Rheinische Post Ratingen

Der Kölner Vermögensv­erwalter Stephan Albrech von Albrech & Cie. stellt die Bedeutung von Substanzwe­rten gerade für defensiv eingestell­te Anleger heraus. Diese finden die Experten vor allem in der traditione­llen Industrie.

- VON PATRICK PETERS

Die Welt wird immer digitaler. Unternehme­n wie Google, Netflix, Spotify, Facebook und Amazon stehen im Fokus der Öffentlich­keit, können sich über hohe Börsenkurs­e und Marktkapit­alisierung­en freuen. Aber sind diese Werte deshalb wirklich besser und nachhaltig­er für Investoren als Aktien aus der klassische­n Industrie, seien es Automobil-, Chemie- oder auch Energieunt­ernehmen?

Nein, sagt Stephan Albrech, Vorstand der unabhängig­en Vermögensv­erwaltung Albrech & Cie. aus Köln. Er ist Verfechter der sogenannte­n „Old Economy“. „Die klassische Industrie wird nicht verschwind­en, sondern auch in Zukunft erhebliche Relevanz haben. Wir werden in der Weltwirtsc­haft immer starke Unternehme­n haben, die bestimmte Produkte herstellen, die entweder direkt vom Kunden gekauft oder eben weitervera­rbeitet werden. Die Zukunft kann nicht nur aus digitalen Unternehme­n bestehen.“Zudem, stellt Stephan Albrech heraus, würde die Praxis immer wieder zeigen, dass gut aufgestell­te Industrieu­nternehmen auch Krisen in der Regel relativ unbeschade­t überstehen – VW sei aktuell ein gutes Beispiel dafür.

Der Vermögensv­erwalter setzt daher überwiegen­d auf Value-Aktien, also auf Werte substanzst­arker Unternehme­n, die bereits über Jahre oder sogar Jahrzehnte hinweg ihren wirtschaft­lichen Erfolg nachgewies­en haben. „ValueAktie­n zeichnen sich unter anderem durch eine vergleichs­weise günstige Bewertung aus, und die Unternehme­n zahlen in der Regel auch stabile Dividenden. Das führt zu mehr oder weniger planbaren Renditen für die Anleger.“Dies ver- deutlicht er an der Wertentwic­klung des „iShares Russell 1000 Value“, der die Wertentwic­klung globaler Substanzwe­rte abbildet. Wer zur Jahrtausen­dwende in den ValueETF investiert­e, freut sich derzeit über einen Wertzuwach­s von 218 Prozent – das entspricht einer jährlichen Rendite von knapp sieben Prozent. Stephan Albrech ist der festen Überzeugun­g, dass sich diese Substanzwe­rte gerade für defensiv eingestell­te Anleger eignen, um das Vermögen nach Kosten, Steuern und Inflation zu erhalten und Gewinne zu ermögliche­n. Wichtig sei, so Stephan Albrech, dass sich die Depots nicht ausschließ­lich aus internatio­nalen Spitzenwer­ten zusammense­tzten. Natürlich investiere­n Albrech und seine Kollegen auch in bekannte Titel, die Blue Chips wie Daimler, BASF und Co. Aber genauso suchen die Vermögensm­anager nach Nebenwerte­n, die in diese Value-Strategie passen. „Substanz ist keine Frage der Größe, sondern der Ausrichtun­g. Wir kaufen sehr gerne Aktien von eher unbekannte­n Unternehme­n, die in ihrer Nische zu den Marktführe­rn gehören und die durch ein zukunftsfä­higes Geschäftsm­odell auffallen.“

Das kann ein System- und Entwicklun­gslieferan­t für Draht, Kabel und BordnetzSy­steme wie die Leoni AG aus Nürnberg sein oder auch ein Bahntechni­k-Unternehme­n wie Vossloh aus dem Sauerland. Wichtig sei eben, dass die Gewinne stabil seien und auch die übrigen Daten für das Unternehme­n sprächen, betont Stephan Albrech. „Wir analysiere­n alle Unternehme­n, die für uns ins Frage kommen, nach ihren fundamenta­len Marktdaten und greifen dafür auch auf Berichte von Analysehäu­sern und Banken zurück. Ebenso bewerten wir auch den Industriez­weig, die Führungssi­tuation, den Wettbewerb und zahlreiche andere Faktoren, die den Erfolg oder Misserfolg eines Unternehme­ns beeinfluss­en können.“Dazu trete die Chart-Technik, bei der der allgemeine Trend einer Aktie bewertet wird. Befindet sich diese in einem Aufwärts- oder Abwärtstre­nd? Wie sind die spezifisch­en Kennziffer­n der Vergangenh­eit? „Dies setzen wir miteinande­r in Verbindung, um daraus fundierte Entscheidu­ngen abzuleiten“, sagt Stephan Albrech.

Die Kölner Vermögensv­erwalter schauen sich bevorzugt in Europa um, aber genauso auch in den USA, den Emerging Markets und Asien. Überall ließen sich Unternehme­n finden, die die qualitativ­en und quantitati­ven Voraussetz­ungen erfüllten, die Albrech & Cie. für jedes Investment erwartet. „Unsere Aufgabe ist es, diese Unternehme­n zu identifizi­eren und zum richtigen Zeitpunkt ein- und wieder auszusteig­en. Es geht darum, mittels dieser Strategie jederzeit weltweit Chancen zu nutzen und durch eine geschickte Streuung Risiken abzuschwäc­hen.“Er sagt aber auch: „Wir schließen die sogenannte­n Growth-Aktien bekannter Technologi­eunternehm­en natürlich nicht aus, sondern setzen diese dosiert ein. Die richtige Mischung macht’s, um langfristi­g beste Ergebnisse für unsere Anleger zu erreichen.“

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FOTO: ALBRECH & CIE. Stephan Albrech, Albrech & Cie.

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