Vater von getötetem Baby freigesprochen
Das Gericht hat Zweifel daran, dass der 34-Jährige seinen acht Monate alten Sohn zu Tode geschüttelt hat. Auch die Mutter hätte Motiv und Gelegenheit gehabt. Ermittlungen gegen die Frau waren eingestellt worden.
In der Werstener Wohnung von Freunden soll ein 34-jähriger Ghanaer im Oktober sein acht Monate altes Baby so heftig geschüttelt haben, dass das Kind wenig später starb. So hatte es in der Anklage gestanden, über die das Landgericht seit zwei Wochen verhandelt hat. Am Ende der mehrtägigen Hauptverhandlung war nicht einmal der Anklagevertreter mehr davon überzeigt und beantragte Freispruch. Was er in der Verhandlung gehört habe, „reicht nicht für eine Verurteilung des Angeklagten aus“.
Der Mann habe die Nerven verloren, weil sein Sohn Pappa den ganzen Tag geschrien habe, so das vermutete Motiv. Doch weder ein Rechtsmediziner, der das tote Kind obduziert und an ihm auch eine Reihe älterer Verletzungen, darunter einen gebrochenen Arm, festgestellt hatte, noch die Zeugen hatten diese These untermauern können – auch das Gericht teilte am Ende die Zweifel und sprach den Vater frei. Der bekreuzigte sich unter Tränen, als ihm ein Dolmetscher die erlösenden Richterworte übersetzte. Dabei sah das Gericht durchaus Tatgelegenheit und -motiv bei ihm. „Aber Gleiches gilt auch für die Mutter,“so die Kammer, die eine „Täterschaft des Angeklagten für denkbar, aber nicht für erwiesen“hält.
Zuvor hatte eine Bekannte der Familie als Zeugin ausgesagt. Bei ihr hatten der Angeklagte, seine Frau und die beiden Kinder einige Monate gewohnt. Einmal habe sie einen Streit des Paares miterlebt, der Angeklagte habe auf dem Bett gelegen, sei ganz ruhig gewesen, während seine Frau ihn angebrüllt habe mit den Worten „Die willst ein Kind? Da hast du eins“, habe sie das Baby auf das Bett geworfen.
Die Zeugin überließ dem Gericht auch ein Video, dass den bitterlich weinenden Pappa neben seiner ungerührten Mutter zeigt. Sie habe das aufgenommen, weil sie die Lieblosigkeit der Mutter habe dokumen- tieren wollen. „Ich habe ihr gesagt, du musst deine Kinder lieben.“Sie habe erst nach Baby Pappas Tod wieder von der Familie gehört und die Mutter gefragt, ob sie etwa wieder Streit mit ihrem Mann gehabt und ihre Wut am Baby ausgelassen habe. „Da hat sie mich mit dem Tod bedroht.“
Auch diese Aussage hatte dem Gericht zu denken gegeben, war doch das Baby in den Monaten vor seinem gewaltsamen Tod fast ausschließlich bei der Mutter gewesen. Die lebte mit ihren Söhnen in einem Flüchtlingsheim in Herne, der Vater dagegen war illegal in Deutschland, wohnte abwechselnd bei Freunden in Düsseldorf. Der nach eigenen Angaben studierte Ökonom will in Ghana Zeuge eines Mordes geworden sein, sei danach selbst massiv bedroht worden und deshalb aus gut situierten Verhältnissen Hals über Kopf nach Deutschland geflohen. Frau und Kinder seien später nachgekommen. Um wenigstens ihre Asyl-Chancen zu erhöhen, habe ein Bekannter behauptet, Pappas leiblicher Vater zu sein – auch deshalb habe er sich in Pappas Todesnacht in der Werstener Wohnung von Freunden so merkwürdig zurückhaltend benommen, sagte er aus. Das war ihm als schlechtes Gewissen ausgelegt worden.
Gegen die Freunde, denen die Wohnung gehört, kündigte das Düsseldorfer Gericht rechtliche Schritte wegen diverser Falschaussagen an. Ob die Staatsanwaltschaft neue Ermittlungen gegen die Mutter einleitet, war gestern noch unklar. Der Vater verließ das Gericht als freier Mann. Er will jetzt einen Asylantrag stellen.