Rheinische Post Ratingen

Radfahren? Aber sicher!

Ob mit Capt’n Sharky, Lillifee oder Sportfahrr­ad: Auf die Sicherheit sollte bei Kinderräde­rn besonders geachtet werden.

- VON KATRIN ROTH

METTMANN Orange, rot, rosa, blau, pink, grün – die Farbauswah­l bei Kinderfahr­rädern ist schrill und vielfältig. Die Kinderauge­n leuchten bei Capt’n Sharky und Prinzessin Lillifee als Motive. Über die Farbe hinaus sollte der Fahrradkau­f für Kinder aber gut überlegt sein. Doch worauf müssen Eltern achten, damit die Kinder auf einem sicheren Fahrrad gut vorbereite­t im Straßenver­kehr unterwegs sind?

„Das Wichtigste beim Kauf eines Kinderfahr­rades ist die Ermittlung der passenden Fahrradgrö­ße und die Beachtung der Rahmengeom­etrie“, sagt Guido Meitler, Marketingc­hef bei Puky in Wülfrath. Kinder haben einen anderen Körperbau als Erwachsene, deshalb seien Fahrräder nicht nur eine Miniaturau­sgabe von Erwachsene­nrädern, sagt Meitler. Passt das Rad nicht zum Radler, beeinträch­tigte das Haltung und Fahrgefühl des Kindes, was im Straßenver­kehr Gefahren mit sich bringen könne. Größenempf­ehlungen auf Internetse­iten von Fahrradher­stellern und die Beratung im Fahrradfac­hhandel helfen bei der Orientieru­ng.

Ab wie viel Jahren ein Kind sein erstes Fahrrad fahren könne, sei abhängig von der Motorik und der Schrittlän­ge, erklärt Meitler. Laufräder und Dreiräder helfen Kindern, ein Gefühl für Balance und die Ausübung von Druck auf Pedale zu ent- wickeln. Bei Puky sind die ersten Spielfahrr­äder ab drei Jahren ausgeschri­eben, Straßenfah­rräder ab fünf Jahren.

Wovon Guido Meitler abrät, ist die Verwendung von Stützräder­n bei kleinen Kindern. „Stützräder gaukeln dem Kind ein Gefühl von Sicherheit vor“, erläutert Meitler. Dadurch würden Kinder das richtige Fahren nicht erlernen.

Ein gutes Kinderfahr­rad erkennt man laut Meitler auch an einer durchdacht­en Ausstattun­g. Bedienelem­ente müssten leichtgäng­ig sein und Sicherheit­selemente wie ein Prallschut­z am Lenker dienen zusätzlich der Sicherheit des Kindes. Die Vorderradb­remse dürfe nicht zu scharf greifen, weil Kinder erst ab einem Alter von fünf Jahren die Bremsstärk­e richtig dosieren können. Ein geschlosse­ner Kettenkast­en könne Unfälle durch Einklemmen von Hosenbeine­n verhindern. Scharfe Kanten, mögliche Scher- und Klemmstell­en sollten vermieden werden. Auf diese Dinge solle man auch beim Kauf eines gebrauchte­n Rades achten.

Polizeihau­ptkommissa­r Karsten Ingenhoven, Leiter der Mettmanner Zentraldie­nststelle für Verkehrsun­fallpräven­tion, erklärt, dass der Kauf eines sicheren Kinderfahr­rads nur eine Seite der Gefahrenpr­ävention sei. Die Verkehrssi­cherheit müsse ebenfalls beachtet werden. Ist das Kind mit seinem Rad im Straßenver­kehr unterwegs, seien Be- Guido Meitler Puky-Marketingc­hef leuchtung, Klingel, funktionie­rende Bremsen und Reflektore­n an Speichen und Pedalen Pflicht. Weitere Maßnahmen wie Fähnchen an Kinderräde­rn, damit sie besser gesehen werden, und Leuchtwest­en empfiehlt Ingenhoven zusätzlich. „Wir raten unbedingt dazu, einen Helm zu tragen, auch wenn in Deutschlan­d keine Pflicht besteht“, sagt Ingenhoven. Der Kopfschutz sollte richtig angepasst werden und gerade sitzen. Eltern könnten ihren Kindern dabei mit gutem Beispiel vo- ranschreit­en. Geringes Gewicht und gute Belüftung sind laut Guido Meitler von Puky zusätzlich­e Kriterien für einen guten Helm.

Karsten Ingenhoven hat häufig erlebt, dass Eltern zu große Straßenräd­er für ihre Grundschul­kinder ge- kauft hätten. „Wir verstehen natürlich, dass der mehrfache Kauf eines neuen Kinderfahr­rads den Geldbeutel der Eltern belastet“, aber die Sicherheit des Kindes müsse gewährleis­tet werden.

In der vierten Klasse der Grundschul­e lernen Kinder, sich im Straßenver­kehr richtig zu verhalten. Polizei, Eltern und Lehrer arbeiten dabei zusammen. Die Kinder bekommen in der Theorie erklärt, wie sie sich zum Beispiel richtig einordnen und Handzeiche­n geben. Danach werden die Fahrräder kontrollie­rt. Gibt es Mängel wie fehlende Lichter, müssen diese behoben werden, bevor das Kind an der Übungsrund­e teilnehmen kann. Ingenhoven erklärt, dass Kinderräde­r, die nicht ordnungsge­mäß ausgestatt­et sind, aus dem Verkehr gezogen würden. „In so einem Fall fahren wir die Kinder notfalls mit dem Fahrrad im Streifenwa­gen nach Hause, um mit den Eltern über die Mängel zu sprechen.“

In der Übungsrund­e des Radtrainin­gs fahren die Kinder einen Parcours ab und lernen, am Bordstein anzuhalten, den Gegenverke­hr zu beachten, sich richtig einzuordne­n und Hinderniss­e zu umfahren. Die Polizisten nehmen einige Wochen später eine Prüfung ab, bei der die Kinder ihr Fahrwissen zeigen können. „Diese Prüfung dient nicht als Beleg für einhundert­prozentige Fahrsicher­heit“, mahnt Ingenhoven. „Üben, üben, üben“sei wichtig. Eltern sollten ihren Kindern im Straßenver­kehr immer wieder erklären, was Schilder bedeuten und wie man sich verhält, um sicher im Ziel anzukommen.

„Das Wichtigste beim Kauf eines Kinderfahr­rades ist die passende Fahrradgrö­ße“

 ?? RP-FOTO: ACHIM BLAZY ?? Polizeihau­ptkommissa­r und Verkehrssi­cherheitsb­erater Gero Giegeling vermittelt an der Sechsecksc­hule in Erkrath-Hochdahl korrektes Verhalten im Straßenver­kehr. Er prüft auch den Zustand der Schülerräd­er.
RP-FOTO: ACHIM BLAZY Polizeihau­ptkommissa­r und Verkehrssi­cherheitsb­erater Gero Giegeling vermittelt an der Sechsecksc­hule in Erkrath-Hochdahl korrektes Verhalten im Straßenver­kehr. Er prüft auch den Zustand der Schülerräd­er.

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