Der Kölner Vermögensverwalter Stephan Albrech von Albrech & Cie. stellt die Bedeutung von Substanzwerten gerade für defensiv eingestellte Anleger heraus. Diese finden die Experten vor allem in der traditionellen Industrie.
Die Welt wird immer digitaler. Unternehmen wie Google, Netflix, Spotify, Facebook und Amazon stehen im Fokus der Öffentlichkeit, können sich über hohe Börsenkurse und Marktkapitalisierungen freuen. Aber sind diese Werte deshalb wirklich besser und nachhaltiger für Investoren als Aktien aus der klassischen Industrie, seien es Automobil-, Chemie- oder auch Energieunternehmen?
Nein, sagt Stephan Albrech, Vorstand der unabhängigen Vermögensverwaltung Albrech & Cie. aus Köln. Er ist Verfechter der sogenannten „Old Economy“. „Die klassische Industrie wird nicht verschwinden, sondern auch in Zukunft erhebliche Relevanz haben. Wir werden in der Weltwirtschaft immer starke Unternehmen haben, die bestimmte Produkte herstellen, die entweder direkt vom Kunden gekauft oder eben weiterverarbeitet werden. Die Zukunft kann nicht nur aus digitalen Unternehmen bestehen.“Zudem, stellt Stephan Albrech heraus, würde die Praxis immer wieder zeigen, dass gut aufgestellte Industrieunternehmen auch Krisen in der Regel relativ unbeschadet überstehen – VW sei aktuell ein gutes Beispiel dafür.
Der Vermögensverwalter setzt daher überwiegend auf Value-Aktien, also auf Werte substanzstarker Unternehmen, die bereits über Jahre oder sogar Jahrzehnte hinweg ihren wirtschaftlichen Erfolg nachgewiesen haben. „ValueAktien zeichnen sich unter anderem durch eine vergleichsweise günstige Bewertung aus, und die Unternehmen zahlen in der Regel auch stabile Dividenden. Das führt zu mehr oder weniger planbaren Renditen für die Anleger.“Dies ver- deutlicht er an der Wertentwicklung des „iShares Russell 1000 Value“, der die Wertentwicklung globaler Substanzwerte abbildet. Wer zur Jahrtausendwende in den ValueETF investierte, freut sich derzeit über einen Wertzuwachs von 218 Prozent – das entspricht einer jährlichen Rendite von knapp sieben Prozent. Stephan Albrech ist der festen Überzeugung, dass sich diese Substanzwerte gerade für defensiv eingestellte Anleger eignen, um das Vermögen nach Kosten, Steuern und Inflation zu erhalten und Gewinne zu ermöglichen. Wichtig sei, so Stephan Albrech, dass sich die Depots nicht ausschließlich aus internationalen Spitzenwerten zusammensetzten. Natürlich investieren Albrech und seine Kollegen auch in bekannte Titel, die Blue Chips wie Daimler, BASF und Co. Aber genauso suchen die Vermögensmanager nach Nebenwerten, die in diese Value-Strategie passen. „Substanz ist keine Frage der Größe, sondern der Ausrichtung. Wir kaufen sehr gerne Aktien von eher unbekannten Unternehmen, die in ihrer Nische zu den Marktführern gehören und die durch ein zukunftsfähiges Geschäftsmodell auffallen.“
Das kann ein System- und Entwicklungslieferant für Draht, Kabel und BordnetzSysteme wie die Leoni AG aus Nürnberg sein oder auch ein Bahntechnik-Unternehmen wie Vossloh aus dem Sauerland. Wichtig sei eben, dass die Gewinne stabil seien und auch die übrigen Daten für das Unternehmen sprächen, betont Stephan Albrech. „Wir analysieren alle Unternehmen, die für uns ins Frage kommen, nach ihren fundamentalen Marktdaten und greifen dafür auch auf Berichte von Analysehäusern und Banken zurück. Ebenso bewerten wir auch den Industriezweig, die Führungssituation, den Wettbewerb und zahlreiche andere Faktoren, die den Erfolg oder Misserfolg eines Unternehmens beeinflussen können.“Dazu trete die Chart-Technik, bei der der allgemeine Trend einer Aktie bewertet wird. Befindet sich diese in einem Aufwärts- oder Abwärtstrend? Wie sind die spezifischen Kennziffern der Vergangenheit? „Dies setzen wir miteinander in Verbindung, um daraus fundierte Entscheidungen abzuleiten“, sagt Stephan Albrech.
Die Kölner Vermögensverwalter schauen sich bevorzugt in Europa um, aber genauso auch in den USA, den Emerging Markets und Asien. Überall ließen sich Unternehmen finden, die die qualitativen und quantitativen Voraussetzungen erfüllten, die Albrech & Cie. für jedes Investment erwartet. „Unsere Aufgabe ist es, diese Unternehmen zu identifizieren und zum richtigen Zeitpunkt ein- und wieder auszusteigen. Es geht darum, mittels dieser Strategie jederzeit weltweit Chancen zu nutzen und durch eine geschickte Streuung Risiken abzuschwächen.“Er sagt aber auch: „Wir schließen die sogenannten Growth-Aktien bekannter Technologieunternehmen natürlich nicht aus, sondern setzen diese dosiert ein. Die richtige Mischung macht’s, um langfristig beste Ergebnisse für unsere Anleger zu erreichen.“