Rheinische Post Ratingen

„Firmen müssen mehr für die Grundbildu­ng der Beschäftig­ten tun“

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(mar) Immer mehr Erwerbstät­ige haben Sprach- und Lesedefizi­te sowie andere Lücken in der Grundbildu­ng. Das zeigt eine noch unveröffen­tlichte Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW), die unserer Redaktion vorliegt. Demnach verfügen rund 39 Prozent der Erwerbstät­igen in Helferjobs nur über sehr geringe Lesekompet­enzen, können also nur kurze Texte zu vertrauten Themen lesen und verstehen. Noch schlechter steht es um die mathematis­chen Kenntnisse: Knapp 44 Prozent der Beschäftig­ten in Helfertäti­gkeiten beherrsche­n nur einfachste mathematis­cheVorgäng­e wie Zählen oder Sortieren, so das IW, das Daten der Industriel­änderorgan­isation OECD ausgewerte­t hat.

Die Sprachdefi­zite kommen häufig bei ausländisc­hen Beschäftig­ten vor. Eine weitere IW-Untersuchu­ng auf Basis des Sozio-Oekonomisc­hen Panels (SOEP) mit Daten aus dem Jahr 2015 zeigt, dass knapp 16 Prozent der ausländisc­hen Erwerbstät­igen laut eigenen Angaben Defizite beim Sprechen, Lesen oder Schrei- Wido Geis IW-Experte ben haben.Von denen, die seit mindestens vier Jahren in Deutschlan­d leben, sind es immer noch gut 13 Prozent. Beide Werte sind im Vergleich zum Jahr 2011 gestiegen. Besonders groß sind die Sprachdefi­zite wiederum im Helferbere­ich, wo 28 Prozent der ausländisc­hen Beschäf- tigten Schwierigk­eiten beim Sprechen, Lesen oder Schreiben haben.

Die Zahl der sozialvers­icherungsp­flichtig beschäftig­ten Ausländer in qualifizie­rten Tätigkeite­n ist zwischen 2013 und 2017 von 1,5 Millionen auf 2,1 Millionen gestiegen, in Helfertäti­gkeiten von 800.000 auf 1,3 Millionen. Dementspre­chend dürften die migrations­spezifisch­en Defizite im Vergleich zur SOEP-Erhebung 2015 weiter zugenommen haben.

„Insbesonde­re im Hinblick auf die Digitalisi­erung müssen Unternehme­n mit Unterstütz­ung der Politik mehr für die Grundbildu­ng der Beschäftig­ten tun“, sagte IW-ExperteWid­o Geis. Das betreffe besonders die Kommunikat­ionsfähigk­eit der Arbeitnehm­er. „Auch im Helferbere­ich werden Sprachkomp­etenzen immer wichtiger.“

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