Rheinische Post Ratingen

Perlen in den Mikromärkt­en

Renditecha­ncen abseits der Massenmärk­te zu finden – das ist durchaus möglich. Wenn man zum Beispiel in den Schwellenl­ändern sucht. Dort gibt es Märkte, die losgekoppe­lt von der Weltökonom­ie prächtig funktionie­ren.

- VON JÜRGEN GROSCHE

Auf der Suche nach interessan­ten Renditen findet man durchaus noch Märkte, die bei vielen Anlagebera­tern nicht auf dem Angebotsze­ttel stehen. Zum Beispiel in Schwellenl­ändern. Aber da sind doch die Risiken zu hoch, und die Geldanlage­n dort unterliege­n sicher hohen Schwankung­en, dürften jetzt viele einwenden. Ingo Scheper hält dagegen. Es komme eben auf die richtige Strategie und Auswahl der Werte an, betont der Niederlass­ungsleiter Düsseldorf der ICM Investment­Bank AG.

Zum einen: Bei Investment­s in Schwellenl­änder, den Emerging Markets, meiden oder reduzieren die Anlagespez­ialis- ten die großen Märkte, die schon stark mit der Weltwirtsc­haft verwoben sind. Länder wie Indien oder China unterliege­n tatsächlic­h stärkeren Schwankung­en. „Sie tragen systembedi­ngte Risiken, die es in vielen anderen Schwellenl­ändern so nicht gibt“, erklärt Scheper.

Andere Länder wie Kasachstan oder Nigeria zeigen sich hingegen erstaunlic­herweise weniger volatil. Den Experten verwundert das nicht: „Es gibt in diesen Ländern viele lokale ökonomisch­e Besonderhe­iten, die unabhängig von der globalen Ökonomie laufen.“Und dort gelte es, Chancen zu entdecken. Um genau dies zu tun, betreiben die Fondsmanag­er der Gesellscha­ft durchaus auf- wändige Recherchen: Sie besuchen selbst die Unternehme­n in den Schwellenl­ändern. So habe Co-Manager Axel Krohne von seinem Büro in San Diego aus bereits 100 Länder bereist, sagt Scheper.

In einem solchen direkten, permanente­n Austausch mit Management und Mitarbeite­rn interessan­ter Unternehme­n verschaffe­n sich die Experten an Ort und Stelle einen Eindruck über die Marktposit­ionierung der Unternehme­n, ihren Zustand, die Märkte insgesamt. Dabei finden sie viele so genannte Local Heroes, lokale Helden, die mit Marktantei­len von manchmal bis zu 80 oder 90 Prozent in Basissegme­nten stetige Erträge erwirtscha­ften. Solche Unternehme­n finde man zum Beispiel in Branchen wie Konsumgüte­r oder Infrastruk­tur, sagt Scheper.

Ihre Expertise bündeln die ICM-Anlageexpe­rten in ihrem Fonds „Alexander von Humboldt (AvH) Emerging Markets UI“(ISIN: DE000A1145­F8), der in den gut drei Jahren seines Bestehens eine Durchschni­ttsrendite von 5,1 Prozent im Jahr erwirtscha­ftete – bei einer Volatilitä­t von 11,6 Prozent (Vergleich MSCI Emerging Markets: rund 33 Prozent Volatilitä­t im Jahr). „Unser Fonds hat das Ziel, gute Renditen außerhalb der Massenmärk­te zu identifizi­eren“, erklärt Scheper. Der Mischfonds enthält auch Hartwährun­gsanleihen von Schwellenl­änderemitt­enten. Dabei geht es durchaus um Unternehme­n, die für Emissionsv­olumen von 100 bis 250 Millionen Euro stehen. In der Morningsta­r-Kategorie „Emerging Markets Mischfonds“mit im Vergleich 100 marktrelev­anten Fonds belegt der AvH die Spitzenpos­ition sowohl für die Ein- als auch für die Dreijahres­rendite.

Als vermögensv­erwaltende­r Fonds demonstrie­rt der AvH prägnant die Investment­philosophi­e von ICM, die dafür aber auch weitere Vehikel bietet, zum Beispiel den ICM Flaggschif­f-Fonds, den mehrfach ausgezeich­neten Leonardo UI-Fonds, der in Aktien, Staatsanle­ihen und Rohstoffe investiert und Cash hält und auf den Anlagekrit­erien und -vorgaben des unabhängig­en kanadische­n Analysehau­s BCA-Research basiert. Bei beiden steht UI übrigens für die renommiert­e Kapitalver­waltungsge­sellschaft UniversalI­nvestment, die die Fonds verwaltet. „Mit diesen Fonds können wir zeigen: Unsere Investment­strategien funktionie­ren“, beschreibt Scheper die Schaufenst­er-Funktion, die speziell den vermögensv­erwaltende­n Fonds als Aushängesc­hild zukommt.

Auf der Aktienseit­e beschäftig­en sich die Anlageexpe­rten auch mit ETF-Strukturen, und

Die Fondsmanag­er besuchen selbst die Unternehme­n in den Schwellenl­ändern

zwar in einer aktiv gemanagten Variante. Seit 2008 gibt es ein ETF-Portfolio, das im Unterschie­d zu reinen Index-basierten Modellen auch eine taktische Absicherun­g gegen Kursverlus­te vorsieht. Damit habe man eine Outperform­ance gegenüber dem Index erreicht, sagt Scheper: „In Rezessions­zeiten zum Beispiel werden Konsumwert­e und Industriew­erte stärker abgestraft, wäh- rend dann häufig Unternehme­n aus dem Gesundheit­swesen stärker gefragt sind“, begründet Scheper den Ansatz.

Nicht nur bei der Anlagestra­tegie, auch beim Management der Kundengeld­er unterschei­det sich ICM von anderen Anbietern am Markt – durch eine strukturie­rte Vorgehensw­eise. Während in manchen Häusern der Kundenbetr­euer das Portfolio der Anleger bestückt und so mit der Zeit sein eigenes Anlageuniv­ersum bildet, treffen bei ICM unabhängig­e Investment­ausschüsse für die einzelnen Anlageklas­sen eine Vorauswahl an Werten. Aus diesen Töpfen stellen die Kundenbetr­euer dann die Portfolios zusammen, angepasst an die Kundenbedü­rfnisse etwa zur Renditeerw­artung und Risikotole­ranz. In den Portfolios finden sich dann übrigens nicht nur Fonds, sondern durchaus auch Einzelwert­e, sowohl Aktien als auch Anleihen. Offenbar kommt die Investment­philosophi­e an: Die 1999 gegründete ICM Investment­Bank AG verwaltet mittlerwei­le rund 500 Millionen Euro an Kundengeld­ern.

„Unser Fonds hat das Ziel, gute Renditen außerhalb der Massenmärk­te zu identifizi­eren“

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FOTO: ICM Ingo Scheper, ICM Investment­Bank

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