Rheinische Post Ratingen

Rendite im Einkaufswa­gen

- VON MATTHIAS VON ARNIM

Diese Wochenendr­outine dürfte manchem bekannt sein: Schnell beim Aldi rein, die wichtigste­n Lebensmitt­el kaufen, dann zum etwas teureren Vollsortim­enter nebenan für frische Lebensmitt­el und die Dinge, die man bei Aldi nicht bekommen hat, danach zum Drogeriema­rkt auf der anderen Parkplatzs­eite. Vielleicht auch noch zum Klamotten-Discounter für die Kinder? Ist ja gleich nebenan. Und immer wieder begegnet man Leuten, die man mit ihrem Einkaufswa­gen auch schon im Laden vorher gesehen hat.

Solche Begegnunge­n sind kein Zufall. Und sie spielen sich überwiegen­d vor den Toren mittelgroß­er und kleinerer Städte ab. Während der Einzelhand­el in den großen Städten spürbar darunter leidet, dass Amazon und andere OnlineShop­ping-Portale ihre Geschäftsb­ereiche immer weiter ausdehnen, boomen sogenannte Nahversorg­ungs-Zentren in B-Lagen.

Statistike­n des Handelsver­bandes Deutschlan­d (HDE) zeigen die Verlierer und Gewinner dieser Entwicklun­g: Die Umsätze des Einzelhand­els im Bereich Kleidung etwa sanken in den Jahren 2002 bis 2017 um 7,6 Prozent. Ähnlich sieht es bei Elektrotec­hnik aus. Der Umsatz bei der sogenannte­n Nahversorg­ung stieg dagegen im selben Zeitraum um 12,8 Prozent. „Die Menschen fahren nicht mehr unbedingt in die Stadt, um sich einen Computer, ein T-Shirt, ein Kleid oder Schuhe zu kaufen. Das erledigen sie zunehmend übers Internet. Der wöchentlic­he Einkauf im Geschäft um die Ecke aber nimmt an Bedeutung zu“, erklärt Marcus Kraft, Geschäftsf­ührer der BVT Holding in München.

BVT hat deshalb Fonds aufgelegt, die in Immobilien aus diesem Bereich investiere­n. Ein Beispiel dafür ist der BVT Ertragswer­tfonds Nr. 6, der gut ein Drittel seines Fondskapit­als in ein Bürogebäud­e in Langenfeld und knapp zwei Drittel in ein Nahversorg­ungszentru­m in Blankenhei­m angelegt hat. Die Zusammense­tzung dieses Einzelhand­elsobjekts ist klassisch: Auf dem Gelände in Blankenhei­m stehen ein Aldi, ein Rewe-Markt, ein Rossmann-Drogeriema­rkt und ein KIK Modediscou­nter. Die Einzelhänd­ler haben im Rahmen der Erweiterun­g und des Immobilien-Ausbaus am Standort Blankenhei­m Mietverträ­ge für weitere zehn bis 15 Jahre abgeschlos­sen. Dabei setzen die Protagonis­ten bei ihren Wachstumsp­länen nicht nur auf ein „weiter so“, sondern auch auf neue Konzepte. „Im Rewe steht jetzt eine neue circa 18 Meter lange Frischflei­schtheke. Man wird persönlich bedient“, erzählt Marcus Kraft. Das Interieur wurde zudem insgesamt so aufgewerte­t, dass nun tatsächlic­h von einem Einkaufser­lebnis gesprochen werden kann.

Einen ähnlichen Weg geht auch Aldi: Dort gehören neben einem neuen, warmen Ladenkonze­pt auch Sitzgelege­nheiten und ein Kaffeeauto­mat zum Service beim Einkauf. „Solche Konzept-Umstellung­en sind derzeit oft zu sehen. Der Markt ist in Bewegung“, so Kraft. BVT hält deshalb weiter Ausschau nach möglichen Beteiligun­gen. Im Fokus der Kölner Niederlass­ung, die 55 Immobilien im Rheinland und Umgebung betreut, sind vor allem Objekte aus der zweiten Reihe. „Wir streben jährliche Renditen von vier bis fünf Prozent an. Mit A-Lagen in Großstädte­n ist das nicht mehr zu schaffen“, so Kraft. Denn große Investoren, gerade auch aus Übersee, hätten in den vergangene­n Jahren dort die Preise in die Höhe getrieben. „Kleinere Objekte in kleineren Städten haben diese Investoren nicht im Visier. Das ist unser Vorteil“, so Kraft, der mit seinem Einzelhand­els-Immobilien­Fonds in Blankenhei­m gerne auf den Glitzer-Faktor teurer Einkaufspa­ssagen verzichtet und dafür lieber defensiv agiert. Dazu passen zum einen der moderate Einkaufspr­eis der Immobilie von 16,95 Jahresmiet­en, der vergleichs­weise niedrige Fremdkapit­alanteil von 45 Prozent und die hohe Tilgungsra­te von anfänglich 2,8 Prozent per annum. Letztere hat für Anleger einen positiven Effekt, der allerdings erst am Ende der Laufzeit spürbar wird: Die Tilgung führt zu einer deutlich höheren Rendite als die über die Laufzeit hinweg sichtbare Ausschüttu­ng der Mieten von durchschni­ttlich fünf Prozent im Jahr. Denn durch die geringe Restschuld beim Verkauf bleibt am Ende der Fonds-Laufzeit unter dem Strich mehr Gewinn übrig. Wer mag, kann seine Freude über die Fonds-Erträge feiern, in dem er Freunde zum Essen und zu einem guten Glas Wein einlädt. Er sollte sich nur nicht wundern, wenn beim Einkauf für die Party im Rewe schon wieder dieselben Leute vor einem an der Kasse stehen wie schon im Aldi. Das hat System.

„Solche KonzeptUms­tellungen sind derzeit oft zu sehen. Der Markt ist in Bewegung“

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FOTO: BVT Der Einkauf im Geschäft um die Ecke nimmt an Bedeutung zu, ist Marcus Kraft von der BVT Holding überzeugt.

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