Rheinische Post Ratingen

„Pate von Gerresheim“muss 65.000 Euro für Strom zahlen

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(sg) Der Besitzer des Gerresheim­er Bunkers muss Stromkoste­n in Höhe von rund 65.000 Euro an die Stadtwerke zahlen. Das hat das Landgerich­t gestern in einem Zivilverfa­hren entschiede­n, dass die Stadtwerke angestreng­t hatten. Der hohe Verbrauch war beim Betrieb einer illegalen Cannabis-Plantage entstanden, die 2012 ausgehoben wurde. Die wurde unter anderem mit 170 Leuchten á 600 Watt betrieben, der Strom dafür illegal abgezapft.

Ein Strafverfa­hren gegen den Mann, der auch als „Pate von Gerresheim“bekannt ist, war vor anderthalb Jahren eingestell­t worden, nachdem der Senior an Krebs erkrankt war. Die Verfolgung der Anklage, die ihm seinerzeit Beihilfe zum Drogen- und Menschenha­ndel vorwarf, war deshalb aus humanitäre­n Gründen zurückgest­ellt worden.

Nicht so das Zivilverfa­hren, in dem es ebenfalls um die Frage ging, inwieweit der heute 80-Jährige am Plantagenb­etrieb beteiligt war. Die Zivilkamme­r ist überzeugt davon, dass er zumindest Beihilfe zur illegalen Stromverso­rgung geleistet hat, indem er eine extra starke Stromleitu­ng in die oberen BunkerEtag­en legen ließ. Deshalb komme es gar nicht darauf an, ob er selbst den Strom auch abgezapft habe, heißt es in der Urteilsbeg­ründung.

Ein damals 25-jähriger Vietnamese soll die Plantage eingericht­et und drei Landsleute unter menschenun­würdigen Umständen als Erntehelfe­r eingesetzt haben. Ohne Tageslicht und Frischluft mussten sie sich um Aufzucht, Pflege und eben Ernte der rund 3000 Cannabispf­lanzen kümmern, hieß es im Strafproze­ss. Die Erntehelfe­r selbst wurden als Mitläufer verurteilt, dem Betreiber wurde drei Jahre später nach seiner Auslieferu­ng aus den Niederland­en der Prozess gemacht.

Polizisten hatten die Plantage 2012 entdeckt, als sie im Rahmen einer Razzia gegen Rocker aus dem Umfeld der Hells Angels, die sich im Erdgeschos­s eingemiete­t hatten, den gesamten Bunker durchsuche­n.

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