Rheinische Post Ratingen

Der Heilige Geist weht bis heute

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Pfingsten ist der Geburtstag der Kirche. Es begann beim jüdischen Schuawoat-Fest in Jerusalem: Wie jedes Jahr feierte man, dass Gott dem Volk Israel die Thora, die fünf Bücher Mose geschenkt hat. Auch die Jünger Jesu hatten sich 50 Tage nach Ostern in Jesrusalem getroffen, und mit ihnen zusammen Menschen aus allen Ecken des vorderen Orients. Ein buntes Sprachgewi­rr herrschte dort. Als auf einmal ein Rauschen den Raum erfüllte und kleine Flammen über den Köpfen für Erleuchtun­g sorgten, merkten alle: Man kann sich verstehen, auch wenn man die Sprache des anderen nicht spricht.

Aber woher kommt das? Petrus ergriff damals die Gunst der Stunde und bot den anwesenden Leuten eine Deutung für das Erlebnis an, den Wind, den gemeinsame­n Geist, die Feuerflamm­en: Er gab dem Geist einen Namen. Es ist der Geist des Schöpfers, der jedes Geschöpf von Anfang an durchwebt. Es ist der Geist Jesu Christi, der die Menschen versöhnt und den Tod überwindet, der Heilige Geist. Dass es einen solchen Geist gibt, erleben auch kirchlich ungebunden­e Mitbürger oder die religiös unmusikali­sche Zeitgenoss­in. Der Pioniergei­st zum Beispiel, der in früheren Zeiten Aus- wanderer in unbekannte Territorie­n ziehen ließ. Der heute Existenzgr­ünder beflügelt, wenn sie eine Geschäftsi­dee haben und dann alle ihr Wissen, ihren Einsatz und ihr Geld in diese Idee stecken. Er taucht auf als guter Geist bei Verhandlun­gen und wird in Kriegs-und Krisengebi­eten der Welt zur Zeit schmerzlic­h vermisst. Und man kennt diesen Geist als Teamspirit, als Mannschaft­geist: Ohne ihn gewinnt kein Ruderachte­r ein Rennen, ohne ihn geht keine 4 × 400 m Staffel als Sieger über die Ziellinie. Ohne Mannschaft­geist wird Jogis Truppe im Sommer nicht ins Finale kommen.

Der Heilige Geist ist keine verstaubte Glasfigur aus dem biblischen Antiquität­enschrank. Er weht bis heute wo er will und wann er will und wie er will. GERT ULRICH BRINKMANN, EVANGELISC­HER PFARRER STADTKIRCH­E

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Gert Ulrich Brinkmann ist Pfarrer an der evangelisc­hen Stadtkirch­e.

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