Fünf Inseln, ein Hotelzimmer
In sieben Tagen steuert die Aida Prima von Gran Canaria aus die größten Häfen der Kanarischen Inseln an.
Bereits seit einer halben Stunde schlängelt sich der dunkelblaue Reisebus über Serpentinen durch den grünen Dschungel des Bosque de la Esperanza. Alte kanarische Kiefern begrenzen die schmale Straße, riesige Tannenzapfen säumen den Wegesrand. Bei Gegenverkehr wird es eng, immer wieder muss Busfahrer Pedro entgegenkommende Mietwagenfahrer energisch zurückwinken. Schließlich schaltet er selbst einen Gang zurück und biegt rechts ab zum Mirador de Chipeque. Der Wald lichtet sich und endlich ist das ersehnte Tagesziel zu sehen – der Teide. Sein weißer Gipfel glitzert in der Ferne, Spaniens höchster Berg trägt selbst an diesem sonnigen Tag noch eine Schneehaube. Es ist Zeit für den ersten Fotostopp auf Teneriffa.
Sarah und Jens Petersen steigen aus dem Bus und nehmen einen tiefen Atemzug der kühle Höhenluft. Das deutsche Ehepaar ist mit seinen beiden über 70-jährigen Müttern auf die kanarischen Inseln gereist und positioniert die Seniorinnen vor dem berühmten Wahrzeichen. Die beiden Damen kommen aus dem Staunen nicht heraus. Sie waren bisher noch nie in der Ferne und bewundern die Vulkanlandschaft Teneriffas. „Ich hätte nie gedacht, noch einmal so eine weite Reise zu unternehmen“, freut sich Sarahs Mutter und hakt sich glücklich bei ihrer Tochter ein. Dank des Inselausflugs „Nationalpark Cañadas del Teide“bekommt sie ohne große Anstrengung einen guten Überblick über Teneriffa. Vom aussichtsreichen Mirador de Chipeque geht es an der Seilbahnstation des 3718 Meter hohen Vulkans vorbei zu den Roques de García. Während die Mütter von einer Bank aus ganz gemütlich die Aussicht auf die bizzar geformten Vulkantürme genießen, erklimmt das junge Paar über unebene Stufen die Felsen. Noch ein schnelles Selfie vor dem Roque Cinchado, dem Finger Gottes, und schon kurvt der Bus weiter durch die scheinbar endlosen Lavafelder des Nationalparks. Viel zu schnell ist die halbtägige Tour vorbei und es geht zurück an Bord der Aida Prima, die am Abend den Hafen von Santa Cruz de Tenerife verlässt und dann Kurs auf Fuerteventura nimmt.
In sieben Tagen steuert das Kreuzfahrtschiff von Gran Canaria aus die größten Häfen der Kanarischen Inseln an. Auf dem Programm stehen neben Teneriffa auch Fuerteventura und Lanzarote, dazu unternimmt das Schiff einen Abstecher zur portugiesischen Blumeninsel Madeira. Aus immer dem gleichen „Hotelzimmer“an Bord lassen sich die Inseln so ganz gemütlich erkunden – und das in jedem Alter. Alle Ausflüge sind mit einem Schwierigkeitsgrad gekennzeichnet und so haben die Petersens mit ihren Müttern nur Touren der besonders leichten Stufe 1 gebucht.
„Alle Landausflüge, bei denen die Gäste einen schnellen Überblick über die jeweilige Insel bekommen, sind besonders begehrt“, weiß Patrizia Fournier. Die Österreicherin ist für die Angebote an Land verantwortlich und kennt die Höhepunkte der Inseln. „Auf Lanzarote darf man sich die Feuerberge nicht entgehen lassen“, empfiehlt die 43-Jährige. „Mir gefallen dort auch die Werke von César Manrique sehr gut.“Den Spuren des Künstlers hat Aida eine eigene Tour gewidmet. „Unsere aktiven Urlauber buchen hingegen begleitete Rad- und Wanderausflüge“, zeigt Patrizia Fournier die Vielfalt auf. „Das angenehme Klima auf den Kanaren ist einfach perfekt für einen sportlichen Tag in der Natur.“
Auch die Petersens lassen sich den milden Inselwind vor der Fábrica del Aloe in der Nähe von Tiscamanita auf Fuerteventura um die Nase wehen. Wo vor vielen Jahren noch Tomaten bewässert wurden, wachsen heute aufgrund der extremen Trockenheit immer mehr dieser Wüstenpflanzen. An einem großen Tisch schneidet Farmmitarbeiter Dino das saftige Blatt einer Aloe Vera Barbadensis Miller auf und reicht die mattweißen, glibschigen Teile des Pflanzeninneren herum. „Das Blattgel ist gut für Haut und Haar“, betont der 59-Jährige und verstreicht die vitaminreiche Flüssigkeit im Gesicht. Hier bestehen Cremes und Gele zu über 99 Prozent aus frischem Aloesaft, günstigere Produkte hingegen enthalten oftmals mehr Wasser und Chemie.
Auch Sarah Petersen reibt sich mit dem Aloe-Stück ein und spaziert zu den Feldern hinüber. Die lilienartige Heilpflanze blüht gerade und tau- sende gelbe Röhrenblüten strecken sich an langen Stängeln in den Himmel. Eilig winkt sie ihre Familie herbei. Es ist Zeit für einen letzten Fotostopp auf Fuerteventura, bevor es zurück zum Hafen von Puerto del Rosario zum Schiff geht.