Rheinische Post Ratingen

Polizei skeptisch bei Ankerzentr­en

Nach dem Vorfall von Ellwangen wächst die Kritik an Sammelunte­rkünften.

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ELLWANGEN/BERLIN (epd/kd) Nach dem Großeinsat­z der Polizei in einer Flüchtling­sunterkunf­t im badenwürtt­embergisch­en Ellwangen wächst die Kritik an den geplanten Ankerzentr­en für Asylbewerb­er. Polizeigew­erkschafte­r befürchten, dass sich Protest wie in Ellwangen wiederhole­n könnte, wenn viele Asylbewerb­er, denen die Abschiebun­g droht, in solchen Sammelunte­rkünften untergebra­cht werden.

In der Nacht zu Montag hatten rund 150 Bewohner der Landeserst­aufnahmeei­nrichtung in Ellwangen die Abschiebun­g eines 23-jährigen abgelehnte­n Asylbewerb­ers aus Togo zunächst gewaltsam verhindert. Am Donnerstag­morgen stürmte die Polizei die Flüchtling­sunterkunf­t mit einem Großaufgeb­ot und nahm den Afrikaner fest. Er soll gemäß dem Dublin-Abkommen nach Italien als Land seiner Erstaufnah­me abgeschobe­n werden. Dagegen will der Mann sich jedoch juristisch wehren, wie sein Anwalt sagte.

Das Bundesinne­nministeri­um wies unterdesse­n Befürchtun­gen zurück, die Ankerzentr­en könnten weitere Fälle wie in Ellwangen provoziere­n. „Das sehen wir nicht so“, sagte eine Sprecherin. Um die Sicherheit in den geplanten Zentren zu gewährleis­ten, hat Bundesinne­nminister Horst Seehofer (CSU) den Ländern Unterstütz­ung durch die Bundespoli­zei angeboten.

Der GdP-Vorsitzend­e Oliver Malchow lehnte indes eine Bewachung von Ankerzentr­en durch die Bundespoli­zei ab. „Wir Wir sind ausge- bildete Polizeibea­mte und kein Wachperson­al“, sagte er. Der Vorsitzend­e der Deutschen Polizeigew­erkschaft, Rainer Wendt, warnte, weder die Bundes- noch die Landespoli­zei verfügten dafür über die personelle­n Kapazitäte­n.

CSU-Landesgrup­penchef Alexander Dobrindt verwahrte sich unterdesse­n gegen Kritik an den Plänen. „Diejenigen, die Ankerzentr­en ablehnen, wollen weniger Ordnung und mehr Zuwanderun­g“, sagte Dobrindt unserer Redaktion. NRW ist nach den Worten von Ministerpr­äsident Armin Laschet (CDU) bereit, ein Ankerzentr­um einzuricht­en. Eine Standorten­tscheidung sei aber noch nicht getroffen worden. Leitartike­l Seite A2 Politik Seite A4

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