Leiterin macht Senioren fit für den PC
Sabine Jour führt die Begegnungsstätte in der Stiftung Geschwister Gerhard. Im Angebot sind Reisen, Kurse und mehr.
HÖSEL Es gibt Lebensläufe, die donnern nur so von waghalsigem Aktionismus, von hü und hott. Und dann gibt es Lebenswege, deren nicht zu unterschätzende Qualität es ist, mit verstetigter Zuverlässigkeit und Zuversicht abzulaufen. Sabine Jour geht auf so einem Weg – die Dinge ereignen sich, sie nimmt sie hin oder nicht. Sabine Jour, 1964 geboren, ist eine Frau mit einem klaren Weg. Seit 2012 ist sie die Leiterin der Höseler Begegnungsstätte in der Stiftung Geschwister Gerhard an der Bahnhofstraße. Sie organisiert und hat auch ein paar Dinge im Kopf und im Programm, an denen ihr Herz besonders hängt. Das sind zum Beispiel Reisen und Ausflüge, das sind Treffen mit unterhaltendem oder weiterbildendem Charakter. Und Kurse, bei denen Senioren so viel über Computer und Smartphone lernen, wie sie auch immer wollen.
Sie selber gehört einer Generation an, in der es noch keine Rechner gab und kein Internet. Damals absolvierte sie nach Gymnasium und Abitur eine Ausbildung als Kauffrau in einer Stahlfirma. Sie stammte aus Düsseldorf, hatte auch mal in Ratingen gewohnt, war nach Dortmund gezogen. Es gab eine große Schwester und keine Rosinen im Kopf.
Es folgte die Heirat mit einer Schülerliebe, zwei Kinder wurden geboren und deren Betreuung war damals noch schwieriger, als es heute oft für junge Mütter ist, wenn keine Großeltern bereit stehen. Zehn Jahre kümmerte sie sich vornehmlich um die Familie und machte sich dann daran, schrittweise beruflich weiter zu kommen. Sie schaffte eine Ausbildung zur Kauffrau für Bürokommunikation, schulterte weitere Fortbildungen, kam dann auch mit Computern zurecht – konnte aber erst einmal noch nicht den Beruf finden, der ihr nun ganz wirklich zusagte.
Es ging also wieder ein bisschen weiter, wieder Fortbildung, wieder eine neue Bewährung. Sie wurde Sozialkoordinatorin beim DRK, dann arbeitete sie im Gemeindebüro. Immer mit dem Blick nach vorn, immer mit einer neuen Erfahrung gesegnet. Immer wieder auch mal ehrenamtlich.
Sie lernte die Senioren, wie man ältere Leute inzwischen gern nennt, auf Augenhöhe kennen, als unternehmungslustige Zeitgenossen, die gern mal eine Reise unternehmen, aber die Planung scheuen, die gern kommunizieren, aber mit den dazu erforderlichen neuen Apparaten nicht auf Anhieb zurecht kommen.
Nun sind Leute um die 70 nicht etwa alt geworden, weil sie lebensuntüchtig sind. Und deshalb können sie auch „auf Computer“lernen. Enkel oder Kinder sind gern bereit, ein abgearbeitetes Mobiltelefon an die alten Herrschaften zu geben, es sogar noch für sie einzurichten. Aber dann, so meinen sie oft, dann muss es auch gut sein und klappen.
Jetzt gibt es also einen Computerclub, in den nicht nur die Bewohner der Höseler Stiftung kommen dürfen (neben vielen anderen Veranstaltungen). Man kann sich dafür
„Also – ich wollte doch nicht dumm sterben. Nur daddeln, das mache ich nicht“
Rita Schwanke unter der Rufnummer 68101 anmelden. Rita Schwanke, 76 Jahre alt, hat dort auch mitgemacht. Sie hat inzwischen ihr zweites Smartphone, telefoniert, benutzt WhatsApp und fotografiert. „Also – ich wollte doch nicht dumm sterben. Nur daddeln, das mache ich nicht.“