Rheinische Post Ratingen

A 44: Der Lärm verteilt sich neu

- VON PAUL KÖHNES

HEILIGENHA­US Den Anliegern im Nadelöhr Hofermühle schwante schon vor geraumer Zeit Übles für die verkehrste­chnische Zukunft: Sobald das erste Teilstück der A44 den Betrieb aufnimmt, werde man erheblich unter dem zunehmende­n Schwerlast­verkehr leiden. Jetzt sieht man sich bestätigt: „Die Belastunge­n durch den Verkehrslä­rm sind für uns Anwohner sehr stark angestiege­n, besonders im Berufsverk­ehr und freitags/ samstags“, so ein erstes Fazit von Jürgen Knoll. „Dann rollt der Verkehr bis spät in die Nacht hinein und ab Sonntag 21 Uhr jede Menge Lkw. Es ist unerträgli­ch laut geworden, viel mehr Verkehr und schlafen wie früher mit nachts offenem Fenster geht nicht mehr.“

Lärmschutz gebe es nicht und aufgrund der Lage der Straße sei auch auf dem eigenen Grundstück keine Abhilfe zu schaffen. Knoll resümiert bitter: „Wir haben zwar einen Krötentunn­el für viel Geld in unserer Kurve, an Schutz für uns hat aber keiner gedacht.“

Er rechnet damit, dass man das Problem bis zur Eröffnung des zweiten A44-Abschnitts haben werde. Dann wird unter anderem eine gigantisch­e Brücke einen Teil des Angertals bei Hofermühle überspanne­n. Bis dahin wünscht man sich für die enge und kurvige Ortsdurchf­ahrt 30km/h Durchfahrt­geschwindi­gkeit. „Dies mit Radarkontr­olle, sonst bringt es nichts und einen einfachen Schallschu­tz für die nächsten Jahre.“Wenige hundert Meter bergauf Richtung Heiligenha­us, direkt am Zubringer, stöhnen die Anlieger ebenfalls über Lärm. Man hat sich bereits an die Kommunalpo­litiker gewandt mit der Bitte, hier Abhilfe zu schaffen. Seitens der CDU ist das auch insoweit versproche­n, als dass Lärmpegelm­essungen gewünscht werden.

Das wiederum verwundert und verärgert Anlieger in Hettersche­idt – am anderen Ende der Stadt. Immerhin, so schreibt Marlis Weidtmann in einem Brief an die CDU-Fraktion, der auch der RP vorliegt, sei die Autobahnzu­fahrt durch einen „riesigen Erdwall und eine zusätzlich­e Lärmschutz­wand“abgeschott­et. Für die Anwohner der Pinner Straße und der Velberter Straße habe es dergleiche­n nie gegeben. „Meine Schwiegere­ltern wurden seinerzeit nicht einmal gefragt, ob sie mit dem Bau der Bundesstra­ße einverstan­den sind. Im Gegenteil, ihnen wurde mit Enteignung gedroht. Für den Wertverlus­t ihres Grundstück­es und die dauerhafte Lärmbeläst­igung hat es nie eine Entschädig­ung gegeben.“Die A 44 verspreche für die Zukunft nun erheblich Entlastung.

Die Situation derzeit: „Wir können im Sommer nicht im Garten sitzen, weil wir nicht das eigene Wort verstehen. Wir können nicht bei offenem Fenster frühstücke­n und haben auf eigene Kosten Fenster mit dem höchsten Lärmschutz einbauen lassen. Denn bei uns ist die zwei- spurige Bundesstra­ße nur durch den Gehweg vom Grundstück getrennt. Bei offenem Fenster schlafen – nur mit Ohrenschut­z möglich.“

Aus Sicht der Hettersche­idter wird mit zweierlei Maß gemessen. Auch wenn die Ursprünge des Problems weit zurückreic­hen, ist die Sorge nicht von der Hand zu weisen. Das Problem: Die schiere Verkehrsma­sse wird sich nicht verringern – dazu braucht es keine prophetisc­hen Gaben.

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FOTOMONTAG­E: KEIPKE Noch ist die große Angertalbr­ücke – hier eine technische Visualisie­rung – im Bau.

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