INFO Auch eine Liebhaberin klassischer Musik
Die Autorin Donna Leon, geboren 1942 in Montclair/New Jersey, lebt seit 1981 in Venedig. Früher arbeitete sie als Reiseleiterin, Werbetexterin und Lehrerin, lebte im Iran, in China und in Saudi-Arabien. Ihren ersten Brunetti-Roman veröffentlichte sie 1992 („Venezianisches Finale“), seitdem ist jeder neue Venedig-Krimi ein internationaler Bestseller. Weil Donna Leon ein normales Leben in Venedig führen möchte, erscheinen ihre Romane nicht in der Sprache ihrer Wahlheimat Italien. Angeekelt vom zunehmenden Massentourismus in Venedig hat sie neuerdings einen Zweit-Wohnsitz in den Schweizer Bergen. Donna Leon ist Liebhaberin klassischer Musik, weiß vieles über Georg Friedrich Händel und unterstützt mehrere musikalische Barock-Ensembles. Das Buch Heimliche Versuchung. Commissario Brunettis siebenundzwanzigster Fall. Roman. Übersetzt von Werner Schmitz. Diogenes, 328 S., 24 Euro. Auch die Versuchung, tiefgründige Recherche durch kurzschlüssige (Vor)Urteile zu ersetzen, ist groß. Statt miteinander zu reden und den Dingen auf den Grund zu gehen, bestimmen irrationale Gefühle und Ängste das Handeln.
Auch ist es wenig befriedigend, das Gesetz wie eine Monstranz vor sich her zu tragen und die Schuldigen dingfest zu machen, wenn man nicht lieben und verzeihen kann.
Ja, es geht auch um Drogen, und ja, es geht auch um kriminelle Abzockerei im Gesundheitswesen. Aber eigentlich geht es darum, wie wir miteinander leben und ob wir weiter unsere Umwelt verschandeln und unsere Beziehungen vergiften wollen, warum wir so gern Gerüchten aufsitzen und alternativen Fakten trauen, wieso wir glauben, es reiche, der komplizierter werdenden Welt mit schnellen Antworten und kernigen Vorurteilen zu begegnen. Nein, es macht nicht wirklich Spaß, den Roman von Donna Leon zu lesen. Einfühlsam und eindringlich geschrieben und von einer unerschütterlichen humanen Hoffnung auf ein besseres Leben getrieben, ist er trotzdem allemal.