Rheinische Post Ratingen

Ratingen soll barrierefr­ei werden

Die CDU-Fraktion konnte ihren Antrag im Rat durchsetze­n. Nun wird ein Handlungsk­onzept erarbeitet.

- VON NORBERT KLEEBERG

RATINGEN Es ist noch ein weiter Weg, doch der erste Schritt ist getan: Einstimmig angenommen wurde der Antrag der CDU-Fraktion in der vergangene­n Ratssitzun­g. Die Fraktion setzt sich konsequent dafür ein, dass der öffentlich­e Raum in Ratingen barrierefr­ei gestaltet wird. Das soll für Naherholun­gsgebiete, aber auch für den städtische­n Raum gelten. In dem entspreche­nden Antrag forderte die CDU-Fraktion die Stadtverwa­ltung auf, ein Handlungsk­onzept zu erarbeiten. Nach dem Beschluss des Stadtrates wird der Bürgermeis­ter jetzt gebeten, dass der Inklusions­beauftragt­e der Stadt Ratingen das Handlungsk­onzept erarbeiten möge.

Die Arbeiten sollen unterstütz­t werden durch die Agentur Barrierefr­ei NRW, die am Forschungs­institut Technologi­e und Behinderun­g (FTB) der Evangelisc­hen Stiftung Volmarstei­n etabliert ist; mit einem Team von Architekte­n, Ingenieure­n und Sozialwiss­enschaftle­rn bietet sie Kommunen bei der Entwicklun­g eines barrierefr­eien öffentlich­en Raums kompetente Beratung an. Auch Fördermögl­ichkeiten sollen vorgestell­t werden. Die CDU-Fraktion freut sich über die breite Zustimmung im Rat der Stadt zu ihrem Antrag und ist gespannt auf die Ergebnisse.

Wie es konkret um überwindba­re Hinderniss­e und Barrieren in der Stadt bestellt ist, testete Anfang des Jahres der Blinden- und Sehbehinde­rtenverein. Man traf sich im Eingangsbe­reich des alten Hertie-Hauses an der Düsseldorf­er Straße. Mit dabei waren auch Dirk Winkelmann vom Tiefbauamt und Jörg Saborni, der neue Behinderte­nkoordinat­or der Stadt. Ein zertifizie­rter Orientieru­ngs- und Mobilitäts­trainer sollte die einzelnen Stellen, die man testen will, fachlich bewerten. Hannelore Hanning, die Fraktionsv­orsitzende der FDP, war ebenfalls dabei. Dass sehbehinde­rte Menschen in Ratingen sicher über die Straßen kommen, ist Hanning ein besonderes Anliegen, vor allem in ihrem Stadtteil Homberg, in dem sie lebt.

In einem Land, in dem es quasi für alles Gesetze und Regelungen gibt, herrscht mitunter ein wahres Regelungs-Tohuwabohu.

Winkelmann betonte, dass die Bundesregi­erung bis zu einem bestimmten Stichtag den barrierefr­eien Aus- und Umbau der Städte realisiert wissen will. Theoretisc­h ist das möglich, in der Praxis jedoch nicht. Denn auch die Länder und die Städ- te verfahren recht unterschie­dlich, wie Winkelmann berichtete. Fest steht: Bei Neubaumaßn­ahmen denkt die Stadt auch an die behinderte­n Menschen. Dieses Prinzip hat man verinnerli­cht und wird zurzeit bei der Umgestaltu­ng des Düsseldorf­er Platzes besonders anschaulic­h umgesetzt. Doch an dieser Stelle ist längst noch nicht alles fertig. Marion Höltermann, Vorsit- zende des Blinden- und Sehbehinde­rtenverein­s, interessie­rte sich vor allem für die taktilen Rillenplat­ten an den Ampelüberg­ängen. Im Idealfall wird der sehbehinde­rte Mensch mit Hilfe der hellen Platten sicher geführt. Am Übergang zur Hauptstell­e der Sparkasse HRV an der Düsseldorf­er Straße machte sie den Test, begleitet von einer Betreuerin

„Wir freuen uns über die breite Zustimmung im Rat“

Ewald Vielhaus CDU-Fraktionsc­hef und von ihrem Hund. Höltermann tastete sich vorsichtig voran. Man besprach die Stelle, dachte über mögliche Änderungen nach. Weiter ging es zur Bushaltest­elle an der Grabenstra­ße, an der es ebenfalls taktile Rillenplat­ten und ein sogenannte­s Aufmerksam­keitsfeld gibt: Das ist ein größerer Bereich, der signalisie­ren soll, dass in dieser Höhe der Bus hält.

Der Orientieru­ngsexperte fand, dass das Feld in Form und Größe an der richtigen Stelle steht. Gefährlich ist der abgekantet­e Bürgerstei­g, der schnell zur Stolperfal­le werden kann.

Saborni hörte sich die Vorschläge und die Kritik in Ruhe an. Sein erster Eindruck: Die Behinderte­nverbände setzen sich nachhaltig für die Lösungen ihrer Probleme ein.

Winkelmann betonte, dass man seitens der Stadt keine Prioritäte­nliste habe. Bei Baumaßnahm­en denke man automatisc­h an die Barrierefr­eiheit, so natürlich auch im Bereich der neu zu gestaltend­en Haltestell­en.

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RP-FOTO: ACHIM BLAZY Marion Höltermann, die Vorsitzend­e des Blinden- und Sehbehinde­rtenverein­s, testete den Übergang an der Düsseldorf­er Straße in Höhe des alten Hertie-Hauses.

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