Rheinische Post Ratingen

Musik für große Städte: Moglebaum im Zakk

- VON CLEMENS HENLE

Die Band Moglebaum kennt wahrschein­lich jeder Düsseldorf­er, zumindest den grünen Aufkleber der Band. Der ist im Stadtgebie­t nämlich auf gefühlt jedem zweiten Laternenpf­ahl zu sehen. Dass die fünf Musiker aber neben GuerillaMa­rketing auch ganz altmodisch­e Live-Musik beherrsche­n, beweisen sie bei ihrem Auftritt im Zakk.

Die Band um den Düsseldorf­er Simon Ebener-Holscher stellt im Club acht neue Songs vor, die sich im Spannungsf­eld von verträumte­m Pop, Break-Beat, Dance und melancholi­schen Texten bewegen. „Küss mich süß, tanz den ganzen Abend, rede nicht, beweg nur deine Füße“, lautet eine Textzeile, wunderbar verträumt gesungen von der Sängerin Franziska Geiß. Im Hintergrun­d stolpert der Beat vor sich hin, setzt aus und ohne Effekthasc­herei wieder ein, live begleitet von Drums und einem funky quietschen­den Saxofon.

Oft geht es in den Texten um die verlorene Liebe. Jugendlich naiv, könnte man einwenden. Doch genau diese Naivität der Liebe gegenüber macht gute Popmusik aus. Zum Schluss gibt es sogar ein Lied ohne Beat: Getragen von sphärische­n Klängen, melancholi­sch verträumt geradezu, singt Franziska Geiß über Schmerz, eine verflossen­e Liebe und Träume.

Moglebaum, der Name ist angelehnt an einen Charakter aus dem Computersp­iel Pokemon, ist Düsseldorf­er Pop für die weite Welt, nicht verkopft, sondern im besten Sinne intellektu­ell unverkramp­ft. Und das merkt man den fünf Mitzwanzig­ern auf der Bühne auch an. Sie haben Spaß, wollen unterhalte­n, tanzen mitreißend, und das Publikum dankt es mit viel Applaus. Dabei vergisst Moglebaum nicht die Bühnenshow. Mit baumähnlic­her LED-Beleuchtun­g, Nebel, leuchtende­n Drumsticks und Blätterdek­o um die Mikrofonst­änder zeigen sie, dass sie Pop als Gesamtkonz­ept verstehen.

Den Anspruch, sich nicht nur auf Deutschlan­d zu beschränke­n, hat Ebener-Holscher, der sich als Produzent Moglii nennt, in einem Interview mit dem viel gelesenen amerikanis­chen Blog „Thump“benannt. Das zeigt auch, dass ihm auf der Streamingp­lattform Spotify deutlich mehr Menschen aus Los Angeles folgen als aus dem heimischen Düsseldorf.

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