Rheinische Post Ratingen

Bei Schmerzen sind auch die Tierbesitz­er gefragt

- VON PATRICK JANSEN

Tiere im hohen Alter leiden öfter unter Schmerzen. Zu Fingerspit­zengefühl rieten die Tierärzte Marcus Hess und Bastian Leimkühler am Expertente­lefon.

Tiere können nicht mit Worten mit ihren Besitzern sprechen. Sie teilen sich anders mit. Umso wichtiger ist es, dass Menschen auf das Verhalten ihres Haustiers achten. So ist es möglich, Schmerzen und Erkrankung­en zu deuten und geeignete Maßnahmen zu ergreifen. „Wenn Schmerzmit­tel verabreich­t werden, muss auch der Besitzer mitspielen“, sagt Dr. Marcus Hess, Leiter der Tierklinik Neandertal. Denn oft sind Schmerzen bei Hunden und Katzen auf das hohe Alter der Tiere zurückzufü­hren. Die Schmerzerk­ennung und Schmerzthe­rapie bei Hund und Katze stand beim Expertente­lefon unserer Zeitung dieses Mal im Fokus. Marcus Hess und Bastian Leimkühler von der Tierklinik Neandertal gaben den zahlreiche­n Anrufern fachkundig Auskunft.

Wenn Schmerzmit­tel nicht mehr wirken, können Tierbesitz­er auch selbst in Absprache mit dem Tierarzt die Dosierung erhöhen. So riet es Bastian Leimkühler im Falle eines elf Jahre alten Hundes, der seit einem Jahr unter Arthrose leidet, einer Anruferin. „Auch ein Wechsel des Medikament­es ist hier ratsam“, sagt Leimkühler. Im Falle von Schmerzen, deren Ursache nicht behandelt werden kann, ist beim Besitzer Fingerspit­zengefühl bei der Behandlung mit Medikament­en gefragt. „Das Tier denkt nicht mit wie wir Menschen. Es spürt, dass es keine Schmerzen hat und sich ja ganz normal bewegen kann“, warnt Hess. Vermeidung­sstrategie lautet hier der Rat. „Durch Leinenzwan­g oder Ruhighaltu­ng. Und vielleicht muss ich meinen Hund nicht jedes Mal in den Kofferraum meines Autos springen lassen, sondern kaufe eine Rampe“, rät Hess. Statt Ballspiele­n ist ein ruhiger Spaziergan­g für den älteren Hund angenehmer.

Besonders Wirbelsäul­enbeschwer­den führen bei Katzen oft zu Schmerzen, wenn sie das Katzenklo aufsuchen. So litt die 18 Jahre alte Katze eines Anrufers wegen ihres Rückens unter Darmbeschw­erden. „Katzen machen dabei einen Rundrücken, und die Wirbelsäul­enproblema­tik führt dazu, dass das Pressen richtig weh tut“, erläutert Hess. Tierbesitz­er können hier einerseits für weicheren Kot durch Medikament­e sorgen. „Oder man fügt der Nahrung etwas Sahne, Öl oder Laktulose aus der Apotheke zu“, rät Hess.

Auffällige­s und untypische­s Verhalten ist aber nicht in erster Linie ein Anzeichen für Schmerzen. Wenn eine 20 Jahre alte Katze unvermitte­lt auf die Couch springt und zu schreien beginnt, kann das auch für eine Demenzerkr­ankung sprechen. „Hier sollte der Tierarzt prüfen, ob es sich bei diesem Verhalten um eine Schmerzpro­blematik handelt“, sagt Hess. Medikament­e könnten die Durchblutu­ng fördern und helfen. „Doch Katzen Medikament­e zu geben, das ist manchmal etwas schwierig“, räumt Hess ein. Hier kann es helfen, sie geschickt mit ins Futter zu geben.

In bestimmten Fällen ist eine Operation sogar sinnvoll. Im Falle einer Katze mit Schwel- lung im Halsbereic­h hält Leimkühler einen gutartigen Tumor an der Schilddrüs­e für möglich. „Eine OP ist dann sinnvoll, um die Medikament­engabe bei so einem Tier etwas zu reduzieren“, sagt Leimkühler.

Ständiges Lecken und Kratzen wiederum kann ein Signal für eine Allergie oder eine Hauterkran­kung sein. Hier gibt es spezielle Hautärzte für Tiere, bei denen bei einem solchen Verhalten ein Termin gemacht werden sollte.

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FOTO: GETTY IMAGES/ISTOCKPHOT­O Wenn Hunde oder Katzen unter Schmerzen leiden, kann der Gang zum Tierarzt helfen. Erhalten die Tiere Medikament­e gegen die Beschwerde­n, sollten sie ruhig gehalten werden.
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„Der Besitzer muss mitspielen“, sagt Marcus Hess, Leiter der Tierklinik Neandertal in Haan.
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FOTOS(2): RALPH MATZERATH Bastian Leimkühler hält bei manchen Schmerzen eine Operation für sinnvoll.
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