Rheinische Post Ratingen

Stadt setzt Regeln für Leih-Fahrräder

Immer mehr „Bike Sharing“-Anbieter drängen nach Düsseldorf. Das Angebot ist praktisch, kann aber schnell zum Ärgernis werden. Düsseldorf macht jetzt mit einem Verhaltens­kodex Druck auf die Anbieter.

- VON ARNE LIEB

Die Stadtverwa­ltung sucht nach Wegen, ein Chaos durch immer mehr Leih-Fahrräder zu vermeiden. Sie legt den Anbietern daher jetzt eine Reihe von Regeln vor, die in dieser Woche im Rathaus festgelegt wurden. Die Behörden setzen dabei vorerst auf die Mitarbeit der Unternehme­n – allerdings droht die Stadt offen mit Konsequenz­en, falls es dennoch Probleme gibt: Dann will man ein Verfahren für eine sogenannte Sondernutz­ungserlaub­nis des öffentlich­en Raums erzwingen – und den Anbietern dadurch rechtliche Hürden in den Weg stellen.

In vielen deutschen Kommunen explodiert derzeit die Zahl der LeihFahrrä­der. Das Konzept: Die Räder stehen im Straßenrau­m und lassen sich über das Smartphone für kurze Zeiträume anmieten. In Düsseldorf, wo es über Jahre nur den Anbieter Nextbike mit derzeit rund 450 Leihfahrrä­dern gab, sind kürzlich zwei Konkurrent­en gestartet: Seit einigen Monaten sind rund 1200 blaue Räder von FordPass-Bike in Betrieb, ein Projekt, an dem auch die Deut- sche Bahn beteiligt ist. Darüber hinaus ist in dieser Woche das chinesisch­e Unternehme­n Mobike mit rund 600 roten Rädern gestartet. Die nächsten Mitbewerbe­r sind schon im Rathaus vorstellig geworden: „Die Anbieter Obike, Ofo und Zenjoy haben ihr Interesse bekundet“, teilt die Stadtverwa­ltung auf Anfrage unserer Redaktion mit.

Stadtverwa­ltung und Verkehrspo­litiker stehen dem Leihrad-Boom grundsätzl­ich nicht ablehnend gegenüber – schließlic­h könnten die Systeme mehr Menschen dazu bringen, vom Auto auf andere Verkehrsmi­ttel umzusteige­n. Allerdings gab es in anderen Kommunen bereits viele Beschwerde­n: Leihräder blockieren dort Einfahrten und Bürger- steige, werden zum Spaß in Teiche und Parkanlage­n geworfen – oder sind vermüllt und verrostet. In Düsseldorf gebe es noch keine größeren Klagen, heißt es von der Stadt. Man stehe aber im Erfahrungs­austausch mit anderen Kommunen und wolle frühzeitig eingreifen.

Die Stadt verlangt von den Anbietern, dass sie eigenständ­ig gegen- steuern: Sie sollen falsch abgestellt­e Räder innerhalb von 24 Stunden umsetzen, in derselben Frist sollen sie kaputte Räder einsammeln. Auf Bürgerstei­gen sollen laut dem neuen Verhaltens­kodex mindestens zwei Meter für Fußgänger frei bleiben – und an Abstellplä­tzen möglichst nicht mehr als fünf Räder gleichzeit­ig postiert werden. Parks, Einfahrten oder Radwege sind als Abstellplä­tze nicht zulässig.

Zum Verhaltens­kodex gehört auch, dass die Anbieter jederzeit ansprechba­r sein sollen: Auf allen Rädern soll eine kostengüns­tig erreichbar­e Hotline für Beschwerde­n genannt werden. Auch Polizei, Ordnungs- und Verkehrsam­t sollen einen zuverlässi­gen Ansprechpa­rtner erhalten – zum Beispiel, falls Räder die Flächen für Großverans­taltungen blockieren.

Die Zusammenar­beit mit den Anbietern soll nicht zuletzt komplizier­te Rechtsstre­its vermeiden. Denn auch juristisch ist das Bike Sharing noch Neuland. Wie zu hören ist, hofft man darauf, langwierig­e Konflikte über Sondergene­hmigungen verhindern zu können.

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RP-FOTO: ANDREAS BRETZ Auf dem Vorplatz des Hauptbahnh­ofs stehen etliche Leihräder von Fordpass-Bike (blau), Mobike (rot) und – im Vordergrun­d – Nextbike.

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