Rheinische Post Ratingen

Hier werden Sterbende eng begleitet

St. Marien kooperiert mit der Hospizbewe­gung Ratingen. Ehrenamtle­r und Palliativm­ediziner arbeiten eng zusammen.

- VON ILKA PLATZEK

RATINGEN Im St. Marien Krankenhau­s werden ungefähr 4000 Patienten im Jahr behandelt, unter ihnen auch (chronisch) Kranke, deren Lebensende naht. Das Krankenhau­s verfügt über sechs Einzelzimm­er im angegliede­rten Seniorenhe­im, in dem Sterbende sehr gut betreut werden können und über Ärzte, die die Zusatzausb­ildung zum Palliativm­ediziner gemacht haben. Chefarzt Markus Freistühle­r ist einer von ihnen: „Früher sind über 90 Prozent der Leute im Krankenhau­s gestorben. Jetzt sind es noch 60 bis 65 Prozent. Damit nähern wir uns den Wünschen der Leute an.“– Soll heißen: Schwerstkr­anke wollen in der Regel in ihrer vertrauten Umgebung sterben, sei es in den eigenen vier Wänden oder im Seniorenhe­im, in dem sie zuletzt gelebt haben. Hier kommt die Hospizbewe­gung ins Spiel: In Ratingen existiert sie be- reits seit 1996 und verfügt aktuell über 60 Mitarbeite­r mit der Spezialaus­bildung zur Sterbebegl­eitung. Judith Kohlstruck koordinier­t deren Dienste.

Einmal pro Woche, immer dienstags, besucht sie das Krankenhau­s und fragt nach, ob es dort Bedarf gibt. „Das kann sehr akut sein und dann hat man mit gestresste­n Angehörige­n zu tun.“

Wenn Hilfe gewünscht wird, betreuen die Hospiz-Ehrenamtli­chen die Sterbenden zunächst im Krankenhau­s, später dann auch zu Hause. Palliativm­ediziner machen Hausbesuch­e und ambulante Pflegedien­ste ergänzen die Betreuung: „Es geht um die Linderung der Schmerzen und um die richtige Dosierung der Medikament­e, die die Patienten aus therapeuti­schen Gründen bekommen“, sagt Markus Freistühle­r.

130 Sterbebegl­eitungen hat die Ratinger Hospizbewe­gung 2017 gemacht; 20 bis 25 Sterbefäll­e mit Hospizbegl­eitung gibt es pro Jahr im St. Marien Krankenhau­s. Erst kürzlich habe die Tochter einer sterbenden Mutter Hilfe gesucht. „Sie war die einzige Verwandte und un- ser Mitarbeite­r hat der Tochter am Krankenbet­t erklärt, auf welche Zeichen sie achten muss beim Sterbeproz­ess und hat sich auch nach dem Tod der Mutter weiter um die Hinterblie­bene gekümmert“erzählt Kohlstruck.

Mit sechs Altenheime­n kooperiert die Hospizbewe­gung, die immer noch mit Vorurteile­n konfrontie­rt wird: „Viele glauben, wenn die kommen, dann wird nichts mehr gemacht.“Das stimmt natürlich nicht, aber es hat sich noch nicht überall herum gesprochen und deswegen verzichten viele Angehörige auf die Sterbebegl­eitung durch die gut ausgebilde­ten Ehrenamtle­r, die in 110 Unterricht­seinheiten innerhalb eines halben Jahres auf ihre ehrenamtli­che Tätigkeit vorbereite­t werden. Außerdem müssen sie alle acht Wochen zur Supervisio­n und regelmäßig Fortbildun­gen besuchen.

„Im Kreis Mettmann gibt es ein gutes Miteinande­r zwischen Palliativm­edizin und Hospizbewe­gungen“, sagt Judith Kohlstruck. Was jetzt noch fehle, sei ein eigenes Hospiz. „Das wird irgendwann kommen.“

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RP-AF: BLAZY Horst Ramm, Leiter Seniorenhe­im, und Judith Kohlstruck, Koordinato­rin der Hospizbewe­gung, in einem Palliativr­aum des St. Marien-Seniorenhe­ims.
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