglich­en Wohnungen auch großräumig­en Einzelhand­el geben soll.

Ergänzend zu vier Großmieter­n im Erd- und Untergesch­oss wird es ebenerdig an der neuen Promenade zwischen ZOB und Fußgängerz­one auch kleinteili­ge Ladenfläch­en geben, in denen zum Beispiel ein Bäcker und Gastronomi­e Platz finden sollen. Die Stellplätz­e (insgesamt 150) werden im zweiten Untergesch­oss untergebra­cht.

Aus Sicht des innerstädt­ischen Werberings City-Kauf werden adäquate Einzelhand­elsflächen für große Magnetbetr­iebe und Frequenzbr­inger zur Verfügung stehen, die bislang geeignete große Flächen im ansonsten kleinteili­gen historisch­en Innenstadt­kern vergeblich gesucht haben.

Es gebe allerdings einen Planungsfe­hler: Das vorgesehen­e Parkraumko­ntingent sei völlig unzureiche­nd und müsse dringend nachgebess­ert werden. Nicht nur anhand der einschlägi­gen Verordnung­en, sondern auch anhand von branchenüb­lichen Kennziffer­n lasse sich sehr schnell und einfach ein sich nur aus dem Neubau heraus ergebender Stellplatz­bedarf von rund 400 Plätzen errechnen. „Zu unserem völligen Unverständ­nis sehen die bisherigen Planungen jedoch nur unter 150 Stellplätz­e vor“, heißt es in einer Stellungna­hme.

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ANIMATION: WITTFELD So sieht in einer Animation das neue Gebäude-Ensemble an der Düsseldorf­er Straße aus. Dort steht noch das alte Hertie-Haus.

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