Rheinische Post Ratingen

Vanek hat den letzten Schuss abgefeuert

Der Routinier der Ice Aliens hängt mit 41 Jahren die Schlittsch­uhe an den Nagel: Der Kopf will nicht mehr.

- VON ANDRÉ SCHAHIDI

RATINGEN An dem Tag, als Milan Vanek sich entschloss, nicht mehr Eishockey zu spielen, ging er zu seiner Frau. Er hatte eine Frage. Eine wichtige, eine, deren Antwort er schlichtwe­g nicht kannte: „Was macht man im Winter eigentlich an Wochenende­n?“Eine berechtigt­e Frage für einen, der seine Wochenende­n weit-

„Wir danken ihm sehr für drei tolle Jahre. Milan war ein Vorbild an Einsatzber­eitschaft“

Rainer Merkelbach Zweiter Vorsitzend­er gehend in Eishallen verbrachte. „Ich habe 33 Jahre Eishockey gespielt“, sagt der Stürmer der Ice Aliens. „Ich kenne gar kein anderes Leben.“

Doch daran wird sich Vanek jetzt gewöhnen müssen. Der Routinier macht mit 41 Jahren und nach drei Spielzeite­n im Trikot der Aliens Schluss. „Körperlich bin ich eigentlich noch fit“, sagt Vanek. „Doch der Kopf wollte nicht mehr. Normalerwe­ise bin ich immer anfang Mai schon wieder heiß auf die neue Saison. Jetzt fehlte das Gefühl, der letzte Funke ist weg. Da wusste ich, ich muss aufhören.“

Der Schritt fällt Vanek dennoch schwer, war er doch in den drei Jahren zu einem Leistungst­räger und Publikumsl­iebling der Ratinger geworden. Auf- und abseits des Eises. „Wir danken ihm sehr für drei tolle Jahre. Milan war immer ein Vorbild an Einsatzber­eitschaft“, sagt Rainer Merkelbach, zweiter Vorsitzend­er des Klubs. „Vor allem hat er sich neben dem Sport für den Verein eingesetzt – man denke nur an die Spendenakt­ionen zum Pink November.“

Deshalb revanchier­t sich der Klub auch beim gebürtigen Tschechen: Im Sommer wird Vanek seine C-Lizenz als Trainer machen, die Aliens finanziere­n ihm die Ausbildung. „Mal sehen, was danach kommt“, betont der Angreifer. „Ich werde jedenfalls nicht ganz ohne Eis leben können.“Das gilt auch für Tochter Vivian, für die das Eisstadion ein zweites Zuhause war. „Sie hat erstmal geweint, als ich gesagt habe, ich höre auf“, sagt Vanek. „Aber Vivi hat mir schon gesagt, dass wir weiter regelmäßig nach Ratingen fahren müssen.“

Dazu muss sie ihn sicherlich nicht überreden. Denn auf seine Zeit bei den Aliens blickt Vanek schon jetzt mit einem guten Gefühl zurück. Eine Meistersch­aft, jeweils einmal im Finale und Halbfinale gestanden, das sind die Erfolge. 68 Tore und 91 Vorlagen verbuchte Vanek für die Ratinger, die meisten davon im Meisterjah­r. „Das war meine ers- te Saison, das war schon großartig“, sagt Vanek. Vielleicht war es auch die letzte Spielzeit, die sehr holprig verlief, die im Kopf des Routiniers den Schalter umlegte. „Ach, Spaß am Hockey habe ich ja trotzdem gehabt“, sagt er. „Ich denke, es ist einfach dieses Bauchgefüh­l.“

So endet eine Eishockey-Karriere nach elf Vereinen in 22 SeniorenJa­hren, mit 776 Spielen, 563 Toren und 662 Vorlagen. Wahnsinnig­e Zahlen. Was kommt jetzt? „Der Job natürlich“, betont Vanek, der bei einer Spedition arbeitet. Und ein Motorrad hat er sich zugelegt, eine Kawasaki Ninja. „Meine Frau fährt auch“, betont er. „Dazu haben wir ja jetzt endlich mal Zeit. Ein wenig durch die Gegend fahren und so.“

Nur ist Motorradfa­hren ja so ein Sommerding – die Frage, was Familie Vanek nun an einem Winterwoch­enende so anstellst, muss erst noch beantworte­t werden. Aber dafür ist ja noch ein bisschen Zeit.

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RP-ARCHIVFOTO: ACHIM BLAZY In dieser Pose wird man Milan Vanek wohl nicht mehr erleben – der Ice Aliens hängt seine Schlittsch­uhe an den Nagel.

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