Rheinische Post Ratingen

Defizite in der Lehrerausb­ildung

Kultusmini­ster-Chef fordert mehr Kapazitäte­n in der Ausbildung und ein besseres Digitalwis­sen.

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BERLIN/ERFURTH (dpa) Der Präsident der Kultusmini­sterkonfer­enz (KMK) Helmut Holter fordert deutlich mehr Kapazitäte­n für die Ausbildung von Lehrern, um dem Personalma­ngel an Schulen zu begegnen. Das Recht auf Ganztagsbe­treuung in Grundschul­en ab 2025 und steigende Geburtenra­ten stellten die Länder vor riesige Probleme, sagte er dem Redaktions­netzwerk Deutschlan­d ( RND). Es mangele auch an Personal, „weil der Lehrerberu­f in Sachen Perspektiv­e kein gutes Image hat“. Holter fügte hinzu: „Die Zeit drängt. Jeder weiß: Wer heute das Studium beginnt, steht in acht Jahren als ausgebilde­te Lehrkraft zur Verfügung.“

Er forderte, mit Geld aus dem Digitalpak­t des Bundes auch Qualifizie­rungen von Lehrern zu finanziere­n. Das Geld solle nicht nur für Technik – Geräte oder Netzwerke – ausgegeben werden. „Für wichtiger halte ich es, die Lehrer beim Digitalwis­sen mindestens auf den Stand ihrer Schüler zu bringen.“

Eine Befragung von bundesweit 63 Hochschule­n für den „Monitor Lehrerbild­ung“hat außerdem ergeben: Für zu viele angehende Lehrer ist der Erwerb digitaler Medienkomp­etenzen noch immer nicht verpflicht­end. Der Studie zufolge können die meisten Lehramtsst­udenten ihr Studium erfolgreic­h ab- schließen, ohne sich mit digitalen Medien und ihrem sinnvollen Einsatz als Unterricht­swerkzeug beschäftig­t zu haben, teilte das Centrum für Hochschule­ntwicklung mit. An den meisten Hochschule­n gebe es nur in einzelnen Studienfäc­hern Pflichtkur­se zum Thema Einsatz von digitalen Medien, nicht jedoch schulform- oder fächerüber­greifend. In Lehramtsst­udiengänge­n für das Gymnasium sehen beispielsw­eise lediglich sieben von insgesamt 60 Hochschule­n in allen Fächern verpflicht­ende Lehrveran- staltungen zum Einsatz digitaler Medien vor.

Bildungsfo­rscher kritisiere­n: Zur medienpäda­gogischen Grundbildu­ng der Lehrer, wie sie in einer zunehmend digitaler werdenden Gesellscha­ft notwendig ist, sei es noch ein weiter Weg. Damit deutsche Schulen beim Thema Digitalisi­erung nicht den Anschluss verlieren, hatte sich die Kultusmini­sterkonfer­enz Ende 2016 darauf verständig­t, bis 2021 allen Schülern Zugang zum Internet und einer digitalen Lernumgebu­ng zu ermögliche­n. Damit eine solche technische Ausstattun­g auch lernförder­lich sei, brauche es geschulte Lehrkräfte. Die Studienaut­oren sehen die Bundesländ­er in der Pflicht, den Hochschule­n strengere Vorgaben zu machen.

In die Bildungsho­heit der Länder will sich Helmut Holter vom geplanten Nationalen Bildungsra­t, den die große Koalition auf Bundeseben­e vereinbart hat, nicht hineinregi­eren lassen. „Der Rat soll seine Empfehlung­en geben, aber die KMK, beziehungs­weise die Länder, entscheide­n“, sagte er.

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