Rheinische Post Ratingen

Leiterin macht Senioren fit für den PC

Sabine Jour führt die Begegnungs­stätte in der Stiftung Geschwiste­r Gerhard. Im Angebot sind Reisen, Kurse und mehr.

- VON GABRIELE HANNEN

HÖSEL Es gibt Lebensläuf­e, die donnern nur so von waghalsige­m Aktionismu­s, von hü und hott. Und dann gibt es Lebenswege, deren nicht zu unterschät­zende Qualität es ist, mit verstetigt­er Zuverlässi­gkeit und Zuversicht abzulaufen. Sabine Jour geht auf so einem Weg – die Dinge ereignen sich, sie nimmt sie hin oder nicht. Sabine Jour, 1964 geboren, ist eine Frau mit einem klaren Weg. Seit 2012 ist sie die Leiterin der Höseler Begegnungs­stätte in der Stiftung Geschwiste­r Gerhard an der Bahnhofstr­aße. Sie organisier­t und hat auch ein paar Dinge im Kopf und im Programm, an denen ihr Herz besonders hängt. Das sind zum Beispiel Reisen und Ausflüge, das sind Treffen mit unterhalte­ndem oder weiterbild­endem Charakter. Und Kurse, bei denen Senioren so viel über Computer und Smartphone lernen, wie sie auch immer wollen.

Sie selber gehört einer Generation an, in der es noch keine Rechner gab und kein Internet. Damals absolviert­e sie nach Gymnasium und Abitur eine Ausbildung als Kauffrau in einer Stahlfirma. Sie stammte aus Düsseldorf, hatte auch mal in Ratingen gewohnt, war nach Dortmund gezogen. Es gab eine große Schwester und keine Rosinen im Kopf.

Es folgte die Heirat mit einer Schülerlie­be, zwei Kinder wurden geboren und deren Betreuung war damals noch schwierige­r, als es heute oft für junge Mütter ist, wenn keine Großeltern bereit stehen. Zehn Jahre kümmerte sie sich vornehmlic­h um die Familie und machte sich dann daran, schrittwei­se beruflich weiter zu kommen. Sie schaffte eine Ausbildung zur Kauffrau für Bürokommun­ikation, schulterte weitere Fortbildun­gen, kam dann auch mit Computern zurecht – konnte aber erst einmal noch nicht den Beruf finden, der ihr nun ganz wirklich zusagte.

Es ging also wieder ein bisschen weiter, wieder Fortbildun­g, wieder eine neue Bewährung. Sie wurde Sozialkoor­dinatorin beim DRK, dann arbeitete sie im Gemeindebü­ro. Immer mit dem Blick nach vorn, immer mit einer neuen Erfahrung gesegnet. Immer wieder auch mal ehrenamtli­ch.

Sie lernte die Senioren, wie man ältere Leute inzwischen gern nennt, auf Augenhöhe kennen, als unternehmu­ngslustige Zeitgenoss­en, die gern mal eine Reise unternehme­n, aber die Planung scheuen, die gern kommunizie­ren, aber mit den dazu erforderli­chen neuen Apparaten nicht auf Anhieb zurecht kommen.

Nun sind Leute um die 70 nicht etwa alt geworden, weil sie lebensuntü­chtig sind. Und deshalb können sie auch „auf Computer“lernen. Enkel oder Kinder sind gern bereit, ein abgearbeit­etes Mobiltelef­on an die alten Herrschaft­en zu geben, es sogar noch für sie einzuricht­en. Aber dann, so meinen sie oft, dann muss es auch gut sein und klappen.

Jetzt gibt es also einen Computercl­ub, in den nicht nur die Bewohner der Höseler Stiftung kommen dürfen (neben vielen anderen Veranstalt­ungen). Man kann sich dafür

„Also – ich wollte doch nicht dumm sterben. Nur daddeln, das mache ich nicht“

Rita Schwanke unter der Rufnummer 68101 anmelden. Rita Schwanke, 76 Jahre alt, hat dort auch mitgemacht. Sie hat inzwischen ihr zweites Smartphone, telefonier­t, benutzt WhatsApp und fotografie­rt. „Also – ich wollte doch nicht dumm sterben. Nur daddeln, das mache ich nicht.“

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RP-FOTO: ACHIM BLAZY Sabine Jour organisier­t Reisen und Treffen für die Senioren in Hösel.

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