Rheinische Post Ratingen

Erinnerung­en an das Jahr 1968

Denkwürdig: Für Edeltraud Esser endet Schulzeit 1968 in Hasensprun­gmühle.

- VON CHRISTOPH SCHMIDT

HILDEN 1968 demonstrie­ren in Berlin, Insel der Freiheit inmitten der Deutschen Demokratis­chen Republik, Studenten gegen das Establishm­ent und den Vietnam-Krieg der

„Die Abschlussf­eier fand ohne Eltern statt. Das war damals so üblich“

Edeltraud Esser USA. In Paris liefern sich Studenten Straßensch­lachten mit der Polizei. In Memphis wird der amerikanis­che Bürgerrech­tler Martin Luther King „I have a dream“) ermordet. Edeltraut Esser – die junge Frau links neben Direktor Clemens – beschäftig­en ganz andere Dinge. Die 16-Jährige hat gerade die Mittlere Reife an der evangelisc­hen Wilhelmine-Fliedner-Schule in Hilden bestanden. Die jungen Frauen lassen damit ihre Schulzeit hinter sich. Für sie beginnt ein ganz neuer, aufregende­r Lebensabsc­hnitt. Daran wollen sich alle am 21. Juli um 17.30 Uhr im Landgastha­us Kemperdiek in Erkrath gemeinsam erinnern.

Der Abschlussj­ahrgang 1968 trifft sich am 21. Juli um 17.30 Uhr im Landgastha­us Kemperdiek (Kemperdiek 1) in Erkrath, das liegt am Stadtrand zu Hilden. Anmeldung per Mail unter edel.esser@gmx.de oder bei Gisela Feinen Unter giselafein­en@unitybox.de.

Auf dem Abschlussf­oto ist ganz links Lehrerin Waltraud Heimendahl und rechts Direktor Clemens zu sehen. „Die Abschlussf­eier fand ohne Eltern statt“, erinnert sich Edeltraud Esser: „Das war damals so üblich.“Lehrer und Schülerinn­en gingen noch einmal gemeinsam auf Abschlussf­ahrt – nach Hasensprun­gmühle in Leichlinge­n. Dort gibt es noch heute eine evangelisc­he Tagungsstä­tte. „,Da könnt ihr ja mit dem 76er Bus fahren’: Diesen Satz konnte sich mein Vater nicht verkneifen.“Und wer glaubt, die 16Jährigen hätten in Hasensprun­gmühle nach der anstrengen­den Schulzeit „gechillt“und gepflegt „abgehangen“, wie junge Leute heute sagen würden – irrt. „Wir haben Minna von Barnhelm als Stück aufgeführt“, kann sich die 76-jährige noch gut erinnern: „Dafür haben wir endlos Text gelernt.“Lessings Komödie „Minna von Barnhelm oder das Soldatengl­ück“ist ein Lustspiel in fünf Aufzügen. Es ist das bekanntest­e Lustspiel der deutschen Aufklärung und zählt zu den wichtigste­n Komödien der deutschspr­achigen Literatur. „Minna“ist aber eher etwas für Germaniste­n und Literaturw­issenschaf­tler: eine spielerisc­h-lustvolle Auseinande­rsetzung mit starren gesellscha­ftlichen Mustern, männlicher Vernunft und moralische­r Eitelkeit. Ob das die Schülerinn­en 1968 wohl verstanden haben? Da darf man seine berechtigt­en Zweifel haben. Edeltraud Esser blickt jedenfalls zurück ohne Zorn: „Es war eine super Zeit.“Stimmt: Die Bee Gees landeten 1968 eine ganze Reihe von Nr.-1-Hits wie „Massachuse­tts“, „Words“, „Horizontal“: Sie waren die ersten Künst-

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FOTO: ESSER Abschlussa­ufstellung der Realschüle­rinnen damals. Haben Sie auch etwas Entscheide­ndes im Jahr 1968 erlebt? Wir sind gespannt auf Ihre Geschichte­n (siehe Box).

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