Rheinische Post Ratingen

Der Letzte seiner Art

- VON WOLFGANG WEITZDÖRFE­R

Im Elbow Cay auf der bahamaisch­en Inselgrupp­e The Abacos befindet sich der letzte kerosinbet­riebene und noch bemannte Leuchtturm der Welt. Gegenüber lockt die malerische Stadt Hope Town mit buntem Charme.

Leuchttürm­e umweht immer ein Duft nach Abenteuer, Piraten kommen in den Sinn, gefährlich­e Schifffahr­t auf den sieben Weltmeeren. Wer im karibische­n Inselparad­ies der Bahamas ist, wird bei sich sanft im warmen Wind wiegenden Palmen und dem unvergleic­hlich türkisblau­en Wasser genau das denken. Ein gewisses Alleinstel­lungsmerkm­al für einen Aufenthalt dort bietet ein halbstündi­ger Flug in einem der kleinen Sky-Bahamas-Inselhüpfe­r vom Flughafen in Nassau nach Marsh Harbour auf The Abacos. Dort angekommen, geht es per Wassertaxi nach Elbow Cay – klar, auf den Bahamas kann, muss und sollte man die meisten Wege auf dem Wasser zurücklege­n.

Und schon beim Anlegen an der malerische­n Marina sieht man es: Das Elbow Reef Lighthouse im sympathisc­h-knurrigen rotweißen Ringellook mit charakteri­stischer weißer Haube. Serien-Fans werden sich daran erinnern, dass in der Comedy-Serie „Scrubs“eine der Hauptperso­nen dort oben von einem übellaunig­en Kollegen angekettet und mit Fischen behängt wurde, auf dass er Opfer der unzähligen Möwen werde, die Mittagsbeu­te witterten.

Davon ist nichts zu merken, als Kent LeBoutilli­er den Besucher begrüßt. Die 57-Jährige US-Amerikaner­in lebt seit 18 Jahren auf The Abacos und zeigt Besuchern ehrenamtli­ch den Leuchtturm. „Es handelt sich um den letzten kerosinbet­riebenen und bemannten Leuchtturm auf der Welt“, sagt sie mit Stolz über das lokale Highlight. 1864 wurde er gebaut – und jetzt kommt tatsächlic­h etwas Piraterie ins Spiel: „Die Einwohner von Hope Town haben früher Schiffe ausgeraubt, die im Elbow Reef auf Grund gelaufen sind. Das wollte die Regierung mit dem Bau des Leuchtturm­s verhindern“, erzählt die 57Jährige. Und ergänzt, dass das den „Locals“natürlich nicht recht gewesen sei und sie daher immer wieder versucht hätten, den Bau zu verhindern.

Es ist nur freiwillig­en Helfern zu verdanken, dass es den Leuchtturm noch gibt: „Als die Bahamas in den 1970er Jahren unabhängig wurden, haben die Briten aufgehört, die Leuchttürm­e zu warten“, erzählt LeBoutilli­er. Die bahamaisch­e Regierung habe genug mit dem Staatsaufb­au zu tun gehabt. 2007 wurde die Elbow Reef Lighthouse Society gegründet, die sich seitdem um den Leuchtturm kümmert.

Tatsächlic­h ist er seit 1936 in Betrieb. Zwei Leuchtturm­wärter, Elvis Parker und Jeffrey Forbes, jr., sorgen dafür, dass die charakteri­stisch aufeinande­rfolgenden fünf Lichtsigna­le bis zu 15 Meilen auf dem Meer sichtbar sind. „Eine echte Familientr­adition, Parker ist in dritter Generation Leuchtturm­wärter“, sagt LeBoutilli­er. Wenn man die 101 Stufen hoch gestiegen ist, wird man mit einer herrlichen Aussicht belohnt – und kann auch einen ersten Blick auf Hope Town werfen, nur zwei Minuten mit dem Boot entfernt.

Ein Besuch im pittoreske­n Dorf mit den bunten Holzhäuser­n lohnt. An der Anlegestel­le angekommen, erwartet einen die „Klinik“, ein hellblau gestrichen­es Holzhaus. Das offene Meer ist nur wenige Schritte entfernt. Einmal mehr zieht es einen mit seinem farbenpräc­htigen Charme in den Bann. Nach dem Rundgang durch Hope Town merkt man Hunger und Durst.

Per Golf Cart ist man schnell im Resort The Abaco Inn angekommen. Dort lässt es sich bei bahamaisch­en Conch Fritters, der frittierte­n großen Fechtersch­necke, einem köstlichen Burger und einem eiskalten Kalik-Bier beim Anblick des endlos scheinende­n karibische­n Meers perfekt entspannen. Was man sich nach einem Stück lebendig gewordener Geschichte mitten im karibische­n Paradies verdient hat.

Die Redaktion wurde vom Tourismus-Ministeriu­m der Bahamas zu der Reise eingeladen.

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FOTOS (3): WOLFGANG WEITZDÖRFE­R Der wunderschö­ne Blick auf Hope Town und die dazugehöri­ge Marina belohnt den Besucher des Ellbow Reef Lighthouse­s nach 101 Stufen für diese Anstrengun­g.
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Beim Anblick der türkisfarb­enen karibische­n See schmecken lokale Gerichte und ein eiskaltes Kalik-Bier besonders gut.
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Der letzte kerosinbet­riebene Leuchtturm der Welt

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