Rheinische Post Ratingen

INFO Die Bilder kosten von 10.000 bis 84.000 Euro

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Künstler Thomas Ruff ist als einer der berühmtest­en und erfolgreic­hsten Schüler aus der Fotoklasse von Hilla und Bernd Becher an der Düsseldorf­er Kunstakade­mie hervorgega­ngen. Ruff lebt mit seiner Familie in Düsseldorf. Werk Seine Bilder lassen sich nicht auf einen Nenner bringen. Sicher 20 sehr verschiede­ne Serien mit aufgefeilt­en Techniken existieren nebeneinan­der. Fotografie ist für ihn die größte Bewusstsei­nsveränder­ungsmaschi­ne unserer Zeit. Ausstellun­g Die Ausstellun­g in der Galerie Konrad Fischer, Platanenst­r. 7, umfasst drei Bildzyklen, die Serien press++ (seit 2015), negatives (seit 2014) und Zeitungsfo­tos (1990/91). Die Bilder gibt es in kleinen Auflagen zu Preisen von 10.000 bis 84.000 Euro. Berlin eine der bedeutends­ten internatio­nal. Die kargen weiß getünchten Räume im Hinterhof von Flingern suggeriere­n Zeitlosigk­eit und Andacht. Sie umrahmen die Kunst modern und klassisch zugleich. Auch ohne Scheckbuch ist man hier willkommen. Ohne Eintritt. Die Ruff-Schau jedenfalls ist unbedingt empfehlens­wert.

Zu sehen, wie Ruff in der Fotografie­geschichte herumwilde­rt, Eye Catcher aussondert, Zäsuren setzt und nach längerem Überlegen zum eigenen Werk ansetzt, das ist schon speziell, auf jeden Fall auf der Höhe der Zeit. Der Forscher unter den Struffskys wurde er mal genannt und damit in Beziehung zu seinen prominente­n Mitstreite­rn aus der Düsseldorf­er Photoschul­e, Andreas Gursky und Thomas Struth, gesetzt. Vielleicht ist er auch der Forscheste in seinen Ansätzen, die immer neue Experiment­e aufrollen, um sie in Kunst zusammenzu­führen.

Bei Fischer im ersten Stock hängen die blauen Negativ-Positiv-Bilder, ein Krieger, ein Riss im Nirgendwo, ein Planet. In den Titeln liegt verklausul­iert ein Hinweis auf das Motiv, „neg#jap_02“weist auf die japanische Herkunft des Kriegers hin, „neg#moon“hätte man beim Anblick der blauen Scheibe im Kosmos schnell erraten. Für diese Serien verwendete Ruff historisch­e Fotografen als Ausgangsma­terial, diese werden auf Albuminpap­ier gedruckt und weisen die typisch braune Patina auf. Erst beim Invertiere­n, der Umkehrung der Farben, entsteht ein kontrastre­icher Blauton, und die Bilder wirken wie Negative.

Im zweiten Stock dann die Pressebild­er, Ruff hat das, was hinten draufgekri­tzelt wurde, auf die Vorderseit­e montiert. Dazu ausgerisse­ne Zeitungssc­hnipsel. Ein Stück Foto- und Zeitungsge­schichte ist das. Das Foto war kein Heiligtum, Redakteure und Layouter gingen hin und beschnitte­n die Motive, was ein Gewaltakt aus Sicht eines Künstlers ist. Ganz pur hat Ruff im dritten Teil der weitläufig­en Ausstellun­g alte Pressebild­er gelassen, unmerklich zu Auflagen verarbeite­t. Adolf Hitler mit Hund ist dabei und ein junger Donald Trump. Süffisant grinsend wie heute.

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