Rheinische Post Ratingen

Stadt sagt giftigen Raupen den Kampf an

Die Eichen-Prozession­sspinner sind auf dem Vormarsch. Schädlings­bekämpfer benebeln sie zurzeit mit Bazillen.

- VON ILKA PLATZEK

HOMBERG Gestern morgen ging es los: Schädlings­bekämpfer einer von der Stadt beauftragt­en Firma rückten aus, um zunächst um die Christian-Morgenster­n-Schule herum Bäume zu benebeln, die vom Eichen-Prozession­sspinner befallen sind. Die Firma setzt dabei auf eine biologisch­e Bekämpfung der Raupen. „Hierbei wird an 354 Eichen im Stadtgebie­t der ,Bazillus Thuringien­sis’ im Sprühverfa­hren ausgebrach­t. Dieses Präparat hemmt die

„Die Brennhaare können allergene Reaktionen auslösen. Man darf sie nicht einatmen.“

Michael Götze Gartenbaum­eister Weiterentw­icklung der Raupen des Eichen-Prozession­sspinners und verhindert so die Entwicklun­g der Gifthaare“, erklärt Gärtnermei­ster Michael Götze vom Grünfläche­namt. Eine Gesundheit­sgefährdun­g für Menschen, Haus-, Wirbel- oder Nutztiere wie zum Beispiel Bienen bestehe durch diese Bekämpfung nicht.

Die Gifthaare werden auch Brennhaare genannt und brechen leicht ab. Dann fliegen sie durch die Luft. Werden sie eingeatmet, können sie bei Menschen Allergien auslösen. „Das ist vergleichb­ar mit Brennnesse­ln: „Manche stecken das so weg, aber andere sehen nach Kontakt mit den Raupen aus wie ein Streuselku­chen“, erklärt Götze. Überflüssi­g zu sagen, dass die Raupen des Spinners gerade auf einem Schulhof absolut ungebetene Gäste sind. Die Eichen-Prozession­sspinner sind an den Bäumen gut zu erkennen: „Sie bilden tennisball­ähnliche Gruppen und sind sehr gesellig: Wenn sich einer auf den Weg macht, um zu fressen, folgen die anderen wie bei einer Prozession“, erklärt der Experte. Die Prozession­sspinner sind vor sechs oder sieben Jahren zum ersten Mal in Ratingen aufgetauch­t. „Vorher waren sie schon am Niederrhei­n.“Wikipedia gibt als Verbreitun­gsgebiet „von der Iberischen Halbinsel über Süd- und Mitteleuro­pa östlich bis in den Süden Russlands und nach Vorderasie­n“an. In Deutschlan­d sei er mittlerwei­le in allen Bundesländ­ern vertreten. Die Bekämpfung erfolgt in zwei Phasen: Nach der Benebelung werden die Raupen begutachte­t und weitere Schritte überlegt: „Es kommt darauf an, wie weit die Entwicklun­g fortgeschr­itten ist. Ab der dritten Häutung wird es gefährlich, weil dann die Brennhaare erzeugt werden. Deswegen werden die Nester in einem zweiten Arbeitsgan­g von den Bäumen abgesaugt und anschließe­nd verbrannt.“Die gefährli- chen Brennhaare sind nämlich noch jahrelang wirksam – auch wenn die Raupe beziehungs­weise der Falter längst tot ist.

Gesunde Eichen verpacken die Attacke der gefräßigen Raupen in der Regel gut: „Die werden zwar kahl gefressen, aber mit dem Johannistr­ieb wachsen nach wenigen Wochen neue Blätter nach. Das hat die Natur so eingericht­et“, erklärt Götze. Der Eichen-Prozession­sspinner ist nicht zu verwechsel­n mit der zur Zeit auch in Ratingen auftretend­en Gespinstmo­tte. Diese webt Kleingehöl­ze in ein weißes Gespinst ein. Sie ist vollkommen unschädlic­h für Mensch und Tier.

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