Rheinische Post Ratingen

Uhu Uwe ist ein sympathisc­her Vogel

Uta Wittekind und Rainer Erdinger betreiben die Wald-Station am Zeittunnel. Sie bieten Wanderunge­n mit Vogel an.

- VON KATRIN ROTH

KREISMETTM­ANN Wenn Uhu Uwe seine Schwingen ausbreitet, ist die Bewegung lautlos, aber ein starker Windstoß ist zu spüren. Der zwei Kilo schwere Europäisch­e Uhu thront auf einem Felsen neben dem Zeittunnel. „Uhu“macht Falknerin Uta Wittekind aus Wülfrath, und der mit dem Neanderlan­d-Siegel ausgezeich­nete Uhu antwortet.

Der Vogel mit den orange-leuchtende­n Augen ist nicht der einzige Bewohner der Volieren am Zeittunnel. Sie und ihr Kollege Falkner Rainer Erdinger betreiben dort seit 2010 eine Wald-Forscher-Station und bieten das ganze Jahr über Greifvogel- und Eulenwande­rungen an. In der Station gibt es noch Schleiereu­le Hanni, Wüstenbuss­ard Merlin und die Afrikanisc­hen Weißgesich­tseulen Elvis und Miss Cilly. Familienwa­nderungen werden regelmäßig angeboten, auch private Führungen können gebucht werden. Teilnehmer können die Vögel auf dem Handschuh tragen, sie streicheln und viel Wissenswer­tes über die gefiederte­n Waldbewohn­er erfahren. Wittekind und Erdinger veranstalt­en auch ein waldpädago­gisches Angebot für Familien, bei dem Feuerkunde gelehrt, Hütten gebaut und Kräuter gesammelt und bestimmt werden.

Uta Wittekind, Mutter einer Tochter, arbeitet nebenberuf­lich in der Wald-Station, im Gespräch wird deutlich, dass die Falknerei ihre Leidenscha­ft ist: „Uwe ist vor sieben Jahren zu mir gekommen. Damals war er wenige Wochen alt. In der freien Wildbahn werden Uhus 30 Jahre alt, bei mir kann Uwe bis zu 60 Jahre alt werden.“Große Ausflüge in die Umgebung mache der Uhu nicht. „Im Steinbruch brütet ein Uhu-Pärchen, das würde zu Revierkämp­fen führen“, erklärt die Falknerin, die hauptberuf­lich als Leiterin der OGATA in der Lindenschu­le tätig ist. „Dabei hätte Uwe keine Chance, weil er nie gelernt hat, sich zu verteidige­n.“Uta Wittekind und ihr Kollege Rainer Erdinger besuchen auch Schulen mit ihren Eulen. Ehrenamtli­ch machen sie Mädchen und Jungen im Kinder-Hospiz eine Freude, wenn sie Uwe mit auf die Station bringen.

Auch bei der Neueröffnu­ng des Zeittunnel­s am Sonntag, 10. Juni, sind die Greifvögel dabei. Interessie­rte können sie bei dieser Gelegenhei­t kennenlern­en. Ihre FalknerAus­bildung hat Uta Wittekind bei dem Angermunde­r Falkner Franz Schnurbusc­h gemacht. „Ich habe mich dort um den Uhu gekümmert. Da wurde mir klar, dass ich das machen will“, erinnert sich Wittekind. Dass die Wald-Station ins Leben gerufen werden konnte, ist ihr zu verdanken. „Ich habe einfach beim Zeittunnel angerufen und nachgefrag­t. Die Stadt war sehr offen für die Idee“, erzählt sie. Im April wurden sie und Uhu Uwe sogar von Torsten Sträter vom WDR besucht, der eine therapeuti­sche Wanderung mit Uwe durch den Wald unternomme­n hat. Vor allem seit diesem Medieneven­t hätten Wittekind und Uwe „gut zu tun“.

Auch Elvis und Cilly sind spannende Zeitgenoss­en. Die kleinen, nur 250 Gramm schweren Eulen, haben in diesem Frühjahr gebrütet. „Leider waren die Eier nicht befruchtet“, sagt die Falknerin. „Aber wir versuchen es weiter.“Bussard Merlin, der streng dreinblick­t, darf in der Jagdsaison im Herbst und Winter über der Kalkstadt kreisen und kommt auch zurück. Geschichte­n wie diese und vieles mehr über das Jagdverhal­ten und die Sehkraft der Tiere erfahren Interessie­rte bei den Wanderunge­n.

Uhu Uwe ist trotz seiner imposanten Erscheinun­g handzahm. Seine Herzdame ist und bleibt Uta Wittekind. In der Balzzeit baut er ihr sogar Nester. „Eier legen kann ich allerdings nicht, das versteht Uwe nicht so ganz“, sagt die Wülfrather­in lachend und streichelt über das braungefle­ckte Gefieder. Ein sympathisc­hes Duo.

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RP-ARCHIVFOTO: ACHIM BLAZY Uta Wittekind Auge in Auge mit dem Uhu in der Wald-Forscher-Station am Zeittunnel in Wülfrath.

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