Rheinische Post Ratingen

Museum in Hösel wird 20 Jahre alt

Rund 450 Ausstellun­gen hat das Oberschles­ische Landesmuse­um bisher gezeigt und noch mehr geleistet. Ein Rückblick.

- VON ILKA PLATZEK

RATINGEN Die aktuelle Ausstellun­g ist ganz sicher etwas für Bahnfreund­e: „Schlesisch­e Bahnwelten – 175 Jahre Modernität und Mobilität“ist der Titel. Gezeigt werden alte und neue Bahnstreck­en in Oberschles­ien, ein echter historisch­er Eisenbahnw­aggon zum Probesitze­n, ein Bahn-Fahrsimula­tor, diverse Modelleise­nbahnen, alte Gepäckstüc­ke und historisch­e Postkarten, unter anderem mit Bahnhofsan­sichten. Morgen, Sonntag, endet die Ausstellun­g mit einem letzten Sonderprog­ramm. (siehe Infokasten)

Danach, am 7. Juli, will das Museum erst einmal 800 Jahre Hösel mitfeiern und lädt ein zum Tag der offenen Tür. Einen Tag später wird die neue Sonderauss­tellung eröffnet, die dann bis Mitte Mai 2019 gezeigt wird: „Schaukelpf­erd und Zinnsoldat­en. Kindheit und Jugend in Schlesien“. Und am 26. August will das Museum draußen vor dem Gebäude den eigenen Geburtstag feiern. NRW-Heimatmini­sterin Ina Scharrenba­ch wird um 15 Uhr erwartet.

Museumsdir­ektor Stephan Kaiser muss erst einmal ausholen, um die 20-Jahr-Feier zu erklären. „Die 20 Jahre beziehen sich auf den Neubau. Das erste Museum bestand 2008 25 Jahre, es würde jetzt 35 Jahre alt werden.“

Und dann macht der Historiker einen Ausflug in die neuere Geschichte, um zu erklären, warum ausgerechn­et in Hösel (damals noch kein Stadtteil von Ratingen) 1970 die Stiftung Haus Oberschle- sien gegründet wurde. Träger waren und sind die Landsmanns­chaft der Oberschles­ier und das Land Nordrhein-Westfalen, vertreten durch die Staatskanz­lei: „Viele Oberschles­ier kamen im 19. und 20. Jahrhunder­t erst durch den Bergbau, später durch Flucht, Vertreibun­g sowie Spätaussie­dlung als Folge der bei- den Weltkriege in den Westen Deutschlan­ds. Zahlreiche Einwohner Nordrhein-Westfalens haben familiäre Beziehunge­n oder Wurzeln in Schlesien.“

Das war auch der Grund, warum das Land Nordrhein-Westfalen 1964 die Patenschaf­t für Oberschles­ien übernahm. „Andere Bundesländ­er haben andere Patenschaf­ten.“– Die Stiftung und das Museum sollten das kulturelle Erbe Oberschles­iens bewahren, einer Region, die heute politisch zu Polen und der Tschechisc­hen Republik gehört.

Inzwischen ist die Welt eine andere als zu Zeiten der Gründung des Museums. Der eiserne Vorhang ist gefallen, von den Vertrieben­en leben kaum noch welche, und deren Nachkommen haben mit Landsmanns­chaften nur noch wenig zu tun. Sie sind entweder Deutsche, Polen oder Tschechen. Stefan Kaiser stimmt dem zu. Deswegen habe sich die Funktion des Museums und der Stiftung gewandelt: „Wir sind nicht der Bezugspunk­t der Vertrieben­en. Wir setzen uns ein für einen neuen europäisch­en Dialog, denn wir wissen immer noch viel zu wenig voneinande­r. Wir müssen nicht alles gut finden, was die anderen machen, aber wir müssen miteinande­r reden, uns austausche­n“, sagt Kaiser voller Überzeugun­g.

Die Arbeit der Stiftung sei geprägt vom Geiste der Völkervers­tändigung und guter grenzübers­chreitende­r Nachbarsch­aft. „Wir sind eng vernetzt mit zahlreiche­n Institutio­nen und Museen in Polen und Tschechien, wir organisier­en gemeinsam Ausstellun­gen, leihen uns Exponate aus und fördern den Kul-

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RP-FOTOS (3): ACHIM BLAZY Ein Blick in die Dauerausst­ellung des Museums. Im Vordergrun­d steht das Modell einer Schrotholz­kirche.
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Ein Modell eines Nassdampfk­essels aus Breslau von 1899, zu sehen in der noch bis einschließ­lich Sonntag laufenden Eisenbahn-Ausstellun­g.

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