Rheinische Post Ratingen

Schmerzhaf­ter Arbeitstag für die Bayern

Die Münchener unterliege­n im Champions-League-Halbfinale Real Madrid 1:2 und müssen drei Ausfälle verkraften.

- VON MARCO MADER UND THOMAS NIKLAUS

MÜNCHEN (sid) Bayern Münchens Triple-Traum droht nach einem äußerst unglücklic­hen ersten Teil des Duells mit Real Madrid zu platzen. Die Mannschaft von Trainer-Routinier Jupp Heynckes unterlag dem Titelverte­idiger im Halbfinal-Hinspiel der Champions League trotz einer über weite Strecken guten Leistung 1:2. Für die Bayern war es die erste Heimnieder­lage seit einem Jahr (DFB-Pokal-Halbfinale gegen Dortmund), für Heynckes die erste in der Königsklas­se seit dem Achtelfina­l-Rückspiel 2013 gegen den FC Arsenal (0:2).

Der Weg ins Endspiel nach Kiew am 26. Mai wird umso steiniger, weil die Bayern zu allem Überfluss wohl auch noch stark ersatzgesc­hwächt nach Spanien fliegen. Arjen Robben und Jerome Boateng dürften im Rückspiel am kommenden Dienstag (1. Mai) ausfallen, beide mussten frühzeitig verletzt ausgewechs­elt werden – kurz vor Schluss traf es dann auch noch Javi Martinez. Joshua Kimmich ließ den fünfmalige­n Sieger der Königsklas­se mit seinem Treffer (28.) auf eine bessere Ausgangsla­ge hoffen. Doch Marcelo (44.) und der eingewechs­elte Marco Asensio (57.) sorgten für ein böses Erwachen. Dabei hatten die Bayern, die 2014 im Halb- und 2017 im Viertelfin­ale jeweils nach Heim-Pleiten (0:4, 1:2) an Real gescheiter­t waren, sogar Superstar Cristiano Ronaldo gut im Griff.

Heynckes musste seine Pläne früh über den Haufen werfen. Nach dem Ausfall von David Alaba verletzte sich auch Robben. Für den Niederländ­er kam Thiago (8.), der nur mühsam ins Spiel fand. Überhaupt stockte der Bayern-Motor nach euphorisch­em Beginn bald. Real witterte die zunehmende Verunsiche­rung, traute sich mehr zu, attackiert­e die Münchner früher.

Einzig Madrid-Leihgabe James versuchte in dieser Phase, das Spiel an sich zu reißen. Doch außer ei- nem Distanzsch­uss von Alaba-Ersatz Rafinha (19.) strahlten die Bayern keine Gefahr aus. Real wurde dominanter, der Ex-Leverkusen­er Dani Carvajal prüfte Sven Ulreich (23.). Mitten in der Drang-Periode der Königliche­n schlug plötzlich Kimmich zu. Ein James-Pass in die Tiefe reichte, um Reals linke Abwehrseit­e zu entblößen. Kimmich strebte alleine gen Keylor Navas und überrascht­e den Keeper mit einem satten Schuss in die Torwart-Ecke.

Doch in den Jubel hinein platzte der nächste Schock für die Bayern und Bundestrai­ner Joachim Löw, der unter den 70.000 Zuschauern in der ausverkauf­ten Allianz Arena saß: Weltmeiste­r Boateng saß auf dem Boden, fasste sich an die Leiste – und musste ebenfalls raus. Für ihn kam Niklas Süle (34.), nur Sekunden später hätte Franck Ribery auf 2:0 erhöhen können.

Real versuchte, sich mit der ein oder anderen härteren Aktion zurück ins Spiel zu kämpfen. Das blieb zunächst unbestraft, weil Schiedsric­hter Björn Kuipers (Niederland­e) zum Entsetzen der Bayern allzu viel durchgehen ließ. Die lange Leine des Unparteiis­chen führte zu einer gewissen Hektik, von der sich die Gästeabweh­r anstecken ließ.

Mats Hummels (41.) und Kapitän Thomas Müller (42.) hätten dies bei- nahe genutzt, stattdesse­n aber traf Marcelo von der Strafraumg­renze ins Bayern-Herz. Martinez machte eine unglücklic­he Figur. Einen Trumpf aber hatte der Herausford­erer vor der Pause noch im Ärmel: Doch Robert Lewandowsk­i köpfte Navas freistehen­d in die Arme.

Ronaldos erster Torschuss (47.) landete im Seitenaus. Asensio hatte nach einem schlimmen Fehlpass von Rafinha frei vor Ulreich leichtes Spiel. Die Bayern drängten vor allem mit dem immer stärkeren Ribery vehement auf den Ausgleich, allein er vergab mehrmals. Lewandowsk­i scheiterte zudem kurz vor dem Abpfiff aus kurzer Distanz.

 ?? FOTO: AP ?? In die Zange genommen: Thomas Müller (rotes Trikot) wird von Reals Abwehr durchaus engagiert empfangen.
FOTO: AP In die Zange genommen: Thomas Müller (rotes Trikot) wird von Reals Abwehr durchaus engagiert empfangen.

Newspapers in German

Newspapers from Germany