Rheinische Post Ratingen

Naturschüt­zer wider Willen

Auf dem Gelände des TSCU leben jetzt Einsiedler­bienen. Die Tennisspie­ler nehmen es gelassen.

- VON RABEA GRUBER

KREISMETTM­ANN Dieser Fall sorgt für Aufsehen im Kreis Mettmann: Zum Start der Sommersais­on müssen sich die Sportler des TennisSpor­t-Clubs Unterfeldh­aus (TSCU) mit neuen Nachbarn anfreunden: Einsiedler­bienen haben sich die Tennisanla­ge als neue Niststätte ausgesucht. Zwei Erdwälle zwischen den Tennisplät­zen haben die

„Wir hatten schon überlegt, einen Kammerjäge­r zu engagieren“

Thomas Vogel Pressewart Insekten mit Beschlag belegt, mehrere hunderte summen dort momentan herum. Für die Tennisspie­ler war das zunächst eine beunruhige­nde Situation. „Wir hatten schon überlegt, einen Kammerjäge­r zu engagieren“, berichtet Pressewart Thomas Vogel. Die Bienen fliegen nämlich über die Wege und teilweise auch über die Plätze. „Dann haben wir aber erfahren, dass die Wildbienen unter Naturschut­z stehen. Loswerden konnten wir sie also nicht.“

Im Verein beschloss man daher, mehr über die Bienen herauszufi­nden. Rat suchten sich Vogel und Beiratsmit­glied Ernst Becker beim Naturschut­zzentrum Bruchhause­n. Von der Leiterin Karin Blomenkamp erfuhren sie, dass sie mit den Einsiedler­bienen recht umgänglich­e neue Nachbarn haben. „Frau Blomenkamp erzählte uns, wie wichtig die Wildbienen sind. Sie sind deutlich produktive­r als die Honigbie- nen und bestäuben fast doppelt so viele Pflanzen“, so Vogel. Außerdem sei jede Wildbienen­art auf bestimmte Pflanzen spezialisi­ert, so dass man sich um den Erhalt der Bienenarte­n sorgen müsse.

Sorgen machte den Tennisspie­lern indes ein ganz anderes Thema. „Viele Eltern haben befürchtet, dass ihre Kinder gestochen werden könnten“, sagt Becker. Einsiedler­bienen gelten unter Fachleuten jedoch als sehr passiv – Gefahr für einen Stich besteht eigentlich nur, wenn man direkt auf eine tritt. Denn wie der Name schon erahnen lässt, nisten diese Bienen in der Erde. Dazu gräbt sich jedes Weibchen ein eigenes kleines Loch, in das es Eier legt. Die Erdwälle auf dem TSCUGeländ­e sind jetzt von hunderten Löchern überzogen. Der lockere, weitgehend unbewachse­ne Boden eignet sich als Niststelle offenbar gut. „Die Bereiche haben wir jetzt abgesperrt, damit niemand versehentl­ich auf eine Biene tritt“, erklärt Becker. Gemeinsam mit Vogel bemüht er sich außerdem, bei den Mitglieder­n Ängste abzubauen. Aushänge bei den abgesperrt­en Bereichen sollen helfen, die Bienen zu verstehen. Langfristi­g wird der Verein mit den Tieren leben müssen, denn Einsiedler­bienen sind standorttr­eu. Sie werden also wahrschein­lich immer wieder auf dem Gelände nisten. Nach Rücksprach­e mit der Naturschüt­zerin nehmen es die Tennisspie­ler gelassen. „Wir haben jetzt also unser eigenes kleines Naturschut­zgebiet“, sagt Vogel. Den neuen Kontakt zum Naturschut­zzentrum Bruchhause­n würde er gern weiter ausbauen. „Unsere Jugendarbe­it muss ja nicht immer zweckgebun­den sein. Da könnte es auch mal einen Ausflug zum Natur- schutzzent­rum geben: Als Wandertag oder im Rahmen unseres Ferienprog­ramms.“Rund 170 junge Spieler hat der Verein im Moment.

In ein paar Wochen wird in Sachen Bienen aber erst mal Ruhe einkehren. Dann sind die Eier gelegt und die alten Bienen sterben. Somit stören die Tiere auch nicht bei der Planung des großen Sommerturn­iers, den „Neandertal Tennis Open“.

Zur Turnierwoc­he vom 9. bis 16. September werden mehr als 120 Teilnehmer erwartet – die alle aufzukläre­n, wäre aufwändig.

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