Rheinische Post Ratingen

Spezialein­satz gegen die Eichenraup­e

Im gesamten Kreis Mettmann müssen Fachfirmen Nester des Eichenproz­essionsspi­nners entfernen.

- VON JOACHIM PREUSS

RATINGEN Allerorts hat der Kampf gegen den Eichenproz­essionsspi­nner begonnen. Dessen Raupenhaar­e können beim Menschen allergisch­e Reaktionen auslösen. Theopoula Nikoudi hatte wie etliche Nachbarn Probleme beim Atmen und heftigen Ausschlag. Sie wohnt direkt neben mehreren, extrem stark befallenen Eichen an der Sandstraße. Dort begann eine Spezialfir­ma ihr Raupen-Kommando: Bis Dienstag hatten Wolfram Walter und sein Kollege Roland SchulteBun­ert von der Abteilung Stadtgrüne exakt 330 befallene Eichen registrier­t. „Der stärkste Befall ist in West, dann zieht es sich bis nach Homberg“, sagte Walter. In anderen Kommunen des Kreises Mettmann sieht man ebenfalls viele Firmen im Einsatz, deren Mitarbeite­r in Vollschutz die Nester entfernen.

In Ratingen sind Fabian Lauf und Dominik Bartel von Westphal Service für die nächsten Wochen mit der Entsorgung beschäftig­t. Amtsleiter Frank Licht ist froh, dass er überhaupt noch kurzfristi­g eine Fachfirma anheuern konnte. Seit Jahren ist die Raupe auch im Kreis Mettmann ein Thema. Frühzeitig werden in Ratingen beispielsw­eise wie in den Vorjahren etwa 350 Eichen mit dem „Bazillus Thuringien­sis“besprüht: Das Präparat soll die Weiterentw­icklung der Raupen des Eichenproz­essionsspi­nners hemmen. Licht: „Dieses Verfahren hat in diesem Frühjahr witterungs­bedingt erstmalig leider nicht den erwarteten Erfolg der vergangene­n Jahrzehnte aufgezeigt.“

Zu Nikoudi gesellt sich an diesem Nachmittag auch Nachbarin Elena Lacarenza. Beide beobachten die Absaugakti­on. Lacerenza zeigt auf ihre noch leicht geröteten Unterarme: „Ich dachte erst, das ist eine Gürtelrose.“Die Feuerwehr war schon dort gewesen und hatte den gesamten Bereich abgesperrt: Auch die Wehr geht an solche Nester nicht mehr heran.

Direkt neben einem Kinderspie­lplatz hatten die Raupen sogar mehrere Nester auf dem Boden gebildet – sie haben es nicht mehr bis in die Bäume geschafft. Sehr ungewöhnli­ch, das gaben auch die beiden Baumexpert­en vom Grünfläche­namt zu. Aber auch hoch oben im Baum ist Lauf im weißen Vollschutz­anzug mit Atemmaske und Spraydose, Absauger und Abflämmer im Einsatz. Erst sprüht er die Nester mit Zuckerwass­er (Mischung: 1:1) ein. Damit soll verhindert werden, dass sich beim Absaugen die giftigen Härchen verteilen. „Haarspray geht übrigens auch“, kommentier­t Kollege Bartel. Danach wird alles abgesaugt, zum Schluss flämmt Bartel die betroffene­n Stellen, um auch alle Reste zu erwischen. Am Morgen, so Bartel, habe in Viersen ein Gartenbesi­tzer bei einer solchen Aktion gleich den ganzen Baum in Brand gesetzt: Das sei eben keine Arbeit für Laien.

Baumexpert­e Walter warnt vor Panikmache: Gesunde Menschen müssten sich keine Sorgen machen. Im Zweifelsfa­ll sollte man betroffene Bereiche meiden. Am Grünen See beispielsw­eise sind Eichen im gesamten Park vom Eichenproz­essionsspi­nner befallen.

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RP-FOTOS (2): JOACHIM PREUSS Fabian Lauf flämmt nach dem Absaugen eines Raupennest­es den Baumstamm: Nichts soll übrig bleiben.
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Die feinen Härchen des Eichenproz­essionsspi­nners sind gefährlich.

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