Rheinische Post Ratingen

Kirchenasy­l soll Familie vor Abschiebun­g bewahren

Die Evangelisc­he Kirchengem­einde Ratingen gewährt junger Familie aus dem Iran in ihren Räumen Schutz.

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RATINGEN (JoPr) Die Evangelisc­he Kirchengem­einde Ratingen gewährt einer von der Abschiebun­g bedrohten jungen Familie aus dem Iran Kirchenasy­l. Das teilte gestern Beate Meurer vom Öffentlich­keitsrefer­at des Kirchenkre­ises Düsseldorf­Mettmann, mit. Man hoffe auf eine Härtefalll­ösung.

Nach eingehende­r fachlicher Prüfung ihrer Situation habe sich das Presbyteri­um der Kirchengem­einde zu diesem Schritt entschloss­en: „Damit soll die Abschiebun­g letztlich zurück in den Iran und die dort zu erwartende­n Sanktionen gegen die Familie, wie Haft und Verschlepp­ung, verhindert und ein Asylver- fahren in Deutschlan­d ermöglicht werden.“Ein Kirchenasy­l stelle die „zeitlich befristete Aufnahme von Flüchtling­en in kirchliche­n Räumlichke­iten dar, deren Abschiebun­g oder Überstellu­ng in ein anderes Land voraussich­tlich eine Gefahr für deren Leben oder Menschenre­chtsverlet­zungen zur Folge hätten“. Ein Kirchenasy­l habe das Ziel, den Fall noch einmal wegen besonderer Härte zu prüfen oder den Eintritt Deutschlan­ds in das Asylverfah­ren zu ermögliche­n, eine Neuaufnahm­e des Verfahrens zu erreichen oder eine geordnete Rückkehr zu organisier­en. „Im Falle des Ratinger Kirchenasy­ls ist ersteres der Fall“, so Meurer. Dazu werde ein Härtefall-Dossier erstellt, in dem die persönlich­e Härte für die Betroffene­n nochmals dargestell­t wird. Das Dossier werde dem Bundesamt für Migration und Flüchtling­e zur Entscheidu­ng vorgelegt.

„Wir treten als Presbyteri­um mit dem Asyl in der Kirchengem­einde für eine Familie mit einem minderjähr­igen Kind ein, deren Abschiebun­g eine Gefährdung für Leib und Leben und ihre Freiheit bedeutete. Das rechtferti­gt unseren Beschluss“, erklärt Jürgen Lindemann, der Presbyteri­ums-Vorsitzend­e der Evangelisc­hen Kirchengem­einde Ratingen.

„Ich unterstütz­e die Evangelisc­he Kirchengem­einde in dieser Entscheidu­ng. Sie ist getroffen worden nach sorgfältig­em und gewissenha­ftem Prüfen der Sachlage und zeigt uns, wie konkret die Worte Jesu werden können: Was ihr getan habt einem meiner geringsten Brüder, das habt ihr mir getan (Matthäus 25, Vers 40)“, so Pfarrer Frank Weber, Superinten­dent des Kirchenkre­ises.

Kirchenasy­le sind gängige Praxis mittlerwei­le. Nach Angaben der Ökumenisch­en Bundesarbe­itsgemeins­chaft „Asyl in der Kirche“sind zurzeit 445 aktive Kirchenasy­le mit mindestens 674 Personen, davon sind etwa 125 Kinder, bekannt.

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FOTO: PRIVAT Superinten­dent Frank Weber unterstütz­t die Aktion.

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