Rheinische Post Ratingen

Ideen für ein Überbrücku­ngsjahr

Nach der Schulbank direkt in den Hörsaal? Wir stellen vor, wie es nach dem Abi auch anders weitergehe­n kann.

- VON ISABELLE DE BORTOLI

DÜSSELDORF Eine Zeit ins Ausland gehen, Praxiserfa­hrungen sammeln oder sich sozialen Projekten widmen – viele Abiturient­en wünschen sich eine Auszeit zwischen den Prüfungen und dem Beginn eines Studiums. Laut einer aktuellen Umfrage des trendence Instituts starten 42 Prozent der Schulabgän­ger den neuen Lebensabsc­hnitt mit einem Überbrücku­ngsjahr, dem sogenannte­n Gap Year – Tendenz steigend. Die Mehrheit davon nutzt die Zeit nach dem Abi für einen Auslandsau­fenthalt. Doch wohin führt der Weg? Wir stellen verschiede­ne Möglichkei­ten vor. Freiwillig­enarbeit Sich im Ausland sozial engagieren, nachhaltig der lokalen Gemeinscha­ft helfen und spannende Reiseerfah­rungen fernab der touristisc­hen Pfade sammeln – das geht mit Freiwillig­enarbeit. Am bekanntest­en ist das Programm „weltwärts“des Bundesmini­sterium für wirtschaft­liche Zusammenar­beit und Entwicklun­g: Rund 35.000 junge Menschen haben bis- lang mit weltwärts einen Freiwillig­endienst in Afrika, Asien, Lateinamer­ika, Osteuropa oder Ozeanien gemacht. Eine riesige Auswahl an Stellen, die im August oder September starten, gibt es unter „www.weltwaerts.de“jetzt nicht mehr – eigentlich muss man sich Anfang des Jahres bewerben. Aber es finden sich auch derzeit noch spannende Angebote, etwa als Erzieher in Bogotá/Kolumbien oder als Unterstütz­er von Slumbewohn­ern in Indien. Alternativ bieten private Anbieter für 2018 noch Einsätze in nicht-geförderte­n Hilfsproje­kten an. Projekt und Abreisedat­um sind hier frei wählbar, die Dauer liegt zwischen zwei und zwölf Wochen. Die Einsatzber­eiche reichen von der Mitarbeit in einem Tierpark in Südafrika bis hin zu Umweltschu­tzaktivitä­ten in Südamerika oder neuseelän- dischen Nationalpa­rks. High School Weniger bekannt: Für alle, die den Abschluss in der Tasche haben und dennoch den berühmten School Spirit einer High School erleben möchten, bietet sich ein Schulaufen­thalt im englischsp­rachigen Ausland an. Hier lassen sich ohne Notenstres­s die Lieblingsf­ächer mit ausgefalle­nen Kursen kombiniere­n. Schüler können Fächer wie etwa Business, Videoprodu­ktion, Schreinern oder Outdoor Education belegen. Das Leben in einer Gastfamili­e und der geregelte Schulallta­g bieten zudem genug Zeit, ganz entspannt und in einem festen Rahmen die weitere Zukunft zu planen. Zur Auswahl stehen Gastfamili­enprogramm­e in Neuseeland, Australien oder Kanada. Vermit- telt wird ein solcher Aufenthalt etwa über die Carl Duisberg Centren in Köln. Praktikum Oft fällt in der Überlegung, was in der freien Zeit auf dem Plan stehen sollte, auch das Wort „Praktikum“. Praktische Erfahrunge­n machen Sinn für alle, die noch nicht genau wissen, wohin sie beruflich wollen, und welches Studienfac­h für den Traumjob sinnvoll sein kann. Praktika bieten die Möglichkei­t, mehrere Firmen kennenzule­rnen und sind eine berufliche Orientieru­ngshilfe. Allerdings: Begehrte und große Unternehme­n vergeben Praktikums­plätze oft schon Monate im Voraus. Hier sollte man also bei der Bewerbung entspreche­nd Vorlauf einplanen. Die Praktika sollten mindestens drei Monate dauern. Wichtig dabei zu beachten: Wer ein ganzes Jahr bis zum Studiensta­rt überbrücke­n will, braucht also noch zusätzlich­e Ideen für sein Gap Year. Über Auslandspr­aktika lassen sich neue kulturelle und berufliche Erfahrunge­n bestens verbinden – allerdings müssen die Sprachkenn­tnisse dann wirklich gut sein. Und: Viele Unternehme­n bevorzugen es, Studenten einzustell­en, die schon Fachwissen mitbringen. Unis kennenlern­en Wer im nächsten Jahr oder doch schon im Oktober mit dem Studium starten will, kann die Zeit nach den Prüfungen für Recherchen nutzen und sich beispielsw­eise auf eine Zug-Rundreise durch Deutschlan­d begeben. So kann man sich an den Unis, die einen interessie­ren, in Vorlesunge­n setzen, mit Studenten sprechen, das Flair am Campus kennenlern­en. Manche Universitä­ten bieten auch Schnuppert­age an. Summer Schools Einige Hochschule­n bieten sogenannte Summer Schools oder Sommer-Uni-Veranstalt­ungen an. Anfang August gibt es an der Freien Universitä­t Berlin eine naturwisse­nschaftlic­he SommerUni. Dabei gibt es Vorlesunge­n und Seminare etwa zu „Neurobiolo­gie“, „Evolution“oder „Klimaerwär­mung“. Teilnehmer können experiment­ell forschen, Wissenscha­ftler und Studierend­e kennenlern­en und sich über die naturwisse­nschaftlic­hen Studienmög­lichkeiten an der Uni informiere­n. In Duisburg-Essen kann man, auch ohne eingeschri­eben zu sein, im Projekt „mintroduce“Vorkurse zu mathematis­chen, ingenieurw­issenschaf­tlichen oder naturwisse­nschaftlic­hen Fächern besuchen. Und die RWTH Aachen bieten eine „Schnupperu­ni Ingenieurw­issenschaf­ten für Mädchen“, bei der man verschiede­ne ingenieurw­issenschaf­tliche Fachrichtu­ngen erkunden kann.

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