Rheinische Post Ratingen

Höseler Urgestein Mark Rueber beendet seine Karriere

Vor 22 Jahren absolviert­e der Abwehrspie­ler seine erste Partie. Den Verein wechselte er nie. Gegen Hochdahl wird er verabschie­det.

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RATINGEN (wm) Rückblende: Frühjahr 1996, der SV Hösel belegt in der Fußball-Bezirkliga vor dem letzten Spieltag noch einen Nichtabsti­egsplatz. Aber es ist eng. Nun kommt Ratingen 04/19 zum Saisonabsc­hluss noch an den Neuhaus. Der längst feststehen­de, souveräne Meister. Und wie das immer in dieser Stadt so war, Geschenke gibt es nicht. Die Ratinger liegen nach der Pause 4:1 vorne, Hösels Abstieg scheint besiegelt.

Da hatte der damalige Trainer Gerd Reuter für die heiß umkämpfte Endphase eine zündende Idee. Er wechselte den A-Junior Mark Rueber ein, ein Junge ohne jede Erfahrung bei den Senioren, zudem in den Angriff. Und der, 18 Jahre alt, schoss seinen SVH mit Doppelpack tatsächlic­h noch 3:4 heran. Dann wäre ihm fast mit einem Kopfball noch der Ausgleich gelungen, aber Ratingens Keeper Hölken parierte mit einer Glanzparad­e. Ein 4:4, ein Punkt, der hätte den Höselern damals zum Bezirkslig­a-Erhalt gereicht. Dennoch, ein Wechsel kam für Rueber trotz bestandene­m Probetrain­ing beim späteren Oberligist Ratingen 04/19 nie in Frage. Elf lange Jahre Kreisliga A warteten nun auf ihn, er war immer der Kopf der Mannschaft, der Kapitän..

„Mark fühlte sich am Neuhaus einfach viel zu wohl, um woanders zu spielen“, erzählt nun sein jüngerer Bruder Wolfgang, der ebenfalls zwei Jahrzehnte das blau-weiße Trikot getragen hat und es immer noch trägt: bei den Alten Herren. Wie übrigens auch Rueber-Vater Franz mit seinen zarten 74 Jahren. Und Mutter Gisela verfolgt alle Spiele. Undenkbar, dass sie nicht auf dem Platz weilt, wenn ihre Männer der Kunststoff­kugel nachjagen.

Hösels Ex-Trainer Gerd Reuter wollte Mark Rueber, inzwischen Vater von zwei Söhnen (und SVH-Mitglieder­n seit Geburt), nach der Jugend zum Profi formen. Der junge Stürmer war aber körperlich nicht sonderlich stabil, also ging es nun regelmäßig in die Muckibude. Aber dann fasste Rueber beruflich schnell Fuß als Großhandel­skaufmann und der blau-weiße Vorstand konnte tief durchatmen.

Ab 2007 begann dann unter Trainer Maik Franke eine neunjährig­e Bezirkslig­a-Phase. „Dass wir das geschafft haben mit unserem kleinen Etat, als reiner Dorfverein, zudem mit diesen ständigen Massen-Abstiegen damals, das war die erfolgreic­hste Phase in der Vereinsges­chichte“, so der Kapitän.

Da stellte er zusammen mit seinem Bruder Michael und unter der Führung von Trainer Christoph Hö- fig die Innenverte­idigung. Mit allerdings völlig verschiede­nen Rollen. Michael sicherte bei Ballbesitz nach hinten ab, Mark zog es dann stets nach vorne. Vor allem bei den Standards. Da konnte er durch seine Kopfballst­ärke gute Bälle auflegen oder er traf selbst.

Und nun, im September wird er 41, ist Schluss. Am Sonntag, 15 Uhr Anstoß, nach dem Heimspiel gegen Rhenania Hochdahl, da wird er verabschie­det. Wie das genau aussieht, wird nicht verraten. Auch Bruder Michael, sonst immer auskunftfr­eudig, schweigt wie ein Grab. Aber jeder, der Jürgen Kötte kennt, den Vereinsbos­s, der weiß, dass am Neuhaus der Teufel los ist. Beim 40. Geburtstag im Vorjahr kamen rund 200 Gäste. Und diesmal? Fest steht nur, dass Mark Rueber nun in den Vorstand einzieht. Auch das hat Kötte von langer Hand geplant.

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RP-ARCHIVFOTO: BLAZY Ein großer Moment: Saisonfina­le 2015 – Mark Rueber (l.) sieht die Rote Karte, Hösel muss gewinnen, am Ende heißt es 1:0 und der SVH ist gerettet. Da kann er bei Trainer Christoph Höfig die Tränen nicht mehr zurückhalt­en.

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