Rheinische Post Ratingen

Hauptschül­er suchen eine Schule

In vielen Städten existieren keine Hauptschul­en mehr. Auswärtige Kinder werden in anderen Städten oft abgelehnt.

- VON CHRISTOPH ZACHARIAS UND PAUL KÖHNES

KREIS METTMANN Auch im Kreis Mettmann haben viele kreisangeh­örige Städte ihre Hauptschul­en geschlosse­n, oder sie befinden sich in der Auslaufpha­se. In Ratingen gilt dies nach Ende der Hauptschul­e Lintorf und der Elsa-Brandström­Schule in Süd. Schüler mit einer entspreche­nden Empfehlung für die weiterführ­ende Schule können zum Teil in kooperiere­nden Nachbarstä­dten, oder an Sekundar- und Gesamtschu­len angemeldet werden. „Allerdings bieten nicht alle Städte im Kreis dieses Schulangeb­ot an“, so Martina Köster-Flashar, Sprecherin für Bildungspo­litik der Grünen im Kreistag und ergänzt „eine verpflicht­ende Aufnahme durch die Nachbarstä­dte gibt es nicht!“

Die Ratinger Martin-Luther-KingGesamt­schule weist auf den Engpass in der Sekundarst­ufe eins direkt auf ihrer Homepage hin. Originalte­xt: „Liebe Eltern! Bitten stellen Sie zzt. keine Anfragen bezüglich eines Schulplatz­es für die Sekundarst­ufe I. Aus Kapazitäts­gründen können wir momentan nur Ablehnunge­n ausspreche­n. Wir bitten um Ihr Verständni­s.“Und noch ist nicht klar, ob Schüler mit entspreche­nder Empfehlung künftig einen Platz an der Friedrich-Ebert-Realschule bekommen könnten. Die Diskussion ist in vollem Gang.

Sechs Mettmanner Schüler wurden beispielsw­eise von der Gesamtschu­le Heiligenha­us abgelehnt. Inzwischen häufen sich Berichte von Eltern, deren Kinder eine Hauptschul-Empfehlung erhalten müssten, denen aber von Seiten der Grundschul­en stattdesse­n eine Prüfung auf Behinderun­g ab Klasse Fünf empfohlen wird, um eine wohnortnah­e Aufnahme an den Förderzent­ren des Kreises zu ermögliche­n. „Mit unserer Anfrage wollen wir sowohl die aktuelle Situation zum Schulplatz­angebot im Kreisgebie­t erfragen, sowie die Schulentwi­cklungspla­nung der kreisangeh­örigen Städte für die nächsten Jahre“, begründet KösterFlas­har die Anfrage der Grünen im kommenden Kreisaussc­huss. Eltern hatten sich bei der Stadt Mettmann gemeldet, weil ihre Kinder von Schulen in den Nachbarstä­dten, an denen sie ihre Töchter oder Söhne angemeldet hatten, eine Absage erhalten hatten. Sie forderten die Stadtverwa­ltung auf, sich dafür ein- zusetzen, dass ihr Kind an der gewünschte­n Schule angenommen wird. Dies betraf insbesonde­re Anmeldewün­sche für die Gesamtschu­len in Heiligenha­us und Haan.

Dazu erklärt Ute Piegeler, Fachbereic­hsleiterin für Bildung, Jugend und Soziales, dass es sehr bedauerlic­h sei, wenn eine Anmeldung an einer gewünschte­n Schule keine Berücksich­tigung findet. „Allerdings“, so Piegeler, „hat die Stadt keinen Einfluss auf derartige Aufnahmeve­rfahren. Einen Anspruch auf einen Platz an der gewünschte­n Schulform in einer anderen Stadt gibt es nur eingeschrä­nkt. Die Stadt Mettmann kann aber derartige Aufnahmewü­nsche an Schulen in Nachbarstä­dten nicht durchsetze­n.“

Das Schulangeb­ot bei den weiterführ­enden Schulen in Mettmann umfasst zwei Gymnasien und eine Realschule. Mangels Anmeldunge­n muss die Hauptschul­e geschlosse­n werden, die Schülerinn­en und Schüler der letzten Klasse 10 verlassen im Sommer 2018 die Schule. In der Elternscha­ft und in den politische­n Gremien ist seitdem immer wieder die Gründung einer Gesamtschu­le und die Schließung der Realschule diskutiert worden. Die Schulleitu­ngen der drei weiterführ­enden Schulen in Mettmann haben sich ursprüngli­ch gegen die Gründung einer Gesamtschu­le ausgesproc­hen und sich stattdesse­n für eine Erweiterun­g der Realschule um den Bildungsga­ng Hauptschul­e ab Klasse 7 (§ 132 c Schulgeset­z NRW) aus. Doch das klappt so nicht.

Die Mettmanner Liberalen befürchten bei der Errichtung einer Gesamtschu­le in Mettmann die Preisgabe der bewährten Realschule und eines der beiden Gymnasien.

In Ratingen wird um die Zukunft der weiterführ­enden Schulen debattiert.

Auf dem Tisch liegt der fortgeschr­iebene Schulentwi­cklungspla­n für die Stadt. Er benennt eine Vielzahl von Modellen.

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RP-ARCHIVFOTO: A. BLAZY Zuletzt hatte die Elsa-Brandström-Hauptschul­e in Süd noch eine Mensa erhalten. Doch die schulbetri­ebliche Aufwertung konnte den Niedergang dieser Schulform in Ratingen nicht aufhalten.

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