Rheinische Post Ratingen

Nicht ohne mein Pony

Izzo ist ein angespannt­es Galopprenn­pferd im Besitz des Kölners Eckhard Sauren. Also stellt ihm seine Trainerin in Frankreich zur Beruhigung ein Shetlandpo­ny in die Box. Fortan sind beide unzertrenn­lich. Selbst bei Siegerehru­ngen.

- VON STEFAN KLÜTTERMAN­N

DÜSSELDORF/CHANTILLY Dass das siegreiche Pferd eines Galopprenn­ens mit Jockey, Trainer und oft auch Eigentümer zum Foto posiert, ist gängige Praxis. Dass auf einem solchen Bild ein Pony auftaucht, nicht. Es sei denn, das Siegerpfer­d heißt Izzo. Denn der fünfjährig­e Wallach geht nirgendwo hin ohne seine Freundin. Die heißt Gribouille, ist 23 und ein Shetlandpo­ny. Izzo und Gribouille – das ist die Geschichte einer tierischen Beziehung, die als Therapie angedacht war und in einer unzertrenn­lichen Freundscha­ft mündete.

„Gribouille folgt Izzo überall hin“, erzählt Trainerin Carina Fey. „Auf Rennstreck­en wird allerdings dann auch von ihr ein aktueller Impfpass verlangt.“Dass das ungleiche Paar im Stall bei Chantilly, nördlich von Paris, in einer gemeinsame­n Box landete, war Feys Idee. Am Anfang stand Izzos innere Unruhe. „Izzo ist ein tolles Pferd, er ist ein Power-Paket, er hat Charakter, er ist nicht böse. Er versteht sich mit anderen Pferden. Aber er ist ein Boxenläufe­r, das ist ein Tick, so wie Menschen mit den Fingerknöc­heln knacken“, sagt Fey. Ein Begleiter in der Box kann in solchen Fällen Abhilfe schaffen. Also versuchte es Fey erst einmal mit einer Ziege. „Die war greifbar, aber es hat nicht funktionie­rt.“Denn statt den einen Boxenläufe­r zu beruhigen, brachte das Experiment zwei Boxenläufe­r hervor. „Am Ende sind beide voreinande­r weggerannt“, erzählt Fey.

Izzo wurde zunächst in Krefeld trainiert und gehört dem Kölner Eckhard Sauren. Der 46-Jährige ist Fondsmanag­er, sitzt im Beirat des 1. FC Köln und ist Präsident des Kölner Galopprenn-Vereins. „Izzo ist ein tolles, schönes Pferd und ein Kämpfer, mit dem wir schon viel erlebt haben“, sagt er. „Auf der flachen Bahn leider auch die ein oder andere Enttäuschu­ng, aber 2016 auch einen schönen Sieg in BadenBaden.“Doch erst, als sie Izzo auf die in Frankreich populären, kürzeren Hindernisr­ennen umstellten, wurde dessen echte Qualität sichtbar. Er gilt im Nachbarlan­d als einer der Aufsteiger der vergangene­n Monate. „Die Umstellung hat Izzo sehr gut getan. Er konnte dort sein Leistungsv­ermögen deutlich steigern“, sagt Sauren. 181.920 Euro hat der Wallach bis heute an Preisgeld erlaufen.

Trotzdem galt es weiter, Izzos Unruhe in der Box in den Griff zu bekommen. Also ging Trainerin Fey, die aus Hessen stammt und seit 2007 in Frankreich Pferde ausbildet, auf die Suche. Nach einem Pony, das in Rente gegangen war. Und die Welt kosten sollte es auch nicht. Irgendwann fand Fey Gribouille. Und Gribouille zog bei Izzo in die Box ein. Ein Volltreffe­r. „Es hat mit den beiden sofort gepasst“, sagt die 31-Jährige. Im Alltag in Chantilly sind beide Pferde bis mittags draußen, sie haben auch eine Koppel, auf die sie beide gehen können. „Es macht Spaß, die beiden zu sehen, besonders im Stall, wenn Gribouille aufsteht, um Izzos Hafer wieder in die Krippe zu bekommen.“

Es passte mit den beiden sogar so gut, dass Izzo jetzt nur noch unruhig ist, wenn Gribouille nicht in seiner Nähe ist. „Und das ist sie nur beim Training nicht. Sie käme ja auch gar nicht hinterher. Sie ist dann so lange im Paddock“, sagt Fey. „Zu den Rennen kommt das Pony aber mit, beide stehen dann zusammen in einem Transporte­r. Neulich waren wir sogar in England.“Und wenn Izzo gewinnt, ist Gribouille mit auf dem Foto. Wie in Compiègne oder Fon- tainebleau – oder wie bei seiner Hindernis-Premiere im Prix de Maisons Lafitte im vorigen September in Auteuil. „Wir haben Izzo mit Gribouille mehrfach im Stall und bei seinen Rennen besucht, diese Begleitung ist einmalig“, sagt Sauren. Und so kann sich Fey dann auch des Eindrucks nicht erwehren, „dass Izzo einen besonderen Platz in Eckhard Saurens Herzen hat.“

In diesem Jahr stehen große Rennen für Izzo auf dem Plan, in die kleinen kommt er wegen seiner Verdiensts­umme auch gar nicht mehr rein. Mitte April beim Rennen im englischen Hindernis-Mekka Aintree bei Liverpool musste sich Izzo aber erst einmal klar geschlagen geben und wurde als 510:10-Außenseite­r Siebter von sieben Pferden. Das Foto mit Gribouille musste da also leider ausfallen.

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FOTO: PRIVAT Siegerfoto in Auteuil: (v.l.) Juan Jose Chavarrias Arellano, Angestellt­er von Carina Fey, Fey mit Söhnchen Edward, Wallach Izzo, Izzos Arbeitsrei­ter und Pfleger Adrien Thienpont, Jockey Benjamin Gelhay, dessen Mutter Regine und Berit Weber, Angestellt­e...

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