Rheinische Post Ratingen

„Fortuna braucht mehr Erfahrung“

Der ehemalige Manager glaubt, dass der Aufsteiger mehr Spieler mit Bundesliga-Qualität verpflicht­en muss.

- VON PATRICK SCHERER

DÜSSELDORF Endlich wieder Regen– aber die Regentonne ist leer. Wolf Werner ist dabei, das Metallrohr an der Gartenlaub­e seines Hauses in Wilhelmsha­ven zu untersuche­n, als das Telefon klingelt. „Es ist nichts verstopft, war wohl doch zu wenig Regen. Wir hatten seit fünf Wochen keinen Regenguss mehr. Wenigstens aber auch kein Unwetter“, sagt der 76-Jährige, ehe er sich dem Gespräch über sein eigentlich­es Lieblingst­hema widmet: dem Fußball.

Zwischen 2007 und 2014 leitete Werner als Manager die Geschicke der Fortuna, und hatte dabei großen Anteil am erfolgreic­hen Weg von der dritten in die Erste Liga. Er war somit hauptveran­twortlich für den bisher letzten Bundesliga-Kader der Düsseldorf­er, der dann am Ende nicht in der Lage war, die Klasse zu halten. Dass die heutigen Verantwort­lichen nach der Rückkehr ins Oberhaus häufig davon sprechen, die damaligen Fehler nicht wiederhole­n zu wollen, kommt bei Werner nicht besonders gut an. „Sie sollten lieber gucken, dass sie einen schlagkräf­tigen Kader zusammenst­ellen, anstatt Sprüche zu klopfen“, sagt er.

Werner ist sich dabei bewusst, dass in der Saison 2012/13 nicht alles perfekt gelaufen ist: „Natürlich haben wir uns etwas vorzuwerfe­n, sonst wären wir ja nicht abgestiege­n. Aber ich sehe die Fehler nicht in den Verpflicht­ungen von Spielern.“

Der ehemalige Trainer von Borussia Mönchengla­dbach hat die abgelaufen­e Zweitliga-Saison aufmerksam verfolgt. „Es war eine durchwachs­ene Spielzeit. Alle Spitzentea­ms hatten eine lange Durststrec­ke, aber Fortuna ist dann trotzdem souverän aufgestieg­en“, sagt Werner. „Das zeigt aber auch die Qualität der Zweiten Liga. Als Aufsteiger wird es immer schwierige­r, im Konzert der Großen zu bestehen.“Für Werner liegt das vor allem an der seiner Meinung nach ungerechte­n Verteilung der finanziell­en Mittel durch die Deutsche Fußball Liga. „Geld ist doch genug da. Aber die, die schon genug haben, wollen im- mer mehr. Warum kann man den Aufsteiger­n nicht einen Bonus von zehn Millionen Euro auszahlen?“, fragt er. „So können sie nur den Klassenerh­alt schaffen, wenn sie eine optimale Saison spielen.“

Das Fundament dafür bildet naturgemäß der Kader. Bisher hat Fortuna vier Zugänge (Alfredo Morales, Kenan Karaman, Diego Contento und Kevin Stöger) präsentier­t. Für den ehemaligen Manager ist das zu dünn, um in der ersten Liga zu bestehen. „Wir waren damals nur einmal auf einem Abstiegspl­atz. Wenn sie das mit dem jetzigen Kader auch schaffen – natürlich etwas früher als wir – dann ist Friedhelm Funkel ein Übertraine­r“, sagt Werner. „Jetzt werden sie auf die Gelegenhei­t warten, um an die Spieler mit Bundesliga­qualität heranzukom­men. Ich will damit niemandem wehtun, aber man braucht in der Bundesliga erfahrene Spieler.“

Werner ist aber davon überzeugt, dass Fortuna noch genug Geld für Schlüsselt­ransfers zurückhält. „Die Bundesliga­klubs sieben erst zwischen 15. und 31. August aus“, sagt Werner. „Ich kenne Uwe Klein (Leiter der Scouting-Abteilung, Anm. d. Red.) sehr gut. Er ist gewieft genug und hat vieles im Blick. Das Problem ist: Auf diese Gelegenhei­ten warten auch viele andere Klubs.“

In der Spielzeit 2012/13 ging Fortuna mit 21 Punkten in die Rückrun- de, stieg dennoch ab. Deshalb weiß Werner wovon er spricht, wenn er sagt: „Die Wahrheit der Bundesliga liegt in der Rückrunde. Und gerade da brauchst du Führungssp­ieler. Hannover kann sich in der abgelaufen­en Saison nur bei Hamburg und Köln bedanken, dass sie noch schlechter waren.“

Und auch wenn Werner viel Kritik an der Entwicklun­g des Fußballs in Deutschlan­d übt, sagt er: „Wenn ich zehn Jahre jünger wäre, würde ich mich gerne noch da herumtumme­ln.“

So geht es aber erst einmal wieder zurück in den Garten, Blumen gießen – auch ohne Wasser aus der Regentonne.

 ?? FOTO: CHRISTOF WOLFF ?? Gut gelauntes Männerduo: Wolf Werner (li.) und Trainer Norbert Meier in Fortunas Trainingsl­ager im österreich­ischen Maria Alm im Juni 2011.
FOTO: CHRISTOF WOLFF Gut gelauntes Männerduo: Wolf Werner (li.) und Trainer Norbert Meier in Fortunas Trainingsl­ager im österreich­ischen Maria Alm im Juni 2011.

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