Wenn Humor auf Wissenschaft trifft
„Heinrich“heißt der neue Science Slam der Philosophischen Fakultät. Studenten wie Dozenten kämpften mit ihren Vorträgen um die Gunst des Publikums.
„Man ist jedes Mal wieder aufgeregt“, sagte Marc Hausdorf, Gewinner des Abends. Und das, obwohl der Bachelorstudent schon bei mehreren Slams auftrat. Doch allein dort vorn zu stehen und ein Publikum zum Lachen zu bringen – mit einem wissenschaftlichen Vortrag? Keine leichte Aufgabe.
Er und vier weitere Kandidaten haben diese am Dienstagabend gemeistert. In zehn Minuten ein Thema der Wissenschaft unterhaltsam und originell vortragen – so lauten die Regeln des Science Slams. Hilfsmittel wie Bilder oder Videos sind erlaubt, Ablesen vom Notizzettel dagegen nicht. Zuletzt entscheidet das Publikum, wer gewinnt. Fünf Institute der Philosophischen Fakultät waren beim „Heinrich“-De- büt im Haus der Universität vertreten, der Gewinner wird beim großen Heine-Slam gegen die anderen Fakultäten antreten.
„Gerade für Wissenschaftler ist es schwierig, in nur zehn Minuten ein Forschungsthema zu präsentieren“, sagte Johannes Krause, SoziologieDozent und noch Neuling in der Welt des Slams. Der guten Überzeugungsarbeit des Organisationsteams des „Heinrich“ist es zu verdanken, dass er sich spontan dazu entschloss, aufzutreten. „Physische Attraktivität“lautete das Thema seines Vortrags, in dem es um Models und Make-up ging und um die Frage: „Warum tue ich den ganzen Quatsch, bevor ich das Haus verlasse?“Bei seiner Arbeit beschäftigt sich der Wissenschaftler mit demselben Thema, „aber es war etwas ganz anderes, vor Publikum darüber zu reden“, so Krause.
Ist es also die größte Herausforderung beim Science Slam, über den eigenen Forschungsbereich zu sprechen? Haben Studenten demnach sogar einen Vorteil, weil sie nicht ganz so tief in der Materie stecken? „Müsste ich zwischen Science und Poetry Slam wählen, würde ich Science Slam machen“, sagte Hausdorf. Beim Poetry Slam, wo alle Themen erlaubt sind, „wüsste ich gar nicht, wo ich anfangen soll“.
Lieber rede er über Wissenschaft, in seinem Fall: über die Linguistik. Mit viel Humor erklärte er in seinen zehn Minuten, wieso Japanisch die schwerste Schrift der Welt ist. Während manche Zeichen nämlich ganz eindeutig seien (so das Zeichen für „Bosheit/Unheil/Lärm“, das sich aus dem dreifachen Zeichen für ‚Frau“zusammensetzt), brauche es für andere mehr Fantasie. Die ande- ren Konkurrenten hatten sich für ebenso witzige und zugleich spannende Themen entschieden: Studentin Sophie Karow ermutigte mit ihrem Slam ‚Auf Ochsentour‘ das Publikum zu einer Karriere in der Politik, nicht ohne zu erklären, warum der „Baby-Ochsenstall“auf dem Weg so hilfreich sein kann. Charlotte Henschel berichtete vom Aokigahara, der nicht nur berühmt für seine Aussicht auf den Fuji ist, sondern auch äußerst beliebt für Selbstmorde. Als Vertreterin der Medien- und Kulturwissenschaften löste Svenja Peters auf, ob Bildung tatsächlich bleibt, wenn Geld wegrollt.
Den lautesten Applaus bekam am Ende aber Marc Hausdorf – und zwar für seine Hass-Liebe zu Japanisch. Als Gewinn bekam er nicht nur 400 Euro, sondern auch die ‚Heinrich‘-Trophäe. Simone Brandes, die auch die Heine-Slams organisiert, betonte: „Es ist ein Unikum, dass die Universität Slammer aus ihren eigenen Fakultäten stellen kann.“Den Heine-Slam soll es daher auch weiterhin geben.