Kabarettist Ehring ist nicht mehr so bissig
RATINGEN Es ist schwierig, einen Künstler, der seinen Bekanntheitsgrad durch die Heute-Show im ZDF noch einmal mächtig gesteigert hat, völlig losgelöst von der medialen Resonanz zu betrachten. Doch bei Christian Ehring konnte der Zuschauer schnell alle vorab gewonnenen TV-Eindrücke zur Seite legen und sich ganz auf den Künstler konzentrieren.
Der 45-jährige Kabarettist gab jetzt ein zweieinhalbstündiges, intensives Solo-Programm im außerordentlich gut gefüllten Stadttheater. Ehring, auch als Mitglied des Düsseldorfer Kom(m)ödchen-Ensembles bekannt, zeigte sich an diesem Abend nicht ganz so bissig wie in seinen Rollen im ZDF. Das hat auf die Qualität seines aktuellen Programms „Keine weiteren Fragen“aber überhaupt keinen Einfluss. Manchmal kommt natürlich der kleine Zyniker zum Vorschein, aber die bitter-bösen Aussagen werden mit Hilfe eines plötzlich erstrahlenden Mond-Gesichtes samtweich abgefedert. Ehring kann schon sehr nett und lieb dreinschauen.
Und darum geht es in seinem Programm: Familie Ehring hat eine Einlieger-Wohnung, in der bisher der Sohnemann gelebt hat. Der soll jetzt, volljährig und völlig lethargisch, ein soziales Jahr in einem argentinischen Slum absolvieren. Die Wohnung wäre dann frei für einen Flüchtling, den man voller Freude aufnehmen könnte, so die Idee von Frau Ehring. Herr Ehring hat da so seine Bedenken, doch letztlich einigt man sich auf die Losung: Ja, wir wollen das – und zwar gemeinsam. In einem Gemeindecafé wird man prompt fündig und trifft David, einen pfiffigen Journalisten aus Eritrea. Die Ehrings sind hin und weg. Ja, David kann und soll bei ihnen einziehen. Doch der Migrant hat Bedenken. Er entscheidet sich: Nein, es geht nicht. Christian Ehring gibt sich fassungslos. „Der Flüchtling sagt einfach ab“, brüllt er in die Menge, „einfach unglaublich.“Am Ende des Abends gibt es noch einen Dialog mit dem Sohn, dem es sichtlich schwer fällt, in die Gedankenwelt des vom Flüchtlingsverhalten frustrierten Vaters einzutauchen.
Fazit: Ehring liefert ein gutes Programm, allerdings mit Längen. Er ist textsicher, spielt wirklich hübsche Stücke am Klavier und komponiert allen Ernstes vegane Kindermusik, fleisch- und tierlose Werke. Darauf muss man erst einmal kommen.