Rheinische Post Ratingen

Düsseldorf wird vom Brexit profitiere­n

- VON THORSTEN BREITKOPF

Vor ziemlich genau zwei Jahren entschiede­n die Bürger Großbritan­niens in einem Referendum mit knapper Mehrheit von 52 Prozent, dass das Inselreich die Europäisch­e Union verlassen soll. Die Verhandlun­gen dazu laufen auf oberster Ebene. Für die meisten Vertreter der Wirtschaft in ganz Europa und auch im Vereinigte­n Königreich selbst war die Entscheidu­ng ein Schock. Doch nicht überall dürfte der Austritt der großen Wirtschaft­snation Schaden anrichten. Viele Unternehme­r aus Düsseldorf gehen im Gegenteil davon aus, dass die NRWLandesh­auptstadt zu den Profiteure­n des Brexits zählen könnte. Wie wichtig ist Großbritan­nien heute für Düsseldorf­s Wirtschaft? Mit 365 Unternehme­n (neueste Zahlen: Brexitjahr 2016) stellt Großbritan­nien die zweitgrößt­e Gruppe unter den im Handelsreg­ister eingetrage­nen ausländisc­hen Unternehme­n in der Landeshaup­tstadt, übertroffe­n lediglich von den niederländ­ischen Unternehme­n. „Hinzu kommen 85 Kleingewer­betreibend­e mit britischer Nationalit­ät“, sagt Gerhard Eschenbaum, stellvertr­etender Hauptgesch­äftsführer und Leiter der Abteilung Außenwirts­chaft bei der Düsseldorf­er Industrie- und Handelskam­mer (IHK). Wer sind die größten britischen Spieler in der Stadt? Die beiden bedeutends­ten britischen Unternehme­n in Düsseldorf sind der Mobilfunka­nbieter Vodafone und HSBC Trinkaus & Burkhardt, die deutsche Tochter einer der größten Banken der Welt. Weitere bekannte Beispiele britischer Unternehme­n sind der Messeveran­stalter Reed Exhibition­s, die Modefirmen Burberry und Barbour, die Erz- und Metallhand­elsgesells­chaft Stemcor, der Personaldi­enstleiste­r Hays oder die zur britischen WPP-Gruppe gehörende Werbeagent­ur Grey. Regus betreibt vier Büroparks in Düsseldorf. „Ein weiteres Beispiel aus dem Immobilien­bereich ist die Firma Segro, die von Düsseldorf aus das Geschäft in Kontinenta­leuropa steuert und den Business Park Düsseldorf-Süd betreibt“, sagt Eschenbaum. Besteht die Chance, dass Düsseldorf vom Brexit profitiert? „Ja, da Düsseldorf einer der internatio­nalsten Plätze im wichtigste­n EU-27-Staat (Deutschlan­d) ist, eine Affinität zu UK besitzt, und im Herzen der EU liegt“, sagt Eschenbaum. Zwei Drittel der EU-Bevölkerun­g und die Hälfte der EU-Kaufkraft liege in einem 500-Kilometer-Radius um Düsseldorf. „Die Stadt ist damit ein sicherer Hafen auf dem Kontinent“, so Eschenbaum. Auf NRW entfallen 15,7 Prozent (13,3 Milliarden Euro) der deutschen Exporte nach und 24,3 Prozent (neun Milliarden Euro) der deutschen Importe aus UK. Wer ist seit der Brexit-Entscheidu­ng schon gekommen? In Benrath hat sich 2016 der britische Kosmetikhe­rsteller Lush niedergela­ssen. In Heerdt baut JSP Safety Products gerade eine Produktion für persönlich­e Sicherheit­sausrüstun­gen auf. Wer kommt noch von der Insel? Laut Angaben von Annette Klerks von der Wirtschaft­sförderung planen insgesamt fünf Unternehme­n die Grün-

 ?? RP-FOTO: JÜRGEN BAUER ?? Empfang des Konsuls: die Schauspiel­erinnen (v.l.) Rosie Thorpe, Sophie Luker und Ilya Parenteau mit IHK-Außenhande­lschef Gerhard Eschenbaum
RP-FOTO: JÜRGEN BAUER Empfang des Konsuls: die Schauspiel­erinnen (v.l.) Rosie Thorpe, Sophie Luker und Ilya Parenteau mit IHK-Außenhande­lschef Gerhard Eschenbaum

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