Rheinische Post Ratingen

2017 fielen 140.000 Züge aus

In der Pünktlichk­eitsstatis­tik der Bahn tauchen die Ausfälle nicht auf.

- VON BIRGIT MARSCHALL

BERLIN Die Zahl der Zugausfäll­e bei der Deutschen Bahn ist 2017 auf 140.000 gestiegen – über 20.000 mehr als im Vorjahr. Das geht aus der Antwort der Bundesregi­erung auf eine kleine Anfrage der GrünenFrak­tion hervor, die unserer Redaktion vorliegt. Demnach verließen fast 70 Prozent dieser Züge, knapp 97.000, ihren Startbahnh­of, kamen aber nicht am Ziel an. Das waren 0,7 Prozent aller geplanten Verbindung­en. Mehr als 40.000 oder 0,3 Prozent verließen nicht einmal den Startbahnh­of.

Auch 2018 ist kaum mit weniger Ausfällen zu rechnen. Denn die Zahl der witterungs­bedingten Weichenstö­rungen – etwa aufgrund von Schneefall – war in den ersten Monaten bereits auffallend hoch: Allein bis zum 23. April zählte die Bahn bereits 746 Weichenstö­rungen. 2017 waren es insgesamt 1155. Für die Störungen werden regelmäßig Materialer­müdung und zu geringe Investitio­nen verantwort­lich gemacht.

Die Bundesregi­erung räumt in der Antwort auf die Anfrage ein, dass Zugausfäll­e nicht in die Pünktlichk­eitsstatis­tik der Bahn einfließen. „Die DB AG hat mitgeteilt, dass der Anteil vollständi­g oder teilweise ausgefalle­ner Züge innerhalb der Statistik von der Grundgesam­theit aller planmäßig verkehrend­er Züge abgezogen werde“, schreibt das Verkehrsmi­nisterium.

Vermutet wird in der Branche, dass es für das Bahn-Management vorteilhaf­ter sei, wenn ein Zug ausfällt, als ihn mit ein oder zwei Stunden Verspätung ankommen zu lassen. Das würde die Pünktlichk­eitsstatis­tik verschlech­tern. Die Bahn hat sich zum Ziel gesetzt, die Quote pünktliche­r Züge jedes Jahr um einen Prozentpun­kt zu steigern. Das Ziel von 81 Prozent für 2017 wurde aber klar verfehlt: Im Jahresdurc­hschnitt waren nur 78,5 Prozent der Fernzüge pünktlich. 2018 will die Bahn 82 Prozent erreichen.

„Es ist schon ein Hammer, dass ausfallend­e Züge nicht mehr in der Pünktlichk­eitsstatis­tik auftauchen. Damit ist klar, dass die Zuverlässi­gkeit im Bahnverkeh­r noch schlechter ausfällt als ohnehin schon in der Statistik“, sagte Grünen-Bahnpoliti­ker Matthias Gastel.

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