Rheinische Post Ratingen

Ratinger wirbt für Französisc­h

Für das Abenteuer Burundi musste er erst Französisc­h lernen. Jetzt wirbt er vor Schülern für die Sprache.

- VON ILKA PLATZEK

RATINGEN Julius von Diergardt (19) steht ein wenig verloren auf der Bühne der Aula des Dietrich-Bonhoeffer-Gymnasiums in Ratingen: Hinter ihm eine große Leinwand, vor ihm Schüler der Klassen 9, 10 und 11, die er mit seinem Reiseberic­ht für die französisc­he Sprache begeistern will.

Der 19-Jährige hat nach dem Abitur drei Monate für eine Hilfsorgan­isation in Burundi gearbeitet. Jetzt ist er zurück und erzählt anderen Schülern auf Veranlassu­ng des Institut Français, was er dort gemacht hat und welche Rolle die französisc­he Sprache dabei gespielt hat.

Mark-Alexander Schreiweis vom Institut Français in Düsseldorf will, dass junge Menschen Französisc­h lernen. Am einfachste­n ist das natürlich in der Schule, so lange die Sprache nicht irgendwann abgewählt wird. Damit das nicht passiert, pickt er sich junge Leute mit interessan­ten Auslandser­fahrungen heraus und schickt sie in die Schulen, „damit sie den Schülern Französisc­h schmackhaf­t machen. 270 Millionen Menschen weltweit sprechen Französisc­h. In vielen afrikanisc­hen Ländern ist Französisc­h Amtssprach­e, auch in Burundi“. Julius ist einer von ihnen, eine Extremsegl­erin eine andere. Die Strategie leuchtet ein: Schülern zu erzählen, dass Französisc­h eine Weltsprach­e ist, ist eins; ihnen fast Gleichaltr­ige zu präsentier­en, die diese Sprache genutzt haben, um Träume zu verwirklic­hen, etwas ganz anderes.

Julius beginnt seinen Reiseberic­ht mit der Vorbereitu­ng. „Ich wollte in eine Krisenregi­on und schließlic­h fiel meine Wahl auf Burundi. Da ich zwar das Latinum hatte, aber kein Französisc­h konnte, habe ich erst einen Online-Kurs gemacht. Das hat aber nicht viel gebracht. Deshalb habe ich einen Sprachkurs in Montpellie­r besucht und bei Franzosen gewohnt.“

Julius von Diergardts Reiseberic­ht kommt bei den Schülern an. Er spricht von Armut und Korruption in einem der ärmsten Länder der Welt: „43 Prozent der Leute hungern extrem, dem Rest geht es auch nicht viel besser. Pygmäen, die Ureinwohne­r, machen nur noch zehn Prozent der Bevölkerun­g aus. Viele von ihnen sterben an Schnupfen oder Schürfwund­en.“Er erzählt kenntnisre­ich, warum sich Hutu und Tutsi bekriegen und wie in Burundi gewählt wird: „Das ist ein Zwang. Wer nicht wählt, ist bald tot.“

Julius hat in einem Kloster gewohnt und im Auftrag einer Hilfsorgan­isation, der „Nouvelle Espérance“, HIV-Infizierte­n dabei geholfen, sich eine Existenz aufzubauen. „Die HIV-Infektion ist für die Leute dort quasi das Todesurtei­l. Wir haben sie ermutigt, eine Ausbildung zu machen, zum Friseur oder zum Handwerker. Nach der Ausbildung bekommen sie Mikrokredi­te und können sich auch die Ausrüstung leihen.“

Anderthalb Stunden lang steht der 19-Jährige vor Schülern, die kaum jünger sind als er. Ob Burundi auch für Frauen geeignet sei, will eine Schülerin wissen. Julius rät, lieber ein weniger gefährlich­es Land zu wählen für das soziale Engagement. Nach dem Vortrag eilen alle schnell davon. Ob sie jetzt motivierte­r sind, Französisc­h zu lernen – mal sehen.

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RP-FOTO: ABZ Julius von Diergardt hat spannende Monate in Burundi verbracht. Im Dietrich-Bonhoeffer Gymnasium hat er seine Eindrücke geschilder­t und fürs Französisc­h-Lernen geworben. Ohne Sprachkenn­tnisse hätte er nicht dort hinfahren können.
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FOTO: PRIVAT Julius von Diergardt in Burundi. Dort hat er mit HIV-Infizierte­n gearbeitet, aber auch Pygmäen, die letzten Ureinwohne­r des Landes, kennengele­rnt.

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