Rheinische Post Ratingen

Museum lockt mit neuer Sonderscha­u

Am kommenden Sonntag sollte man sich einen Besuch im lichten Haus unbedingt gönnen.

- VON GABRIELE HANNEN

RATINGEN Wer Ratingen liebt, der hat ohne Zweifel seine bevorzugte­n Ecken und Plätze. Man hält sich gern dort auf, genießt die Zeit, die Atmosphäre. Aber, man kommt vielleicht nicht auf Anhieb drauf, könnte einer dieser Plätze das Museum Ratingen sein. Vor allem ab dem kommenden Sonntag, dem internatio­nalen Museumstag, sollte man sich das lichte Haus am PeterBrüni­ng-Platz mal zu Gemüte führen. Denn ab dann verzeichne­t die bekannte Sammlung einen beachtlich­en Zugewinn an moderner Kunst und nutzt diesen Anlass gleich zu einer Ausstellun­g, die bis zum 19. August dauern wird. „Check-up“soll das Unternehme­n heißen.

In ruhiger Atmosphäre, großzügig gehängt, zum Teil auch mit frisch weiß gestrichen­en Wänden, präsentier­t sich die Sonderscha­u, die sich aus wichtigen Werken der städtische­n Kunstsamml­ung und einigen Neuzugänge­n zusammense­tzt. Sie sind private Dauerleihg­aben sowie Dauerleihg­aben des Landes NRW.

Allein zehn Bilder sind dem Museum im vergangene­n Jahr anvertraut worden. Sie entstammen der Sammlung der Portigon AG, dem Nachfolgeu­nternehmen der ehemaligen WestLB. Vor zwei Jahren erwarb das Land Nordrhein-Westfalen einen Großteil dieser Sammlung und überführte die Werke in die neu gegründete Stiftung „Kunst im Landesbesi­tz“. Die fraglichen 278 Kunstwerke wurden an ausgewählt­e Museen übergeben, darunter auch an das Museum Ratingen.

Es erhielt insgesamt neun Gemälde in unterschie­dlichen Techniken und eine Serie von Radierunge­n. In der neuen Präsentati­on werden die Neuzugänge ausgewählt­en Stücken aus dem Bestand gegenüberg­estellt. Einen Schwerpunk­t bilden dabei Arbeiten von Peter Brüning, dessen Werk als Ausgangspu­nkt der Ratinger Sammlung gelten kann. Brüning, ehemals Professor an der Düsseldorf­er Kunstakade­mie, lebte und arbeitete in seinem Atelier in Ratingen. Hier entstanden die meisten seiner teils großformat­igen Werke.

Als Neuzugänge wird jeweils eine Arbeit der abstrakten Maler Karl Fred Dahmen und K. R. H. Sonderborg vorgestell­t, die sind nicht nur Zeitgenoss­en Brünings, sondern gehören wie er zu den Protagonis­ten der deutschen informelle­n Malerei der Nachkriegs­zeit. „Die Arbeiten aus Landesbesi­tz – aus den Jahren 1969, beziehungs­weise 1980 – zeugen von der weiteren Entwicklun­g der beiden Künstler und stellen die Verbindung zu den Kunstäußer­ungen der nächsten Generation her“, schreibt das Museum Ratingen.

Zu dieser nächsten Generation gehört Heinz Mack, der zusammen mit Otto Piene Mitbegründ­er der Gruppe ZERO war. Bekannt geworden ist Mack durch seine experiment­ellen Lichtrelie­fs sowie seine Licht-Installati­onen in der Wüste. Piene wiederum gilt als ein Wegbereite­r der Licht- und Feuerkunst sowie der Sky-Art-Aktionen. Und zu ihnen stieß später Günther Uecker, Maler und Objektküns­tler. Bekannt wurde er vor allem mit seinen reliefarti­gen Nagelbilde­rn. Ein Teil seiner Objekte kann der kinetische­n Kunst zugeordnet werden.

Von Lucio Fontana kam aus Privatbesi­tz ein Concetto Spaziale dazu – „gemalt“hat Fontana in dieser Zeit nicht mit dem Pinsel, sondern mit dem Messer, nämlich mit bewusst platzierte­n Schnitten in die Leinwand. Einerseits Akt der Aggression und Verletzung, wirken die Schnitte trotzdem elegant, ausgewogen und wohlpropor­tioniert. Gotthard Graubner und Karl Heinrich Greune sind mit Arbeiten vertreten, neu ist ein Rakelbild von Gerhard Richter und eine Arbeit von Neo Rauch, sozusagen Jungspund unter den etablierte­n Herren.

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RP-FOTO:JANICKI Chefin Alexandra König freut sich: Das Museum hat einen beachtlich­en Zugewinn an moderner Kunst und nutzt diesen Anlass zu einer Ausstellun­g.

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