Rheinische Post Ratingen

„Das Land wird den Digital-Ausbau unterstütz­en“

Thomas Hendele traf sich jetzt in seiner Eigenschaf­t als Präsident des Landkreist­ags NRW mit Digitalmin­ister Pinkwart.

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Herr Hendele, als Präsident des Landkreist­ags NRW haben Sie jetzt mit NRW-Digitalmin­ister Andreas Pinkwart über den Ausbau der digitalen Infrastruk­tur gesprochen. Hatten Sie den Eindruck, dass Andreas Pinkwart aufgeschlo­ssen war?

HENDELE Das Gespräch war ausgesproc­hen konstrukti­v. Minister Pinkwart hat mit der Einrichtun­g von vier kommunalen Modellregi­onen gezeigt, dass für ihn Städte und Kreise hohe Bedeutung bei der Digitalisi­erung in NRW haben. Das Land wird diese Regionen finanziell unterstütz­en – ein wichtiger Schritt.

Das Positionsp­apier des LKT umfasst vier Seiten. Für alle mit wenig Zeit: Welches sind die zentralen Forderunge­n, mit denen der LKT an Pinkwart herangetre­ten ist?

HENDELE Von grundlegen­der Bedeutung ist der flächendec­kende Ausbau der Glasfaseri­nfrastrukt­ur – und das bis in die einzelnen Gebäude (FTTH). Nur so können fortschrit­tliche Digitalisi­erungsproz­esse in den Kommunalve­rwaltungen, aber auch bei den Bürgern und Unternehme­n umgesetzt werden. Hinzu kommt im Hinblick auf immer wichtiger werdende mobile Anwendunge­n mit hohen Datenvolum­ina, etwa beim autonomen Fahren oder auch dem mobilen Arbeiten, dass der kreisangeh­örige Raum angemessen mit dem Nachfolger des aktuellen LTE-Mobilfunks, dem 5GMobilfun­kstandard, versorgt wird. Bund und Land müssen die rechtliche­n Rahmenbedi­ngungen schaffen, damit die Kommunen Lösungen anbieten können, die mit geringen Einstiegsh­ürden für die breite Bevölkerun­g und die Wirtschaft nutzbar sind.

Warum ist die Digitalisi­erung der Verwaltung so wichtig?

HENDELE Digitale Verwaltung noch konsequent­er aus der Perspekti- Bürgerscha­ft und muss ve von Wirtschaft gedacht werden. Im Alltag ist Digitalisi­erung längst selbstvers­tändlich. Der Bürger erwartet von uns, schnell, kompetent und unkomplizi­ert bedient zu werden. Dazu gehört auch, Verwaltung­sverfahren möglichst online abwickeln zu können. Das gilt ganz besonders in den Kreisen, denn hier sind die Wege länger als in den Großstädte­n. Bei der Kreisverwa­ltung Mettmann verwenden wir bereits über 450 digitale Verfahren. Um noch besser zu werden, habe ich eine Stabsstell­e Digitalisi­erung eingericht­et.

Der Ausbau des schnellen Internets lässt noch zu wünschen übrig. In Städten wie Hilden haben sich nun die Stadtwerke des Glasfasera­usbaus angenommen. In anderen Städten wie Haan gibt es immer noch weiße Flecken auf der Landkarte. Was ist zu tun?

HENDELE Das vom Land für 2018 anvisierte „50Mbit-Ziel“ist im Kreis Mett- mann nahezu flächendec­kend erreicht. Jetzt geht es darum, in den Gigabit-Bereich vorzudring­en, indem der flächendec­kende Ausbau von Glasfaser-Net- zen vorangetri­eben wird. Das allerdings unternehme­n die kreisangeh­örigen Städte beziehungs­weise die Versorgung­sunternehm­en in Eigenregie – auf ihren ausdrückli­chen Wunsch hin. Es besteht die Auffassung, dass der Kreis sich „heraushalt­en“möge, da es sich um eine örtliche Aufgabenst­ellung handelt. Deshalb gibt es auf Kreisebene auch keinen „Breitbandk­oordinator“.

Inwieweit hat sich die Bürgermeis­ter-Konferenz des Kreises mit der Digitalisi­erung beschäftig­t?

HENDELE Auch in der Bürgermeis­ter-Konferenz ist die Thematik diskutiert worden.

„Städte stehen in einem Wettbewerb untereinan­der – auch bei den Netzen“

Thomas Hendele

Die vergleichs­weise finanzstar­ken Städte Langenfeld und Monheim bauen über ihre Tochterunt­ernehmen mit hohen Millionenb­eträgen das Glasfasern­etz aus, andere Städte können dies nicht leisten. Das verschärft das Gefälle. Was sagen Sie dazu?

HENDELE Das ist richtig, aber nicht zu verhindern und wohl auch nicht gewünscht. In allen Bereichen der Infrastruk­tur stehen die Städte in einem Wettbewerb untereinan­der, das gilt auch für die Netze. Nicht zuletzt deshalb hat der Landkreist­ag vom Land einen finanziell­en Beitrag für alle Kommunen eingeforde­rt. Den kann man durchaus so gestalten, dass finanzschw­ache Kommunen eine höhere Förderung erhalten.

Werden Sie sich mit Andreas Pinkwart zur „Erfolgskon­trolle“wieder treffen?

HENDELE Wir werden den Dialog fortsetzen. Es gibt die Zusage des Ministers, dass die Ergebnisse aus den Modellregi­onen allen Kommunen kostenfrei zur Verfügung gestellt werden. Dem Minister haben wir die Forderung des Landkreist­ags mitgegeben, dass wir nach Abschluss der Modellproj­ekte vom Land eine dauerhafte finanziell­e Förderung der Kommunen erwarten.

Viele Länder und Regionen sind mittlerwei­le besser angeschlos­sen als Deutschlan­d. Wann fahren Sie nach Estland, um sich anzuschaue­n, wie konsequent­e Digitalisi­erung – und serviceori­entierte digitale Verwaltung – funktionie­rt?

HENDELE Die Landräte in NRW sind gut organisier­t und sowohl über den Landkreist­ag als auch kollegial in re- gem Austausch. Und da mein Paderborne­r Landratsko­llege Manfred Müller die Reise nach Estland bereits unternomme­n und darüber berichtet hat, bin ich recht gut im Bilde. Allerdings sind die Rahmenbedi­ngungen in Estland und NRW doch sehr unterschie­dlich. Das reicht von einem sehr viel schlankere­m Staatsaufb­au Estlands bis hin zu der dort weit verbreitet­en Bereitscha­ft der Bevölkerun­g zur digitalen Kommunikat­ion.

Die Fragen stellten Alexandra Rüttgen, Thomas Gutmann, Stephan Meisel und Norbert Kleeberg. Archivfoto­s: Köhlen; Thinkstock

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